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Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk

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vorgeordnet“, womit der Vorwurf der Einschleusung von Religion durch die<br />

Hintertür, der hier der Vater des Jansohnschen Gedankens gewesen zu<br />

sein scheint, entkräftet ist.<br />

Die alles entscheidende Frage ist nun: ist die Metaphysik des Prinzips<br />

<strong>Verantwortung</strong> in sich stimmig, oder nur ein persönliches<br />

Glaubensbekenntnis? <strong>Und</strong>, „falls das Projekt Moralbegründung als<br />

gescheitert angesehen werden müßte“, bleibt dann mehr, als eine<br />

„erbauliche Moralpredigt“(41;164)? Seit Kant ist klar, „daß es Vernunft<br />

‘ohne eine vorangehende Kritik ihres eigenen Vermögens’“(ebd.) nur zur<br />

dogmatischen Metaphysik, nicht aber zur Metaphysik als Wissenschaft<br />

bringen kann. Kant bezeichnete die Metaphysik aber auch als natürliches<br />

Bedürfnis des Menschen, seine Lage zu klären (vgl.41;164).<br />

„Metaphysischer Behauptungen ist die Welt satt“(41;164). Metaphysik als<br />

Wissenschaft wird nur als Kritik der reinen Vernunft auftreten können, in<br />

der es um die Klärung a priorischer Bedingungen für Erfahrung,<br />

Wahrnehmung und die „Grenzen der menschlichen<br />

Vernunfterkenntnis“(ebd.) geht.<br />

Jansohn will nun weder Jonas an Kant messen, noch ihn in Bezug zur<br />

modernen Metaphysikkritik setzen, sondern nur einige von Jonas’<br />

metaphysischen Grundpositionen in ihrer Bedeutung für seine Ethik<br />

erläutern und kritisieren.<br />

Jonas setzt keine neuen ethischen Normen an die Stelle von<br />

althergebrachten, wie Wahrhaftigkeit oder Hilfsbereitschaft, sondern sucht<br />

dort nach Normen, wo es noch keine gibt: im Bereich der Technik. Daß<br />

Technik ethischen Erwägungen überhaupt unterworfen sein sollte, ergibt<br />

sich aus der Tatsache, daß es sich bei ihr um eine Machtausübung<br />

handelt. Von jeder anderen Macht läßt sich aber behaupten, daß sie<br />

selbst weder gut noch böse ist und daß nur ihr Gebrauch zum Guten oder<br />

Bösen möglich ist.<br />

Die Technik macht hier insofern eine Ausnahme, als ihr Gebrauch eine<br />

Reihe weitestreichender Konsequenzen nach sich zieht, mit denen sich<br />

wieder zukünftige Technik zu beschäftigen hat. Auch der Gebrauch von<br />

Technik ohne böse Absicht und nur zum guten Zweck zieht diese<br />

Konsequenzen nach sich, wie sich sehr deutlich an den Kalamitäten zeigt,<br />

die der zivile Bruder der Atombombe, die friedliche Nutzung der<br />

Kernenergie, den Menschen bereitet. „Ihre Pflugscharen können auf lange<br />

Sicht ebenso schädlich sein, wie ihre Schwerter“(41;166). Jonas’ Lehrer<br />

Heidegger nannte die Technik „eine Weise des Entbergens“, womit, so

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