Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
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kann"(ebd.), gemäß dem aristotelischen Satz vom ausgeschlossenen Dritten 17 ,"weil ja eine jede<br />
Aussage entweder an sich wahr oder falsch sein muß"(ebd.). Alle drei Erklärungsmodelle fallen in<br />
eins zusammen, weil die Wahrheit in der Verkettung der Dinge durch Gott festgesetzt<br />
wird(vgl.57;7).<br />
2. - Fatum Mahumetanum -<br />
"Die falsch verstandene Idee von der Notwendigkeit hat das aufkommen lassen, was man als<br />
Fatum Mahumetanum zu bezeichnen pflegt, das 'Schicksal' im türkischen Sinne, weil man von den<br />
Türken behauptet, daß sie den Gefahren nicht aus dem Wege gingen und selbst die von Pest<br />
infizierten Plätze nicht vermeiden, aufgrund ähnlicher Erwägungen, wie wir sie oben (bei der<br />
faulen Vernunft) anführten" (57;8).<br />
3. - Fatum Stoicum -<br />
"<strong>Das</strong> sogenannte Fatum Stoicum war nicht so etwas Düsteres, wie man es auszumalen pflegt; es<br />
lenkte die Menschen nicht von der Sorge um ihre Geschäfte ab, sondern strebte danach, ihnen mit<br />
Bezug auf die zukünftigen Ereignisse das Bewußtsein der Ruhe 18 zu verleihen, vermöge der<br />
Erwägung der Notwendigkeit, die all unsere Sorgen und Kummer unnütz macht" (ebd.).<br />
Über die menschliche Freiheit sagt Leibniz:"diese scheint mit der göttlichen Natur unverträglich<br />
zu sein und muß dennoch notwendig angenommen werden, um Schuld und Strafbarkeit des<br />
Menschen aufrechtzuerhalten" (57;95). Die wahre Einstellung ist dann das Fatum Christianum,<br />
das sogleich zum Gegenstand des Spottes bei Voltaire und Schopenhauer wird. Den eigentlichen<br />
Streitpunkt, die "Theodizee" definiert Kant wie folgt:“Unter einer Theodicee versteht man die<br />
Vertheidigung der höchsten Weisheit des Welturhebers gegen die Anklage, welche die Vernunft<br />
aus dem Zweckwidrigen in der Welt gegen jene erhebt. - Man nennt dieses, die Sache Gottes<br />
verfechten; ...“(51;241).<br />
<strong>Das</strong> genau ist Leibniz' Anliegen: "Allerdings vermögen die Lehren der Stoiker (...), die sich auf<br />
diese angebliche Notwendigkeit beschränken, nur eine gezwungene Geduld zu verleihen, während<br />
Jesus Christus erhabenere Gedanken einflößt und uns selbst das Mittel zur Zufriedenheit an die<br />
Hand gibt, indem er uns versichert, daß Gott vollkommen gut und weise ist und sich um alles<br />
kümmert, so daß kein Haar von unserem Haupte fällt ohne seinen Willen und wir daher zu ihm ein<br />
vollkommenes Vertrauen haben müssen, derart, daß wir sehen würden, wenn wir imstande wären,<br />
es zu begreifen, daß es gar keine Möglichkeit gäbe, irgend etwas besseres zu wünschen ... als das,<br />
was er tut. Es ist das gleichsam, als ob man den Menschen sagte: Tut eure Pflicht und seid<br />
zufrieden mit dem, was auch kommen möge, nicht nur, weil ihr der göttlichen Vorsehung oder der<br />
Natur der Dinge doch nicht widerstehen könnt ... , sondern auch, weil ihr es mit einem guten Herrn<br />
zu tun habt. Diese Auffassung könnte man als Fatum Christianum bezeichnen" (57;8f.).<br />
Die Konsequenzen aus dieser Einstellung ergeben sich weiter unten in der Theodizee: "Diese<br />
überlegene Weisheit konnte in Verbindung mit einer nicht weniger unendlichen Güte einzig und<br />
17 Von zwei einander ausschließenden Eigenschaften kann ein Ding nur entweder die<br />
eine oder die andere, nicht aber beide zugleich haben.<br />
18 Ataraxia