Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
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Subjekt, das heißt an eine Steuerung keimhafter appetitiver Innerlichkeit<br />
durch zahllose Einzelelemente, als an ihre anfängliche Einheit in einem<br />
metaphysischen Totalsubjekt. (<strong>Das</strong> heißt Pantheismus ist kein<br />
notwendiges Komplement des Panpsychismus.)“(41;178).<br />
Vor allem hinsichtlich der Vereinbarkeit seines Denkmodells mit der<br />
Naturwissenschaft will Jonas nicht mißverstanden sein. Er behauptet<br />
keine „denkende Mutter Natur“, sondern ein jenseits der Meßbarkeit<br />
liegendes teleologisches Prinzip, wogegen in der Tat weniger<br />
naturwissenschaftliche Einwände bestehen, als logische Einwände gegen<br />
das Epiphänomenargument. Jonas will „nicht etwa die Natur mit<br />
mutmaßlichen Zwecken erklären ..., sondern das erwiesene Vorkommen<br />
von Zwecken in ihr (...) für den Naturbegriff deuten“(ebd.). Die Deutung<br />
ergibt eine von Psyche, Zweck und Subjektivem durchwirkte Welt, in der<br />
menschliche Subjektivität nur die Spitze eines Eisberges darstellt.<br />
Probleme ergeben sich nun, nach Jansohn, mit der Unterscheidung von<br />
Zweck - und Finalkausalität. Bezieht sich Zweckkausalität noch auf<br />
Einzelabsichten, die sicher nicht zu leugnen sind, so verhält es sich mit<br />
der Finalkausalität, daß nämlich das Weltganze auf etwas zustrebe, oder<br />
gar zu etwas nütze sei, schon anders. Nicolai Hartmann sagt, daß in einer<br />
Welt, die einem Gesamtziel entgegenstrebe, keinerlei Freiheit mehr<br />
existiere. Dem Einzelnen bliebe nichts anderes, als ihr ihren Lauf zu<br />
lassen (vgl.41;179).<br />
Hier scheint mir vergessen worden zu sein, daß es sich nur um ein<br />
Denkmodell handelt, ein „Geschöpf der Theorie“, das sosehr es dazu<br />
taugt, die Welt erklären helfen kann. Jonas wünscht die Welt mit der<br />
Explikation der <strong>Verantwortung</strong> des Menschen für das Ganze zu verändern,<br />
nicht aber unbedingt mit der Annahme der Finalkausalität unserer Welt,<br />
die ihm nur zur Unterstützung seiner Thesen, eben der Herleitung einer<br />
„Ethik für die Zukunft“ aus der Metaphysik dient. Jemand der im<br />
praktischen Leben Konsequenzen, wohlgemerkt nicht im Diskurs oder im<br />
Denken, aus den Fragen danach, was wir wissen können, zieht, wird<br />
zwangsläufig zum „Hans guck in die Luft“.<br />
Man könnte hier auch Derridas Kritik am „Logozentrismus“ ins Feld führen,<br />
deren Grundgedanke in der Feststellung der Willkürlichkeit von<br />
Benennungen besteht, die auf Komposita, wie „Flugzeug“ zunächst nicht<br />
zuzutreffen scheint, aber wer setzt die Begriffe „fliegen“ und „Zeug“? Die<br />
Konsequenz daraus ist, daß eine Übereinstimmung zwischen Begriff und<br />
Sache, „Gesagtem“ und „Gemeintem“ nicht notwendig, sondern nur