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Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk

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gewettet werden, was auch einzusehen ist, weil das obige Zitat einen<br />

Grundsatz von Vitalität ausdrückt. Interessen anderer stehen bei jeder<br />

Handlung mit auf dem Spiel. Jonas bezieht sich auf Goethes Ausspruch:<br />

„Der Handelnde ist immer gewissenlos“. Aber „das Ganze der Interessen<br />

Anderer“ darf nicht „um irgendwelcher partieller Interessen willen<br />

verwettet(ebd.)“ werden. „Über das individuelle Recht zum Selbstmord läßt<br />

sich reden, über das Recht der Menschheit zum Selbstmord nicht (ebd.)“.<br />

Auch die Idee des Menschen in seiner Freiheit darf nicht preisgegeben<br />

werden: „Würden z.B. Automaten des Wohlverhaltens mit Menschenantlitz<br />

mittels Gentechnologie oder operanter Konditionierung hergestellt, wäre<br />

diese Idee preisgegeben“(41;170). Damit „Freiheit und Verantwortlichkeit<br />

... in der Welt Wirklichkeit bleiben“, reicht es nicht aus, nach dem „Sein<br />

des Menschen“ zu forschen. Mit der Frage nach dem „Grund des Seins<br />

überhaupt“ steht „die metaphysische Problematik in ihrer ganzen Tiefe zur<br />

Debatte“(41;171). Jansohn führt eine weitere These von Hans Jonas an,<br />

„man müsse sich angesichts der großen Pause der Metaphysik, in der wir<br />

uns befinden, dem Mythos anvertrauen“(ebd.). Trotzdem wird eine<br />

rationale Metaphysik anvisiert, wobei das Rationale „nicht ausschließlich<br />

nach den Maßstäben der positiven Wissenschaft“ (41;172) bestimmt<br />

werden sollte.<br />

<strong>Das</strong> Verhängnis sieht Jonas in der „quasi - genostischen Entmachtung der<br />

Transzendenz“(ebd.), die der neuzeitlich - technischen Grundeinstellung<br />

immanent ist. Als „Antignostiker“ entwirft er eine Kosmogonie, in der sich<br />

die Transzendenz sehr wohl um die Vorgänge in der materiellen Welt<br />

kümmert. Den Ursprung der Welt erklärt er weder mit dem Urknall, noch<br />

mit einem platonischen oder gnostischen Demiurgen, sondern „der<br />

göttliche Grund des Seins“ hat sich „‘aus unerkennbarer Wahl ... dem<br />

Zufall, dem Wagnis und der endlosen Mannigfaltigkeit des Werdens’<br />

anheimgegeben. Hiermit will er sagen: ‘damit Welt sei ..., entsagte Gott<br />

seinem eigenen Sein; er entkleidete sich seiner Gottheit, um sie<br />

zurückzuempfangen aus der Odyssee der Zeit, beladen mit der<br />

Zufallsernte unvorhersehbarer zeitlicher Erfahrung, verklärt oder vielleicht<br />

auch entstellt durch sie’“(ebd.). Gott kommt durch die Welt, die er in<br />

Selbstentäußerung geschaffen hat, wieder zu sich selbst, so liegt die<br />

„Entfaltung des Göttlichen“ in der „Heraufkunft von Wissen und Freiheit“<br />

und damit in der „<strong>Verantwortung</strong> des Menschen“(ebd.).<br />

Durch die Entscheidung zwischen Gut und Böse, der „transzendente<br />

Wichtigkeit“ zukommt, liegt es an uns, „Göttliches zu vollenden“ oder zu

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