Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
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Die Begriffe „formale Ethik“ und „Reflexion des freien Willens“ wären also synonym. Ein<br />
demokratischer Staat gibt vor, dem Willen aller irgendwie Rechnung zu tragen. Jean - Jacques<br />
Rousseau 38 nannte dies die volonté général. Eine Reflexion der Willensfreiheit aller ist jedoch<br />
schwer denkbar, weil ein System nur so klug ist, wie sein dümmstes Mitglied (Folgerung aus<br />
Murphy’s Gesetz, vgl.V.1.1).<br />
So kann es eine Willensfreiheit aller einzelnen geben, jedoch keine Freiheit des gemeinsamen<br />
Willens aller, zumal dieser immer mutmaßlich ist, denn das würde Faschismus oder Diktatur<br />
bedeuten. Ein so radikaler Verstoß gegen das natürliche eigene Fühlen, wie die Entwicklung<br />
anthropofugaler Vernunft, ist ebenfalls ohne die Aktivität eines freien Willens undenkbar.<br />
Die Würde des einzelnen, der seinen freien Willen einzusetzen weiß, kann man allerdings nicht<br />
hoch genug ansetzen. Tatsächlich täte man einem solchen „Gott“ durch jeden Rahmen, in den man<br />
ihn, ohne Beachtung seiner Autonomie, zwängen würde, Unrecht. <strong>Das</strong> und nur das ist die Antwort<br />
auf die Frage nach Nietzsches Übermensch (vgl.67;§4).<br />
III. Erstes Hauptstück: Ulrich Horstmann und "das <strong>Untier</strong>"<br />
Die größte Schwierigkeit bei Horstmann besteht darin, Ironie und Ernsthaftigkeit im einzelnen zu<br />
trennen. Besonders deutlich ist dies bei der Ästimierung der einzelnen Philosophen. Es ist zu<br />
vermuten, daß Horstmann die Theodizee von Leibniz nicht sehr schätzt 39 , im Gegensatz zu<br />
Voltaires Candide. Bei Schopenhauer wird es schon schwieriger zu erkennen, ob Horstmanns<br />
Wertschätzung ernst gemeint oder ironisch ist 40 . Die Frage muß zunächst offen bleiben. Es schien<br />
mir angemessen, Textwiedergabe und Kritik voneinander zu trennen. Wenn nicht zu jedem Punkt<br />
des Kapitels "Ulrich Horstmann und das <strong>Untier</strong>" eine separate Kritik erscheint, so ist dies als<br />
Zeichen meiner punktuellen Zustimmung zu verstehen. Nicht alle Thesen im Verlauf des <strong>Untier</strong>s<br />
sind von der Hand zu weisen. Bei dem Kapitel „Schumpeter - Effekt und Readers Digest“ handelt<br />
es sich um mein eigenes Elaborat, in dem Horstmann nur zitiert wird.<br />
Zweifellos hatte Horstmann aber die dort von mir genannten Eskalationsphänomene<br />
anspielungsweise im Sinn.<br />
III.1 Biographisches zu Horstmann<br />
Dr.phil., Univ. Prof. Ulrich Horstmann unterrichtet Anglistik und Amerikanistik an der Universität<br />
Münster/Westfalen. Er wurde am 31.5. 1949 in Bünde/Westfalen geboren. Er promovierte 1974,<br />
habilitierte 1981 in Münster und wurde daselbst 1982 Professor.<br />
Veröffentlichte Werke:<br />
- Ansätze zu einer technomorphen Theorie der Dichtung bei Poe 1975<br />
38 Durch sein Werk „Der Gesellschaftsvertrag“ gilt Rousseau als Wegbereiter<br />
demokratischer Systeme. Die große Revolution in Frankreich erlebte er, ebenso wie<br />
Voltaire, nicht mehr.<br />
39 Vgl. II.1<br />
40 Vgl.III.3.8.1