Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
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Geschichte eines Irrtums, des Irrtums von der Verantwortlichkeit ist: als welcher auf dem Irrtum<br />
von der Freiheit des Willens ruht"(72;§39) 31 . Diese Einstellung nennt Leibniz Fatum<br />
Mahumetanum 32 , (vgl.57;8).<br />
Jaspers zitiert Nietzsche: "gegen Schopenhauer: Was er Wille nennt, ist nur ein leeres Wort; aus<br />
dem Charakter dieses Willens ist der Inhalt des Wohin weggestrichen (Wille zur<br />
Macht,S.156)“(43;301) 33 .<br />
"Wille zum <strong>Das</strong>ein gibt es nicht. 'Denn: was nicht ist, das kann nicht wollen; was aber im <strong>Das</strong>ein<br />
ist, wie könnte das noch zum <strong>Das</strong>ein wollen! 34 Nur wo Leben ist, da ist auch Wille, aber nicht<br />
Wille zum Leben, sondern Wille zur Macht (Zarathustra,S.168)“(ebd.).<br />
Mit seinen Anmerkungen zur Willensfreiheit wendet Nietzsche sich nicht nur gegen<br />
Schopenhauer, sondern implizit auch gegen Kant. Die Frage, ob es einen freien Willen gibt, bleibt<br />
umstritten. Die verschiedenen Standpunkte sind in Leibniz' vier unterschiedlichen Arten, mit der<br />
Zukunft umzugehen, bereits enthalten.<br />
Aleister Crowley 35 verherrlichte den Willen sogar als dem Homo - Deus gottgegebenes Recht. Er<br />
nannte sein Domizil in Cefalu/Sizilien "Abtei von Θελημα" und seine Anhänger "Thelemiten" 36 .<br />
II.3 Der freie Wille als Voraussetzung für verantwortliches Handeln<br />
"Moral und Moralität, Sittlichkeit und Ethos sind nicht denkbar, ohne daß man anerkennt, daß der<br />
Mensch prinzipiell einen freien Willen hat und prinzipiell zur Erkenntnis des sittlich Gesollten, des<br />
Guten in der Lage ist"(4;27).<br />
Eine besondere Ethik, die das Gefühl direkt anspricht, findet sich bei Albert Schweitzer:<br />
"Von der Lebensgestaltung im Geiste der Ehrfurcht vor dem Leben<br />
<strong>Das</strong> Wesen der Erscheinungen erkenne ich nicht, sondern ich erfasse es in Analogie zu dem<br />
Willen zum Leben, der in mir ist 37 ... <strong>Das</strong> zum Erleben werdende Erkennen läßt mich der Welt<br />
gegenüber nicht als rein erkennendes Subjekt verharren, sondern drängt mir ein innerliches<br />
Verhalten zu ihr auf. Es erfüllt mich mit Ehrfurcht zu dem geheimnisvollen Willen zum Leben, der<br />
31 Zu der unterstrichenen Passage vgl.85;373, wo er die Ausrichtung des Willens an<br />
einem immer wiederkehrenden Gedanken als „Melodie“ bezeichnet. Möglich ist, daß es<br />
Nietzsche hier um eine reine Widerlegung Schopenhauers aus Schopenhauer geht, ohne<br />
daß er selbst an die Wahrheit der Thesen glaubt, wenn man bedenkt, daß Nietzsches<br />
Behauptung von der völligen Determiniertheit aus denselben indischen Quellen stammt,<br />
wie Schopenhauers ganzer Pessimismus.<br />
32 vgl. auch Kap. II.1.<br />
33 Jaspers zitiert Nietzsche nach der von dessen Schwester besorgten Gesamtausgabe.<br />
34 Nietzsche läßt hier unberücksichtigt, daß auch der Wille, am Leben zu bleiben, Wille<br />
zum Leben ist.<br />
35 Der erste von links oben auf dem Cover der Beatles - LP "Sgt. Pepper's Lonely Hearts<br />
Club Band". Unter dem Pseudonym „Oliver Haddo“ ist Aleister Crowley der Protagonist<br />
der Geschichte Der Magier. Ein parapsychologischer Roman. Zürich 1975 von William<br />
Somerset Maugham, sowie des gleichnamigen Stummfilms von 1927.<br />
36 Vgl. Crowley, Aleister: The Book of the Law. New York 1976, S.23.<br />
37 Vgl.85;393.