Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
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sogar Angstgefühle, deren Ursprung sich nicht mehr lokalisieren läßt. Ich<br />
spreche mich daher gegen eine Befürwortung der Angst aus, sofern sie<br />
nicht in irgendeiner Weise, so wie es Jonas unterstellt, erkenntnisleitend<br />
sein kann 189 .<br />
Jansohn räumt außerdem ein, in ihrer kritischen Funktion, z.B. im Kampf<br />
gegen den Positivismus, sei die Jonassche Metaphysik „fundiert und<br />
fruchtbar“ (41;186), jedoch zur Moralbegründung tauge sie nicht und sei<br />
aufzuheben, „um für die Ethik Platz zu bekommen“.<br />
Für mich bleibt die selbstentlarvende Frage: wie muß man denn eine Ethik<br />
aus der Metaphysik begründen? Schwer zu begreifen bleiben für mich bei<br />
Jansohn einmal die mehrfache Anmahnung, Jonas solle den „Zeitgeist“<br />
beachten (Wer ist denn das?), die auch an der Stelle, es gäbe keine<br />
metaphysische Wahrheit und keinen Weg vom Ist zum Soll impliziert wird,<br />
dann zweitens auch die Planspiele von aus metaphysischen Annahmen<br />
angeblich zu ziehenden Konsequenzen, denn wer außer Moses und<br />
Jesus hat wohl je Konsequenzen aus der Annahme gezogen, daß es Gott<br />
gebe? Problematisch bleibt mir auch bei einem zu recht mit Gefühlen<br />
beladenen Thema das unbedingte Anlegen logischer Maßstäbe. Natürlich<br />
hat Jonas damit angefangen, unbedingte Begründungen zu versprechen.<br />
Wie kommt man vom Sein zum Sollen? draußen spielen Kinder.<br />
Man könnte „<strong>Das</strong> Prinzip <strong>Verantwortung</strong>“ von Jonas ebensogut als<br />
Fragment betrachten, das den Ansatz zur Begründung einer Ethik aus der<br />
Metaphysik enthält. Die geforderten logischen Schritte könnten im<br />
Nachhinein vollzogen werden, so daß es möglich würde, eine aus der<br />
Angst begründete, nicht - metaphysische Ethik mit Rücksicht auf die<br />
obengenannten Einwände gegen eine Heuristik der Furcht zu vermeiden.<br />
Eine Begründung ethischen Handelns aus metaphysischem Dafürhalten<br />
erscheint ungleich edler, als mit „Sein oder Nichtsein“ zu drohen, gerade<br />
wegen der nie auszuschließenden Gefahr, sich aus Trotz für das Nichtsein<br />
zu entscheiden, was mir auch selbst naheliegt.<br />
VI.2.10 Generalprobe für den Untergang<br />
Wer den Staat wirklich noch als „seines Vaters Haus“ betrachtet, der<br />
müßte die Optimisten aus dem Tempel prügeln. Als Jonas sein Buch<br />
schrieb, 1979, das waren noch Zeiten, als unsere Zivilisation, die<br />
189 Jonas meint ja die Angst vor der Zerstörung der Umwelt, die aber auch nur den<br />
großen Entscheidungsträgern zugute kommen könnte und nicht den kleinen Leuten, die<br />
ihren Müll sortieren, damit der „Wertmüll“ in Skandinavien verbrannt werden kann, woran<br />
wieder irgendein Dunkelmann sehr viel Geld verdient.