Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
alltäglicher Gewalt, die von Adligen und Priestern, Stadtbewohnern und<br />
Bauern verübt wird“(63;16).<br />
„Für Horstmann erfüllt sich der Sinn der Geschichte in der Rückkehr der<br />
Welt in den Zustand des Anorganischen. Für Jonas dagegen steht fest,<br />
daß Ethik genau dies verhindern kann und muß und daß vor allen Dingen<br />
der Mensch nicht von der Bildfläche verschwinden darf. Folglich formuliert<br />
er den für das Zeitalter der Technik maßgebenden neuen moralischen<br />
Imperativ wie folgt: ‘Handle so, daß die Wirkungen deiner Handlung<br />
verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf<br />
Erden’“(41;168f.).<br />
In den vorausgegangenen Betrachtungen wurde deutlich, daß meine<br />
Übereinstimmung mit dem Dogmatiker Jonas sich auf nahezu alle Punkte<br />
bezieht, während es andererseits leicht war, dem Skeptiker Horstmann<br />
eine Prokrustes - Methode im Umgang mit den Schriftstellern und<br />
Philosophen, die er zitiert, nachzuweisen. Ohnehin fällt es mir schwer, in<br />
„Menschenflucht“ etwas Positives zu sehen, wenngleich die Lektüre von<br />
Horstmanns Buch mir einiges Vergnügen bereitet hat. Meiner kritischen<br />
Methode bin ich es (nach Wilhelm Krug) schuldig, zwei entgegengesetzte<br />
Standpunkte gegeneinander abzuwägen, um dann einen dritten<br />
hinzuzufügen. Diesen dritten Standpunkt habe ich in dem Kapitel über<br />
Kynismus dargelegt, von dem ich selbst versucht habe, einige Beispiele in<br />
meiner Polemik gegen das Positive Denken zu geben. Eine kynische<br />
Haltung wird insofern notwendig, als ich einerseits Horstmann nicht<br />
beipflichten kann und andererseits nicht geneigt bin, mir auf Dauer im Stil<br />
von Jonas, sosehr er auch recht hat, die Seele schwer zu machen.<br />
Den Vorwurf, mir an manchen Stellen selbst zu widersprechen, müßte ich<br />
gegebenenfalls einfach hinnehmen. Von Gefühlen ganz zu schweigen,<br />
führen einige Behauptungen, sowohl bei Jonas, als auch bei Horstmann<br />
zu widersprüchlichen Auffassungen.<br />
VII.Epilog<br />
Der Indianer war vor Naturphilosophie und vor Ethik. Ihn regierte der<br />
Sachzwang der Natur, den er als den Willen Gottes interpretierte. Moral,<br />
bzw. Ethik verkürzt nun die Freiheit. Ein ethischer Satz ist ein<br />
synthetischer Sachzwang, der den Menschen aus Vernunfts -,<br />
emotionalen oder spirituellen Gründen in seinem Willen reguliert<br />
(vgl.49;185), bevor er auf den Sachzwang in der Natur trifft.