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Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk

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mit Korn gefüllten Silos der Bauernhöfe und andere mit weniger erfreulichem Inhalt. Von diesen<br />

anderen sind über die amerikanischen Prärien gut 1000 verstreut. Unter ihren grauen Betondeckeln<br />

stecken Interkontinentalraketen vom Typ Minuteman, alle auf Ziele in der Sowjetunion gerichtet,<br />

wo etwa 1400 ähnliche Raketen mit Zielrichtung USA bereitstehen. Jeder der Flugkörper könnte<br />

eine Großstadt zerstören, doch die meisten sind da wie dort, gleichsam in nuklearer Pattstellung,<br />

auf die Vernichtung von ihresgleichen programmiert“, heißt es da auf S.52. Die Angst, die den<br />

Artikel diktiert hat, zeigt sich im weiteren Verlauf immer deutlicher: „In einem Atomkrieg<br />

vernichtet die erste russische Raketenwelle den Apparat von den Befehlszentren bis zu den<br />

Silobatterien mit Mann und Maus“. „Wenn eines schönen Tages einmal die Tiere paarweise aus<br />

dem Zoo herausmarschiert kommen, dann ist es soweit“, witzeln die puritanischen Amerikaner 81 .<br />

„Fliegermajor Bob Walden führt mich durch das unterirdische Reich, zu dem auch ein<br />

Gymnastikraum, ein Friseursalon und ein Selbstbedienungsrestaurant gehören 82 ; dort blickt man<br />

durch gardinengeschmückte Fenster 83 auf Betonwände mit verblüffend echt wirkenden<br />

Landschaftsmalereien“. Die Wirkung des Textes war vermutlich 1981 ähnlich traurig wie jetzt. „In<br />

den Kriegsspielcomputern des SAC (Strategisches Luftwaffenkommando) sind ein paar tausend<br />

Varianten des Kernwaffeneinsatzes vorprogrammiert“ 84 . „Wir haben Verbindung mit dem<br />

fliegenden SAC - Gefechtsstand. Der Pilot trägt, obwohl er zwei völlig intakte Augen hat, über<br />

einem eine schwarze Binde. Eine Kernwaffendetonation im Luftraum würde ihn blenden. In<br />

diesem Fall schiebt er die Binde von dem guten Auge auf das schlechte und bleibt so weiter<br />

einsatzfähig“. Zum Schluß ergeht der Artikel sich über die Sicherheitsvorkehrungen, die jeden<br />

versehentlichen Abschuß einer Rakete unmöglich machen sollen. „Schließlich hat jeder in einer<br />

Startkabine diensttuende Mann eine Pistole. Verliert einer den Verstand, so schießt der andere ihn<br />

nieder. ‘Ich weiß, was für Gedanken sich die Leute machen’, sagt Butler, der Chef der<br />

Raketeneinheit, ’aber glauben Sie mir: Keiner von uns könnte ... je einen Raketenstart allein<br />

auslösen“. Dieser Artikel mit dem Zweck, die Deutschen als Nato - Partner der USA zu beruhigen,<br />

daß schon alle möglichen Vorkehrungen zu ihrer Sicherheit getroffen seien, wird in seiner<br />

unfreiwilligen Tragikomik noch übertroffen durch „M-X, die Waffe, die den Frieden sichern<br />

kann“, in „<strong>Das</strong> Beste aus Reader’s Digest“, Februar 1979, S.65 - 70. Schon der Untertitel ist ein<br />

Stück Realsatire: „<strong>Das</strong> drohende militärische Übergewicht der Sowjetunion zwingt die Vereinigten<br />

Staaten, sich so schnell wie möglich ein Fernwaffensystem zu schaffen, das vor<br />

Überraschungsangriffen sicher ist“. Es wird gefürchtet, das amerikanische Abschreckungspotential<br />

schwinde dahin. „Die Sowjetunion verfügt über eine fast sechsmal so große atomare Feuerkraft<br />

wie die Vereinigten Staaten, und ihr Übergewicht wächst rasch“. Eine ingeniöse Taktik soll dem<br />

Abhilfe schaffen: die M-X - Waffen werden zusammen mit Attrappen auf verschiedene Silos<br />

81 Leuten, denen die Frömmigkeit alles bedeutet, eignet eine besondere Sprache. Man<br />

ist kein Verräter, sondern ein „Judas“, nicht stark, sondern „Samson“,usw.<br />

82 Eine ähnliche Anlage befindet sich unterirdisch in der Nähe von Dernau an der Ahr.<br />

83 Im Ernstfall hätte man die, glaubt der Verfasser dieser Arbeit, schnell satt!<br />

84 Inhaltlich bestätigt das genau den Film „Wargames“, in dem es um die für alle fatalen<br />

Folgen eines Computerfehlers geht.

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