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Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk

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war. Ebensowenig würde man bei dem Satz: „Man wird dir schon nicht den Kopf abreißen“ an<br />

eine konkrete Lebensgefahr, oder bei „Ich hab dich zum Fressen gern“ an Kannibalismus denken,<br />

außer natürlich in der Satire. So ist offenbar Horstmanns Grundgedanke derjenige, ernst zu<br />

machen mit dem Limerick, der zu unterschiedlichen Graden auch Hartmann und Schopenhauer<br />

vorzuwerfen ist. Die gründlichsten Bestätigungen Horstmannscher Anthropofugalität finden sich<br />

jedoch bei Cioran: „Die Menschheit erwartet nur noch einen Propheten: den des unsündigen<br />

Lebens. Wenn der Tod nicht bezwungen und zerstört werden kann, muß die Sünde bezwungen und<br />

zerstört werden. Da diese Anstrengung für den einzelnen illusorisch ist, werden eine Katastrophe<br />

der Geschichte und eine anthropologische, das Erbe der Jahrtausende in die Luft sprengende<br />

Revolution die Morgenröte einer anderen Welt verkünden“(22;141).<br />

III.3.11 Schumpeter Effekt und Readers Digest<br />

Amerika durchlebte die Zeiten der atomaren Hysterie, in der es vom „Atomic - Hamburger“ über<br />

„Atomic - Cab“(Taxi) bis zu der Band „Atomic - Rooster“(Gockel) 80 und einem „Atomic -<br />

Orgasm“ alles gab, damals war der Begriff „atomar“ etwa ein Synonym für das etwas ältere<br />

„bombastisch“, das ähnlichen Ursprungs sein dürfte, dann den kalten Krieg, um nun schließlich in<br />

einer Art selbstgemachter Endzeit zu leben.<br />

Man verschanzt sich noch immer im heimischen Keller, meist einem Atombunker aus den 50ern,<br />

mit Büchsenfleisch, Bibel und Pumpgun, einem großkalibrigen, schnellrepetierenden Gewehr, das<br />

für die Steigerung der Effektivität eines Amoklaufes erfunden zu sein scheint - Billy Graham<br />

spricht via Satellit - und erwartet das Eschaton.<br />

Der Country - Song „Jesus comes like an Atombomb“ aus den 50er Jahren wäre eine perfekte<br />

Untermalung der Szenerie.<br />

Einer, der sich keine Illusionen mehr über die Schlechtigkeit der Anderen macht, ist zum<br />

Äußersten bereit.<br />

„Joseph Schumpeter hat in einer berühmten soziologischen Abhandlung 1919 die These vertreten,<br />

daß häufig in der Geschichte zu beobachten ist, wie Nationen, die sich einer begrenzten und<br />

zeitweiligen militärischen Bedrohung gegenübersehen, schließlich Fertigkeiten entwickeln, mit<br />

denen sie dieser Bedrohung begegnen, um nach ihrer Bewältigung mit riesigen objektiv<br />

funktionslosen Rüstungskomplexen weiterzuleben. Diese Rüstungskomplexe entwickeln dann eine<br />

eigene Wachstumsdynamik, deren Richtung und Geschwindigkeit in keinem Zusammenhang mehr<br />

steht mit der ursprünglichen Bedrohung“(40;62f.).<br />

Beredte Zeugnisse dieses Zustandes finden sich in den vermeintlich harmlosen<br />

taschenbuchförmigen Zeitschriften „<strong>Das</strong> Beste aus Readers Digest“ besonders Ende der 70er und<br />

Anfang der 80er Jahre, als der kalte Krieg noch fror. So findet sich z.B. in der Juniausgabe 1981,<br />

auf den Seiten 52 - 56, neben „Picasso privat“ und „Wecken Sie das Kind in sich!“ der Artikel „In<br />

der Schaltzentrale für die Stunde Null“ von Bill Prochnau. „Hier und da sehen wir unter uns die<br />

80 In Klammern Übersetzungen der Begriffe

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