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Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk

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Überlebensbedingungen der Menschheit unangetastet zu lassen. Gegen<br />

diese Pflicht wurde bereits verstoßen.<br />

Tao macht hier einen Einschnitt und weigert sich, das arme Gehirn eines<br />

Menschen überhaupt mit einer so komplexen Frage zu belasten.<br />

Der Gedanke ist, Ehrgeiz und innere Zwänge (in dem Ausmaß, von dem<br />

man weiß, daß es noch zuträglich ist) einfach zu ignorieren und in das<br />

Leben hineinzuhorchen, bis der biosphärische Tanz, immer von unten,<br />

vom Banalen her kommend, an das eigene Bewußtsein heranreicht und<br />

einen erfaßt, mehr und mehr unwiderstehlich, bis man selbst gezwungen<br />

ist, sich darin zu bewegen. Soviel ich weiß, ist das TAO.<br />

Versetzt man sich in die Lage eines diensttuenden Soldaten oder<br />

Technikers in einer der zirkumpolaren Raketenstationen, (wofür der<br />

Spielfilm "Wargames" gute Imaginationshilfen bietet) so ist es für ihn<br />

unmöglich, seinen eigenen Einsatz, nämlich die Entsicherung der<br />

Langstreckenraketen, als undenkbar abzutun.<br />

Er ist sogar gezwungen, den Gedanken daran zu bejahen - seine Aufgabe<br />

besteht nicht darin, den Atomkrieg zu verhindern - so braucht er die<br />

Leichtigkeit, unbeschwert, ja verantwortungslos zu handeln, pflichtgemäß<br />

also. Wenn er vor der Entscheidung erstarrt, unfähig, sie zu treffen,<br />

versagt er. Besonders makaber wirkt hier der Spruch "Erfolg wird mir jetzt<br />

beschieden sein"(64;18). Es ist absurd, sich bei Militärs ausgerechnet<br />

zivilen Ungehorsam vorzustellen.<br />

So nötig diese Einstellung bei einem Befehlsempfänger ist, so unnötig die<br />

Präsenz der zirkumpolaren Raketenstationen überhaupt andererseits ist,<br />

drängt sich der Gedanke auf, in der von Oppenheimer zitierten<br />

Bhagavadgita eine negative Gesamttendenz zu sehen, zumindest in<br />

unserem thematischen Zusammenhang, wo nämlich Krishna die<br />

Bedenken des Arjuna, seinen Lehrer und seinen eigenen Großvater in<br />

der bevorstehenden Schlacht zu töten, mit dem Hinweis auf seine<br />

Reputation als Kriegsheld und die Reinkarnation in unendlich vielen<br />

Welten des Alls (34;26f.), zerstreut.<br />

V.2.2 Kynismus<br />

Eine interessante Rolle, angesichts der ethischen Grundfrage "Was soll<br />

ich tun?" spielt Diogenes von Sinope. Er war im Mittelalter sicherlich ein<br />

Stiefkind scholastischer Tradition von Texten antiker Schriftsteller. So ist<br />

auch sein Werk verloren. Jedoch erfahren wir Anekdoten aus seiner Vita

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