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Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk

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der Mensch noch nicht geneigt ist, irgendwelche vielleicht intakten<br />

Kreisläufe sich selbst zu überlassen, nein, auch diese <strong>Verantwortung</strong><br />

laden wir uns noch auf. <strong>Und</strong> tatsächlich, wäre der Untergang so sicher,<br />

wie man zwar glaubt, aber nicht glauben macht, dann wären die<br />

Auswilderung genmanipulierter Pflanzen und die friedliche Nutzung der<br />

Kernenergie die billigste Art unterzugehen, könnten sie doch während des<br />

Untergangs einen vollklimatisierten Logenplatz mit allem Luxus für die<br />

meisten Bürger der Industrienationen gewährleisten. „Also begann<br />

Zarathustras Untergang“ (67;12).<br />

Während also die einen schon angesichts des Endes erstarren, wissen die<br />

anderen noch gar nichts davon und gehen ihren Tagesgeschäften nach.<br />

Andererseits ist ein Wunder nicht nur zu erhoffen, sondern zu erwarten.<br />

VI.3 Jonas und Horstmann<br />

Horstmann empfiehlt uns das Nicht - Sein gegenüber dem Sein<br />

zusammen mit der ganzen Hypothek eines ungeklärten Jenseits und ist so<br />

nur für den materialistischen Standpunkt überzeugend, bzw. für den, der<br />

nicht an ein ewiges Leben glaubt.<br />

Mit dem Schopenhauerschen Satz "Dem Willen zum Leben ist das Leben<br />

gewiß" ist das unvereinbar. Jonas läßt diese Frage offen und bedauert<br />

vielmehr, daß die heutige Gesellschaft nicht mehr wie zuzeiten des<br />

unumstrittenen Glaubens an denselben Gott in ethischer Hinsicht aus<br />

einem Guß besteht. So sehr dies stimmen mag, im Hinblick auf die<br />

verschiedenen Anschauungen über die Ausbeutung der Umwelt, sowenig<br />

darf man sich zu einem nostalgischen Rückblick auf eine vermeintlich<br />

„gute alte Zeit“ verführen lassen. Der zeitgenössische französische<br />

Historiker Robert Muchembled beschreibt die Lebensumstände in<br />

Frankreich im 15. Jahrhundert auf ernüchternde Weise:<br />

„Eifersüchte zwischen Frauen, Kämpfe zwischen jungen Leuten, Kriege<br />

zwischen Nachbarn sind dort an der Tagesordnung. Die äußerste Enge<br />

der Sozialbeziehungen birgt unvermeidlich eine ebenso große Zahl an<br />

Gefahren, zu deren Beseitigung oder Aufschiebung man zwar<br />

Befriedungsstrategien aufbietet, ohne allerdings verhindern zu können,<br />

daß das Blut in Strömen fließt. Denn die offizielle Justiz sieht sich nur<br />

selten zum Eingreifen veranlaßt; den so häufigen Totschlag stuft sie als<br />

Allerweltsvergehen ein, das oft genug durch königlichen Gnadenerlaß<br />

verziehen wird. Derartige Dokumente bieten in Hülle und Fülle Beispiele

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