Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
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zunächst weit entfernt zu sein: da macht er eine dogmatische Voraussetzung, ohne die sich alles<br />
Fortführen seines Gedankens (angeblich) erübrigt: die Pflicht der Menschheit, dazusein 9 .<br />
I.1.2 <strong>Das</strong> wissenschaftliche Bild der Welt wandelt sich<br />
„Die moderne Physik hat einen tiefgreifenden Einfluß auf fast alle Aspekte der menschlichen<br />
Gesellschaft ausgeübt“(21;13). Karl Jaspers formulierte dies so: "Wir sind Zeugen eines Zeitalters,<br />
in dem die Erkenntnis des Kosmos und der Materie Fortschritte gemacht hat wie noch nie<br />
..."(42;11). Er führt nun zwei gewichtige Beispiele für diese These an: erstens Messungen, die von<br />
englischen Forschern während einer Sonnenfinsternis in der südlichen Hemisphäre 1919 gemacht<br />
wurden, welche Albert Einsteins, bis dahin für spekulativ gehaltenes Weltbild in der Praxis<br />
bestätigten:<br />
"Der Kosmos ist kein dreidimensionaler, sondern ein gekrümmter Raum, grenzenlos, aber endlich<br />
..."(ebd.), "Plötzlich waren die Atombomben auf Hiroshima Realität"(42;12), und dadurch<br />
bestätigte sich zweitens Einsteins Gleichung von Masse und Energie, aus der gefolgert werden<br />
mußte, daß die Materie der Atome extrem große Energie in sich berge 10 . "Der Stolz auf das<br />
Können der Wissenschaft wich der Angst vor dem, was jetzt begonnen hatte. Seit diesen beiden<br />
Ereignissen wurden die neuen Vorstellungen von Kosmos und Materie uns unaufhaltsam<br />
eingeprägt"(ebd.). Einsteins Gedanken hatten Konsequenzen: "das Neue ..., allen bisherigen<br />
Vorstellungen unvergleichbare liegt darin"(42;13), daß der sichtbare Kosmos nur die Oberfläche<br />
ist, während der reale Kosmos nur gedacht werden kann, ohne dabei je konkret vorstellbar zu<br />
werden.<br />
Der reale Kosmos, sofern er quantifizierbar ist, ist nur mathematischen Formeln zugänglich und<br />
auch dies nicht vollständig oder endgültig. "Zuerst war für Einstein die Welt gedacht als<br />
gekrümmter Raum, endlich, aber unbegrenzt, in ihrer Größe berechenbar. Später wurde sie zu der<br />
sich ständig expandierenden, das heißt größer werdenden Welt, deren zeitlicher Anfang berechnet<br />
wurde"(ebd.). Keiner der mathematischen Entwürfe ist letztenendes zu beweisen. Die Welt ist<br />
"gleichsam aufgebrochen für einen ins Unendliche gehenden Forschungsweg"(ebd.).<br />
Die Atome "in ihrer Existenz heute gewisser als je erwiesen" sind nicht die letzten<br />
Elementarteilchen, sondern bestehen ihrerseits aus Protonen, Neutronen, Elektronen 11 usw.<br />
Weitere Elementarteilchen wie Mesonen (und Quarks) wurden entdeckt. <strong>Das</strong> Vordringen in die<br />
Mikrowelt scheint asymptotisch(vgl.42;14). "Für unsere Erkenntnis ist die Welt bodenlos"(42;22).<br />
"Im neunzehnten Jahrhundert wurde bewiesen, daß alles Lebendige in der Natur nur aus Leben<br />
hervorgeht - omne vivum ex ovo. Urzeugung aus der Materie, Übergänge zwischen Leblosem und<br />
Lebendigem, bis dahin als selbstverständlich angenommen, erwiesen sich als Täuschung"(42;16).<br />
9 In dem Kapitel VI.2.2 „Die Pflicht zu leben“ wird dieser gedankliche Komplex zum<br />
Gegenstand ausführlicherer Erörterung.<br />
10 Genau gesagt ist die Energie gleich der Masse multipliziert mit dem Quadrat der<br />
Lichtgeschwindigkeit.<br />
11 <strong>Das</strong> Atommodell von Ernest Rutherford, das später durch Niels Bohr überarbeitet<br />
wurde, um seine Anwendbarkeit auf weitere Fälle auszudehnen, ist bis heute gültig.