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Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk

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„verspielen“. „Der Mensch ist verpflichtet, die Inkarnation, das Wagnis<br />

Gottes, sich selber zu entäußern, durch seine Entscheidungen zu<br />

rechtfertigen“(41;173). Jansohn zweifelt, ob solches Denken eher zu<br />

Engagement „fürs Ganze“ motiviert, als z.B. das marxistische Denkmodell.<br />

In dem Satz: „<strong>Das</strong> Individuum ist von Natur zeitlich, nicht ewig; und die<br />

Person im besonderen, sterblicher Treuhänder einer unsterblichen<br />

Sache...“(ebd.), erblickt Jansohn eine Absage an die „persönliche<br />

Unsterblichkeit“. Der so enttäuschte Mensch könnte vielleicht „mit<br />

Schadenfreude“ die <strong>Verantwortung</strong> zurück in Gottes Hand legen 184 . Ernst<br />

Blochs Forderung nach „Abschaffung des Todes und Teilhard de Chardins<br />

„Verbindung von Zeitlichkeit und Ewigkeit“ seien vielleicht realistischer.<br />

Die Begründung für die Auffassung, daß die Metaphysik herausgefordert<br />

werde, bleibt Jonas nicht schuldig: wenn wir unsere Nachkommen<br />

überarbeiten, heute verbietet dies nur ein unverletzliches Tabu, und das<br />

hält nach Murphy’s Gesetz nicht lange und an „den elementaren Tasten<br />

zu basteln beginnen, auf denen das Leben für Generationen seine<br />

Melodie wird spielen müssen“(45;40), dann wird eine Besinnung auf das<br />

„menschlich Wünschenswerte“(ebd.) sehr dringlich. So wird evident, daß<br />

auch wenn ein Wirken der Transzendenz im Menschen nicht allgemein<br />

geglaubt oder sonstwie verifiziert wird, „Natur und Mensch nicht wertfreie<br />

Objekte menschlicher Herrschaft sind“(41;174).<br />

Aus der These, daß es „Zwecke an sich in der Natur gebe“ ergibt sich bei<br />

Jonas ein „sittliches Eigenrecht der Natur“(ebd.), was aus der Sicht des<br />

Naturschutzes völlig klar ist. „<strong>Das</strong> Sein ... ist eines 185 “(ebd.). Es ist nicht,<br />

wie bei Nicolai Hartmann, aufgebaut aus dem Anorganischen, dem<br />

Organischen, Seelischen und Geistigen. Diese Auffassung bedeutet, daß<br />

das planetarische, vielleicht sogar das kosmische Ganze als ein<br />

Organismus gesehen werden muß. Ob dieser ein Subjekt sei, bleibt<br />

individueller Anschauung überlassen. Menschliche Subjektivität und das<br />

Anorganische bilden nur zwei extreme desselben: das offenbarste und<br />

das verborgenste Sein. Naturwissenschaftlicher Dogmatismus verurteilt<br />

die Seele zum Sein als „Puppe der Weltkausalität“(41;175), „zur<br />

Ohnmacht in der objektiven Welt“(ebd.). Stattdessen besitzt der Mensch in<br />

Wirklichkeit eine Spontaneität, die ihn dazu befähigt, stets Wirkungen<br />

184 Ich empfinde vielmehr, daß in dem hier von Jonas entfalteten Mythos tiefe Weisheit<br />

liegt. Es ist anzunehmen, daß er sich auf Quellen, wie z.B. nachchristliche ägyptische<br />

Mythen koptischer Gemeinden o.Ä. bezieht, weil ein „Kunstmythos“ nicht so überzeugen<br />

könnte (vgl.12;64f.).<br />

185 <strong>Das</strong> sagt auch Henri Bergson in seinem Text „Metaphysik als Intuition und<br />

Erfahrung“(vgl.13).

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