Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
vorgestellte Leiden zu ersparen“(45;172). Ebenso gibt es die 165 positive<br />
Eugenik, bei der es um pränatale Eingriffe in vorhandenes Erbmaterial<br />
geht. Ziel der positiven Eugenik ist eine Vorherbestimmung körperlicher<br />
Eigenschaften und der Persönlichkeit (vgl.45;176f.).<br />
Man könnte denken, daß der Bestand der Menschheit überhaupt, durch<br />
die gegenseitige Anziehung der Geschlechter, ohne weiteres<br />
gewährleistet sei, da es „kollossalster Dummheiten“ bedürfte 166 , um diesen<br />
zu gefährden. So könnte man den Fortbestand einfach unterstellen, um<br />
sich dann ausschließlich dem Sosein einer künftigen Menschheit<br />
zuzuwenden.<br />
Wie die Dinge stehen, sind es aber zumeist die gleichen Faktoren, welche<br />
das Sosein ebenso wie das <strong>Das</strong>ein bedrohen, „die Vermeidung der einen<br />
ist daher a fortiori die Vermeidung der anderen“(44;87).<br />
So könnte die ethische Ableitung aus Rechten und Pflichten<br />
folgendermaßen lauten: „Da spätere Menschen auf jeden Fall da sein<br />
werden, gibt ihnen, wenn es soweit ist, ihr unerbetenes <strong>Das</strong>ein das Recht,<br />
uns Frühere als Urheber ihres Unglücks zu verklagen, wenn wir durch<br />
sorgloses und vermeidbares Tun die Welt oder die menschliche<br />
Konstitution für sie verdorben haben“(ebd.). Für ihr <strong>Das</strong>ein sind zwar nur<br />
ihre direkten Erzeuger verantwortlich, für dessen Bedingungen jedoch<br />
könnten alle, die diese Bedingungen herbeigeführt haben, verantwortlich<br />
gemacht werden. Folglich „besteht für uns Heutige aus dem Recht des<br />
zwar noch nicht vorhandenen, aber zu antizipierenden <strong>Das</strong>eins Späterer<br />
eine antwortende Pflicht der Urheber, kraft deren wir ihnen mit solchen<br />
unserer Taten, die in die Dimension solcher Wirkungen hineinreichen,<br />
verantwortlich sind“(44;88). Bei den schwankenden Auffassungen von<br />
„Glück“ ist es unwahrscheinlich, daß wir spätere Generationen ihrer<br />
Fähigkeit, Glück zu empfinden berauben. Worauf wir jedoch achten<br />
sollten, ist, daß wir künftigen Generationen nicht die Möglichkeit nehmen,<br />
ihr eigenes Sollen zu erkennen, das eine Bedingung des Menschseins<br />
überhaupt ist 167 . So ist weniger zu fürchten, daß die Späteren in ihren<br />
Rechten beschnitten werden, als vielmehr in ihren Pflichten (vgl.44;88f.).<br />
Der erste Imperativ ist, daß eine Menschheit sei. Dieser läßt auch kein<br />
Sosein künftiger Abkömmlinge des Menschengeschlechtes zu, „das dem<br />
165 Positive Eugenik ist in Amerika, vielleicht wegen des fehlenden Beispiels eines<br />
amerikanischen Faschismus, recht beliebt. So diskutiert man die Möglichkeit, Gene, die<br />
für kriminelle Neigungen verantwortlich gemacht werden, auszusondern.<br />
166 Vgl. Horstmann.<br />
167 Vgl. obige Bemerkungen zur Biotechnologie.