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Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk

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„durch alles Einzelwollen hindurch“(ebd.), weil die Möglichkeit der<br />

kollektiven Selbstauslöschung am Horizont aufgetaucht ist. So entsteht<br />

dem an die Notwendigkeit gebundenen freien Willen die Pflicht, das Gut<br />

des Lebens und der Natur als seinen Zweck zu bewahren. Ein Gut ist<br />

„dasjenige, dessen Möglichkeit die Forderung nach seiner Wirklichkeit<br />

enthält und damit zu einem Sollen wird“(44;153). Jonas fordert die<br />

unbedingte Anbindung des freien Willens an den Überlebenswillen des<br />

Kollektivs der Menschheit (vgl.44;245). „Die Frage ist also im Letzten gar<br />

nicht, wieviel der Mensch noch zu tun imstande sein wird - hier darf man<br />

prometheisch - sanguinisch sein, sondern wieviel davon die Natur ertragen<br />

kann“(44;329). Dies bedeutet auch einen Paradigmenwechsel, einen<br />

„Sprung des Glaubens“(44;209), der durch das Bewußtsein der Heiligkeit<br />

der Natur und der eigenen Gottesebenbildlichkeit bestimmt sein sollte<br />

(vgl.44;393). Jonas spricht von „Dankbarkeit, Pietät und Ehrfurcht“(44;74).<br />

VI.2.5 Utilitarismus und Gefährdung der Zukunft durch den Glauben<br />

an den Fortschritt<br />

Im engsten Sinne bedeutet „Utilitarismus“, daß es „nur ein einziges<br />

moralisches Prinzip gibt, nämlich das größte Glück der größten Zahl,<br />

demzufolge ‘Glück’ das Vorhandensein von Lust und die Abwesenheit von<br />

Unlust bedeutet“(104;93). Der Standpunkt bezieht sich auf keine<br />

Transzendenz. <strong>Das</strong> Maximum an Glück begehrt jeder. Moralische Fragen<br />

sind „durch die Berechnung ihrer empirischen Konsequenzen<br />

entscheidbar“(104;96). Alle unterschiedlichen Ziele können in<br />

„Glückseinheiten“ gegeneinander verrechnet werden, wodurch unmöglich<br />

wird, daß zwei legitime Ansprüche einander entgegenstehen. Der oberste<br />

Gesichtspunkt ist die Effizienz. <strong>Das</strong> allgemeine Ziel moralischen Denkens<br />

ist die „restlose Eliminierung von Wertkonflikten“(104;97).<br />

Einwände gegen den Utilitarismus sind die Fragen, ob jedes Glück<br />

miteinander vergleichbar und vor allem additiv sei, auch, ob ein wie oben<br />

definiertes Glück überhaupt für jeden begehrenswert sei. Je mehr die Lust<br />

„quasi - arithmetisch“(104;98) berechenbar aussah, desto weniger<br />

rationale Menschen strebten nach ihr. „<strong>Das</strong> ‘Glück’ muß gewisse<br />

Bedingungen erfüllen, wenn der Utilitarismus nicht einfach witzlos werden<br />

soll“(104;99). Diese Bedingungen geraten ihrerseits mit der Funktion des<br />

Glücks in Widerspruch. „Utilitaristen neigen angesichts dieser<br />

Schwierigkeit dazu, Werte, die in den für sie problematischen<br />

Auffassungen von Glück eine Rolle spielen, als irrational oder als

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