Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
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willkürlich vorliegt (vgl.10;75). Dazu, daß Jansohn ohnehin schon „Fragen<br />
über Fragen“(41;179) sieht, kommt noch, Jonas Absicht der Herleitung<br />
einer „Werthaftigkeit der Welt“ aus den „Zwecken in der Natur“ 187 .<br />
Jonas erklärt (vgl.44;148,150), daß mit der Zweckhaftigkeit der Welt schon<br />
ihre Werthaftigkeit mitgegeben sei. Bei einem gesetzten Zweck ist seine<br />
Erreichung ein Gut, seine Vereitelung ein Übel (vgl.44;123). Aus der Sicht<br />
desjenigen, der den Zweck verfolgt, ist das sicherlich richtig. Die<br />
Verteidigung des Seins gegen das eigene Nichtsein, also die<br />
Selbstbejahung des Seins, stellt den Grundwert aller Werte dar. Jansohn<br />
findet dies nicht genug begründet. Daraufhin kommt er zu der Frage, ob<br />
die Jonassche Metaphysik geeignet sei, „eine Ethik für heute zu<br />
begründen“(41;180). Aus drei Gründen findet er den Anspruch nicht erfüllt:<br />
1) Die dargelegte Metaphysik ist als Ethikbegründung unzureichend.<br />
2) Der Absolutheitsanspruch ist ungerechtfertigt.<br />
3) Der Absolutheitsanspruch ist außerdem unnötig.<br />
Jansohn kommt zu dem Fazit, Jonas’ Begründung einer Ethik aus der<br />
Metaphysik sei zwar gescheitert: „Der Kern seiner Metaphysik schrumpft<br />
somit auf den im Mythos angedeuteten persönlichen Glauben“(41;185f.),<br />
doch damit fiele nicht die Bedeutung von Jonas’ Ethik für uns heute.<br />
Ferner behauptet Jansohn, daß man mit einer nicht metaphysisch<br />
orientierten Heuristik der Furcht, wie sie schon bei Jonas (vgl.44;64)<br />
anklingt, eventuell weiter käme. Gerade diesen Punkt finde ich allerdings<br />
kritikwürdig, ist es doch gerade die Furcht der Verantwortlichen, die die<br />
Welt durch das Wettrüsten öfter als wir es wissen, an den Rand eines<br />
Atomkrieges getrieben hat 188 .<br />
Sartre schreibt darüber in dem Aufsatz „Der Krieg und die Angst oder Mit<br />
der Gefahr eines Atomkriegs leben“: „Dieser Krieg wird der Krieg der<br />
Angst sein. In der Angst kündigt er sich an“(81;77). Auch im individuellen<br />
privaten Bereich ist Furcht oder Angst nicht ein so lobenswertes Gefühl,<br />
wie Jonas meint (vgl.44;390), sofern es sich um soetwas wie<br />
Existenzangst oder das schmerzliche gewahr werden des Geworfenseins<br />
ins <strong>Das</strong>ein handelt. Was soll ein Mensch mit solchen Gefühlen im<br />
konstruktiven Sinn anfangen? Die Angst hat ihre Funktion da, wo ich<br />
Angst habe, daß ein Hund mich beißt und mich daher vorsichtig verhalte.<br />
In jedem anderen Sinn ist die Angst so inflationär wie die Technik. Es gibt<br />
187 Ich werde den Eindruck nicht los, dies alles sei Kindern nicht nur leicht klarzumachen,<br />
sondern vor jeder Erklärung bereits bekannt.<br />
188 Der kritische Theologe Eugen Drewermann sagt sogar: „Es ist die Angst, die böse<br />
macht“(28;XIVf.).