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Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk

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hervorzubringen, auch jenseits jeglicher wissenschaftlichen Reflexion 186 ,<br />

„wir sind zwecksetzende Wesen, der Mensch ist frei“(ebd.).<br />

Um die Freiheit der Subjektivität zu begründen, wendet sich Jonas in<br />

seinem Werk „Macht oder Ohnmacht der Subjektivität“ gegen das<br />

sogenannte „Unvereinbarkeits - Argument“, das besagt, daß Wirkungen<br />

des „Psychischen auf das Physische“ auszuschließen seien, da sie mit der<br />

„immanenten Vollständigkeit physischer Determination“(ebd.) unvereinbar<br />

seien. Da haben wir den Übeltäter! In diesem Satz manifestiert sich der<br />

Absolutheitsanspruch eines mechanistischen Weltbildes. Wenn die Physis<br />

durch nichts anderes als die Physis durchdrungen werden kann, dann gibt<br />

es zwar keine Magie, aber auch keine Relativität der Zeit. Dieser Satz ist<br />

vor Einstein, vor Heisenberg, vor Schrödinger und damit auch vor dem 20.<br />

Jahrhundert. „Dagegen vertritt Jonas die Auffassung, daß der<br />

uneingeschränkte Determinismus die Vollständigkeit physischer<br />

Determination nur supponiert, aber nicht beweist, kurz, ‘ein größeres<br />

Wissen von der Natur prätendiert, als wir ... je besitzen können’“(ebd.). So<br />

ist es. Nach dem „Epiphänomen - Argument“ ist das Psychische eine<br />

bloße „Begleiterscheinung physischer Vorgänge“. So müßte die<br />

Behauptung des Sokrates, nicht wegen seiner Knochen und Muskeln im<br />

Gefängnis zu sitzen und auf den Schierlingsbecher zu warten, sondern<br />

wegen seiner Ansichten, als Illusion enttarnt werden (vgl.41;176).<br />

Der Epiphänomenalismus, indem er die „Ohnmacht des Denkens“<br />

behauptet, muß infolgedessen auch die „Unfähigkeit seiner selbst,<br />

unabhängige Theorie zu sein“ eingestehen. Jonas nennt das gesamte<br />

„psychophysische Problem“ ein „Geschöpf der Theorie und nicht der<br />

Erfahrung“(41;176). Damit ist zwar nicht das Wie psychophysischer<br />

Wechselwirkungen geklärt, ihre Realität muß aber angenommen werden.<br />

Jonas hat gezeigt, daß die psychophysische Wechselwirkung „faktisch ist,<br />

also auch möglich...“(ebd.).So ist auch das Vorhandensein von Zweck und<br />

dessen Wirksamkeit in der Realität geklärt.<br />

Descartes behauptete, daß „Tiere nur komplizierte Automaten<br />

seien“(41;177). Dagegen stellt Jonas das „Subjektive in der Natur“, die<br />

ganze Welt sei „zweckdurchwaltet“(ebd.), ein „aristotelisches<br />

Seinsverständnis“, in dem das Neue „als Erfüllung gerichteter<br />

Hinbewegung“(ebd.), als Telos verstanden werden muß. Dem<br />

Mißverständnis, daß deshalb hier „Mentalität“ anzunehmen sei, begegnet<br />

Jonas (44;135,141f.) wie folgt: „Ich glaube eher an Subjektivität ohne<br />

186 Jonas scheint hier zur Haltung des Diogenes nur die Ironie zu fehlen!

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