Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
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es wenig Sinn macht, nach dem Muster „wenn es in Zukunft Menschen<br />
gäbe ...“ oder umgekehrt weiterzufragen.<br />
VI.2.3 Meliorismus - Anmerkungen zum Jonas wie Horstmann<br />
eignenden „Totum et Nihil“<br />
Im Beruf des Arztes ist der Meliorismus das Fundament des Handelns. Es<br />
geht um die Besserung des Patienten. Die Frage bleibt trotzdem, ob der<br />
Meliorismus in Bezug auf Moral und Sittengesetz ebenso jeglichen Erfolg<br />
bedingt (vgl.45;128). „Als gesellschaftliches Ziel ... ist das stete<br />
Verbessern wahlfrei“(45;128). „Freiheit ist sicher die erste Bedingung, die<br />
hier beobachtet werden muß“(ebd.). In der Exposition 170 seines Werkes<br />
„<strong>Das</strong> Prinzip <strong>Verantwortung</strong>“ spricht Jonas den Sinn der Leibnizschen<br />
Frage „warum ist etwas und nicht nichts?“ an (44;97) und zwar in der<br />
Weise, daß es stets um die Begründbarkeit der Behauptung, daß der<br />
Mensch sein solle, geht.<br />
Dabei dreht sich die Argumentationskette derart um alles oder nichts, daß<br />
der Eindruck entsteht, Jonas lehne den Meliorismus generell ab 171 und<br />
strebe stattdessen auf einen Optimismus zu. <strong>Das</strong> ist insofern für eine<br />
Zukunftsethik mit stark ökologischem Akzent fragwürdig, als Fragen des<br />
Umweltschutzes ohnehin auf den Meliorismus verwiesen sind. Die<br />
Wiederherstellung natürlicher Kreisläufe so, wie sie mal waren, bleibt bis<br />
heute unmöglich, schon allein wegen der Unzahl unbekannter<br />
Komponenten 172 . So ist z.B. die Bindung von Kohlendioxyd in Form von<br />
Soda durch die Regen - Erosion in Gebirgen, das von Flüssen ins Meer<br />
geschwemmt und dort zusammen mit Kalk in die Panzer winziger<br />
Schnecken eingelagert wird und eine Verbindung des gesamten<br />
Komplexes mit dem Vulkanismus, der die Atmosphäre wieder mit<br />
Kohlendioxyd anreichert, eine Frage weitab vom Treibhauseffekt und<br />
heute noch Gegenstand heftiger Wissenschaftlerkontroversen unter den<br />
Geologen. Da es also keine monokausale Klimaveränderung durch den<br />
Treibhauseffekt gibt, kann man in dieser Hinsicht auch kein Optimum<br />
verwirklichen.<br />
So ist die Lage des Umweltschützers analog zu derjenigen des Arztes.<br />
Daß Pessimismus nämlich nur diejenigen aufrütteln kann, die noch nicht<br />
170 „Exposition“ insofern, als es auf S.97 immer noch um Grundlagen geht.<br />
171 Vgl. 44;79.<br />
172 Vielleicht gibt es auch ein morphogenetisches Feld zwischen Lebewesen, das<br />
Lernprozesse innerhalb einer Spezies steuert(vgl.91), was dann ebenfalls ökologische<br />
Auswirkungen hätte usw.