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Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk

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esigniert haben und daß ebenso Optimismus nicht realistisch ist, ist<br />

gerade in Bezug auf den Umweltschutz evident. Auch von der Umwelt<br />

kann man nur Besserung, nicht aber gänzliche Gesundung erwarten. So<br />

kann in der dieser Arbeit zugrundeliegenden Hauptfrage nur der Meliorist<br />

ein Realist sein.<br />

Genauso ist schon Salomos scheinbar resignative Feststellung, alles<br />

menschliche Tun sei Stückwerk und ein „Haschen nach Wind“(Koh.1,14)<br />

zu verstehen. Hätte ihm diese sehr nahe an dem sokratischen „ich weiß,<br />

daß ich nichts weiß“ gelegene Selbsterkenntnis gefehlt, so wäre er dem<br />

hohen Anspruch der Weisheit, wie man sie ihm unterstellt hat, gar nicht<br />

gerecht geworden. Er, von dem man annahm, daß ihm der Himmel<br />

offenstand und daß die Hölle seinem Befehl gehorchte, sah recht deutlich,<br />

daß ihm die Macht über die verzwickten Zufälligkeiten dieser Welt, an die<br />

sich Quantentheorie 173 , sowie Chaos - und Katastrophenforschung 174<br />

gerade herantasten, nicht zu Gebote stand. „... genannt seien nur die<br />

jeder (auch elektronischen) Rechenkunst spottende Komplexität<br />

gesellschaftlicher und biosphärischer Wirkungsganzheit; die wesenhafte,<br />

stets mit Überraschungen aufwartende Unergründlichkeit des Menschen;<br />

und die Unvorhersagbarkeit, das heißt Nicht - Vorerfindbarkeit, künftiger<br />

Erfindungen“(44;66).<br />

<strong>Das</strong> Problem, daß wir nicht übersehen können, was selbst aus unseren<br />

besten Absichten wird, stellt sich uns heute noch genauso, wie damals<br />

Salomo, von dem wir nicht wissen, ob er als Folge dieser Einsicht Meliorist<br />

geworden ist. Die Frage, ob Jonas auch dort, wo er sich gegen die Utopie<br />

wendet und eine realistische Ethik der <strong>Verantwortung</strong> fordert, sich immer<br />

noch auf das Optimum als einzige Lösung festlegt, wird in Kapitel VI.2.7<br />

der vorliegenden Arbeit, „Utopie und Realismus“ noch zu klären sein.<br />

VI.2.4 Wille, Notwendigkeit und Zweck<br />

<strong>Das</strong> „blind sich auswirkende Ja“ der Natur zum Leben gewinnt<br />

„obligatorische Kraft ... in der sehenden Freiheit des Menschen“(44;157),<br />

der nun durch die Macht seines Wissens nicht nur Sachwalter, sondern<br />

auch Zerstörer der Natur werden kann. Er muß das Nichtsein verneinen<br />

und das Sein bejahen mit seinem Willen (vgl.44;157). Der „Übergang vom<br />

Wollen zum Sollen ist ... der kritische Punkt der Moraltheorie“(44;158). Die<br />

Bewahrung des Lebens, „seit je schon fürs Ganze betreut“, wird zur Pflicht<br />

173 Vgl.das Kapitel über „virtuelle Zeit“.<br />

174 Der Baseler Mathematiker Witzlaff behauptet, es gebe Wirkungen ohne Ursachen.

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