Forum Färberpflanzen 2001 - ADAM - Leonardo da Vinci Projects ...
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Züchtungsmethodik bei Pflanzen mit sekundären Inhaltsstoffen<br />
Der Auf- und Abbau der Flavone sowie der Umbau in ihre mehr wasserlöslichen,<br />
glycosidischen Formen oder die Freisetzung der Aglycone<br />
aus den Glycosiden sind weit stärker von den Umweltbedingungen als<br />
von den konstitutiven Genen abhängig.<br />
Über <strong>da</strong>s Zusammenspiel von konstitutiven Genen und Regulatorgenen<br />
sowie über deren Vererbung wissen wir praktisch nichts.<br />
An einem Beispiel aus früheren Arbeiten in unserem Hause soll nochmals<br />
gezeigt werden, wie stabil und polygen ausbalanciert die zellulären<br />
Konzentrationen funktioneller, sekundärer Inhaltsstoffe sind, und wie<br />
schwierig es ist, diese tatsächlich züchterisch zu beeinflussen.<br />
Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre wurde in Artern<br />
der Medizinalrhabarber (Rheum palmatum) hinsichtlich eines hohen<br />
Anthrachinongehaltes über drei Generationen selektioniert. Anthrachinone<br />
sind ebenfalls eine Stoffgruppe, die sowohl Färbeeigenschaften (vor<br />
allem Rot-Töne im Krapp, Laubkraut-Arten, Maulbeerwurzeln) als auch<br />
biologische Aktivitäten aufweisen, insbesondere abführend, laxierend.<br />
Nach acht Jahren konnte der Gesamtanthrachinongehalt in der Wurzeldroge<br />
um ca. 35 % gesteigert werden. Mit der Zunahme des Anthrachinongehaltes<br />
traten aber Probleme mit der Winterfestigkeit auf. Je höher<br />
der Anthrachinongehalt in der Wurzeldroge war, desto geringer die<br />
Überwinterungsrate der Hochzuchtpflanzen. Erst bei einer eher zufälligen<br />
Analyse der Eintrocknungsverhältnisse wurde festgestellt, <strong>da</strong>ss nicht<br />
der Anthrachinongehalt je Wurzel heraufgezüchtet, sondern indirekt auf<br />
geringe Trockensubstanz, <strong>da</strong>s heißt Reservestoffgehalt selektiert wurde.<br />
Der züchterische Hebel, den wir im Sekundärstoffwechsel ansetzen wollten,<br />
ist praktisch auf den leichter modulierbaren Primärstoffwechsel<br />
(Reservestoffwechsel) abgerutscht.<br />
Die Grenzen der Analytik für die Pflanzenbewertung<br />
Die Analyse des Flavonoidspektrums oberirdischer Pflanzenteile gibt bestenfalls<br />
eine Momentaufnahme der aktuellen stofflichen Zusammensetzung.<br />
Bereits bei einer zweiten Probenahme nach 7 Tagen kann sich die<br />
Rangfolge der Wertigkeit der einzelnen Prüfobjekte völlig neu gestalten,<br />
sofern sich Umweltfaktoren wie Licht, Wasserverfügbarkeit und Temperatur<br />
verändert haben. Im zeitlichen Verlauf stabiler sind die färbenden<br />
Inhaltsstoffe von Wurzeln (Anthrachinonderivate des Krapps). Sofern die<br />
Gülzow, 30. November 1995 141