Forum Färberpflanzen 2001 - ADAM - Leonardo da Vinci Projects ...
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Fiaskos<br />
Naturfärberei in der Türkei - Potential und Perspektiven<br />
Als die Ökotextilmode hierzulande „frisch“ war, versuchten viele kleine<br />
Handelsfirmen auf diesen Zug aufzuspringen. Sie brauchten <strong>da</strong>für freilich<br />
erst einmal verkaufsfähige Produkte. Diese wurden oft von „Aussteigern“<br />
hergestellt, die einem ganzheitlichen Lebensentwurf sich verschrieben<br />
hatten und auf professionelle Anforderungen unwirsch reagierten.<br />
Andere Firmen versuchten hastig unausgereifte Verfahren auf den Markt<br />
zu werfen nach einem Motto, <strong>da</strong>s man in der Türkei etwa so ausgedrückt<br />
hätte: verbleicht die Farbe vor oder nach dem Verkauf ?<br />
Die Szene ist voll von Geschichten <strong>da</strong>rüber, wer mit welchen Produkten<br />
Geld verloren hat, als die Reklamationen der Kunden kamen. Daß<br />
zum Beispiel alle in diesem Rahmen hergestellten Indigofarben extrem<br />
unökologisch, mit dem sehr giftigen synthetisch-chemischen Reduktionsmittel<br />
Hydrosulfit, ausgefärbt worden waren, fand man nicht mal einer<br />
Erwähnung wert.<br />
Dazu kommt, <strong>da</strong>ß wie im Orient schlicht gefälscht wird. Das letzte<br />
Mal, wo wir diesbezüglich den Finger in den Wind gehalten haben, war<br />
die InaTex im Februar 2000. Von 6 Angeboten mit Naturfarben waren 3<br />
nicht „koscher“ ( außereuropäisches Ausland).<br />
Ungelöstes Rohstoffproblem<br />
Die billigsten Rohstoffe kamen aus der „3. Welt“. Oder man ließ die Sachen<br />
gleich dort färben. Daß dies natürlich ökologisch eher schrecklich als<br />
hoffnungsvoll war, kam bei Stippvisiten kritischer Journalisten immer<br />
mal wieder heraus und hat <strong>da</strong>s Image der Produkte in Zweifel gezogen.<br />
Hätten andererseits diese eher kleinen Handelsfirmen, die nur notgedrungen<br />
in die Organisation ihrer Produkte dort unten eingestiegen waren,<br />
weil sie sonst keine erhalten hätten, in die ökologische Optimierung<br />
oder meinetwegen Ehrlichkeit investiert und zu diesem Zweck laufend<br />
westliche Experten dorthin geschickt, wäre der Kostenvorteil der Produktion<br />
dort auf der Strecke geblieben. Deshalb glauben wir, <strong>da</strong>ß Naturfarben<br />
aus solchen Ländern nur eine Randerscheinung bleiben werden, sofern<br />
man die Ökologie ernst nimmt.<br />
Färbepflanzen gibt es in Europa weiterhin nur in Minimengen und zu<br />
Apothekenpreisen, was seine Hauptursache im geringen Verbrauch<br />
haben dürfte. Durch die als vorbildlich einzustufende Arbeit der TLL<br />
Gülzow, 30. November 1995 71