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Forum Färberpflanzen 2001 - ADAM - Leonardo da Vinci Projects ...

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<strong>Forum</strong> <strong>Färberpflanzen</strong> Dornburg <strong>2001</strong><br />

chen Geldern fast alle Chargen, die auf dem Markt waren, aufgekauft. Da<br />

man sie nicht recht anwenden konnte, wurden sie mit synthetischen Farben<br />

verschnitten. Dieser Impuls hat ausgereicht, soviele Hoffnungen auf<br />

Spekulationsgewinne zu erwecken, <strong>da</strong>ß bis heute der Krapp-Preis deutlich<br />

über dem Niveau vor dieser Intervention liegt (in Devisen gerechnet)<br />

und Krapp wie ein Spekulationsobjekt gehandelt wird. Da die Qualitäten<br />

der Chargen enorm schwanken (es gibt sogar welche, die gar keinen Farbstoff<br />

mehr freisetzen), ist dieser Markt sehr riskant.<br />

Der Mangel an know how ist ein Engpaß einer breiteren Anwendung<br />

von anatolischer R. tinctoria. Gerade die farbstoffreichsten Chargen geben<br />

wenig Farbe frei, wenn man sie einfach in Wasser gibt und erwärmt.<br />

Deshalb gibt es auf dem Binnenmarkt überall „iranischen“ Krapp. Er<br />

ist reich an Purpurin leicht mit Wasser zu extrahieren.<br />

Woher er wirklich stammt, ist schwer zu ermitteln – die fein-pulverförmig<br />

Konsistenz macht Bestimmungen schwer. In Deutschland wurde<br />

dieses Material sogar schon als „Extrakt“ angeboten.<br />

Meist handelt es sich um die iranisch-indische Pflanze R. cordifolia, die<br />

ein ganz anderes Spektrum an Farbstoffen hat als R. tinctoria. Für die<br />

kommerzielle Teppichweberei, in der es auf geringe Preise und Schnelligkeit<br />

der Anwendung ankommt, ist dieses Material tatsächlich geeigneter.<br />

Schließlich laufen keine Kunden mit geschulten Augen auf die unvermeidlichen<br />

Untiefen der Resultate auf. Die Echtheiten sind überhaupt<br />

nicht vergleichbar mit den Resultaten kompetenter Anwendung von R.<br />

tinctoria.<br />

Das Grundproblem der Färberei mit Krapp ist der „Dreck“. Damit<br />

sind die Gesamtheit aller Substanzen gemeint, welche die Farblackbildung<br />

stören und der erzielbare Lichtechtheit herabsetzen.<br />

Man kann rohen Krapp nicht einfach in Wasser erwärmen. Dann<br />

bekommt man auf alaungebeizter Wolle lediglich einen ziemlich stumpfen<br />

(ziegel-)braunroten Ton. Auf eisengebeizter Wolle ergibt sich eine<br />

graubraune Nuance. Nach dieser Operation ist der Krapp kräftig rot<br />

gefärbt. Er enthält also noch viel Farbstoff, der aber nicht mehr durch weiteres<br />

Erwärmen in Wasser extrahiert werden kann. Um eine Sättigung zu<br />

erreichen, welche mit derjenigen antiker Textilien konkurrieren kann,<br />

braucht man mehr als 1,3 kg Krapp für 1 kg Wolle, bis etwa 2,2 kg für die<br />

höchsten Sättigungen. Das gilt für den Fall, <strong>da</strong>ß man die westlichen Hobbyfärbemethoden<br />

benutzt.

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