Examenskurs Grundrechte - servat.unibe.ch
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I. Materielle Prüfung – Abwehrre<strong>ch</strong>tsprüfung 33<br />
zelnen <strong>Grundre<strong>ch</strong>te</strong>n umstritten ist hingegen, ob neben qualifizierten Gesetzesvorbehalten<br />
au<strong>ch</strong> immanente S<strong>ch</strong>ranken gelten. Dafür s<strong>ch</strong>eint ein Argument a<br />
maiore ad minus zu spre<strong>ch</strong>en: wenn sogar normtextli<strong>ch</strong> vorbehaltlose Gewährleistungen<br />
immanenten S<strong>ch</strong>ranken unterliegen, dann sollte das bei bes<strong>ch</strong>ränkbaren<br />
Re<strong>ch</strong>ten erst re<strong>ch</strong>t der Fall sein. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> läge in der Anwendung immanenter<br />
S<strong>ch</strong>ranken aber regelmäßig eine Umgehung der tatbestandli<strong>ch</strong>en Qualifizierung.<br />
Zur Vermeidung sol<strong>ch</strong>er Umgehung müssen qualifizierte Gesetzesvorbehalte<br />
grundsätzli<strong>ch</strong> als abs<strong>ch</strong>ließend verstanden werden (z.B. bei Dur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ungen<br />
gem. Art. 13 II GG).<br />
(2) Wenn in der Prüfungsfolge die Bes<strong>ch</strong>ränkbarkeit des Grundre<strong>ch</strong>ts festgestellt<br />
ist, dann muß als nä<strong>ch</strong>stes die relevante S<strong>ch</strong>ranke, also das Gesetz, das diese Bes<strong>ch</strong>ränkbarkeit<br />
konkretisiert, benannt werden.<br />
»3. Verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>tfertigung<br />
Als gesetzli<strong>ch</strong>e Grundlage kommt allein § 13 IV PBefG in Betra<strong>ch</strong>t. ...«<br />
(3) Dana<strong>ch</strong> folgt die Prüfung der formellen Verfassungsmäßigkeit dieses Gesetzes<br />
und ans<strong>ch</strong>ließend die Prüfung materiellre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>ranken-S<strong>ch</strong>ranken:<br />
S<strong>ch</strong>ranken-S<strong>ch</strong>ranken sind sol<strong>ch</strong>e verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Maßstäbe, die ihrerseits<br />
dem s<strong>ch</strong>rankenziehenden Gesetzgeber inhaltli<strong>ch</strong>e Regelungsgrenzen<br />
ziehen.<br />
Es gibt nur zwei absolute, ausdrückli<strong>ch</strong> geregelte S<strong>ch</strong>ranken-S<strong>ch</strong>ranken: das<br />
Verbot der Todesstrafe 72 (Art. 102 GG) und das Zensurverbot 91 (Art. 5 I 3 GG).<br />
Unter den ni<strong>ch</strong>t-absoluten S<strong>ch</strong>ranken-S<strong>ch</strong>ranken ist die mit Abstand wi<strong>ch</strong>tigste<br />
eine unges<strong>ch</strong>riebene: das Verhältnismäßigkeitsprinzip 23 . Au<strong>ch</strong> die ebenfalls als<br />
S<strong>ch</strong>ranken-S<strong>ch</strong>ranken wi<strong>ch</strong>tigen S<strong>ch</strong>utzgehalte des Re<strong>ch</strong>tsstaatsprinzips (Bestimmtheitsgebot,<br />
Vertrauenss<strong>ch</strong>utz) lassen si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t unmittelbar dem Grundgesetztext<br />
entnehmenden. Die ausdrückli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ranken-S<strong>ch</strong>ranken hingegen –<br />
Verbot des Einzelfallgesetzes (Art. 19 I 1 GG), Zitiergebot (Art. 19 I 2 GG), Wesensgehaltsgarantie<br />
(Art. 19 II GG) – sind praktis<strong>ch</strong> nur von geringer Bedeutung.<br />
Artikel 19<br />
(1) 1 Soweit na<strong>ch</strong> diesem Grundgesetz ein Grundre<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> Gesetz oder auf<br />
Grund eines Gesetzes einges<strong>ch</strong>ränkt werden kann, muß das Gesetz allgemein<br />
und ni<strong>ch</strong>t nur für den Einzelfall gelten. 2 Außerdem muß das Gesetz<br />
das Grundre<strong>ch</strong>t unter Angabe des Artikels nennen.<br />
(2) In keinem Falle darf ein Grundre<strong>ch</strong>t in seinem Wesensgehalt angetastet<br />
werden.<br />
(3) ... – (4) ...