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Examenskurs Grundrechte - servat.unibe.ch

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III. Grundre<strong>ch</strong>tsträgers<strong>ch</strong>aft- und bere<strong>ch</strong>tigung 57<br />

heit) sind Altersgrenzen ohnehin obsolet: sie stehen jedem Mens<strong>ch</strong>en spätestens<br />

ab der Geburt zu. Im übrigen hat der Gesetzgeber einen Gestaltungsspielraum<br />

für verfassungskonforme einfa<strong>ch</strong>gesetzli<strong>ch</strong>e Konkretisierungen, von dem er insbesondere<br />

bei der negativen und positiven Religionsfreiheit praktis<strong>ch</strong> wi<strong>ch</strong>tig<br />

Gebrau<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t hat (Gesetz über die religiöse Kindererziehung 96 : 12 bzw. 14<br />

Jahre). In den verbleibenden Fällen ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> die Altersgrenze der Grundre<strong>ch</strong>tsbere<strong>ch</strong>tigung<br />

na<strong>ch</strong> der Einsi<strong>ch</strong>tsfähigkeit, wobei für re<strong>ch</strong>tsges<strong>ch</strong>äftsbezogene<br />

Freiheiten (Art. 12 I, 14 I GG) die generelle Einsi<strong>ch</strong>tsfähigkeit na<strong>ch</strong> den Altersgrenzen<br />

des BGB angesetzt wird, während in anderen Fällen au<strong>ch</strong> die individuelle<br />

Einsi<strong>ch</strong>tsfähigkeit herangezogen werden kann. Von Grundre<strong>ch</strong>tsmündigkeit<br />

spri<strong>ch</strong>t man bei der verfassungsprozessualen Seite der Grundre<strong>ch</strong>tsbere<strong>ch</strong>tigung<br />

Minderjähriger, also der eigenen Prozeßfähigkeit der Minderjährigen, au<strong>ch</strong><br />

ohne oder gegen den Willen der Erziehungsbere<strong>ch</strong>tigten (vgl. Fall 6:<br />

Helmpfli<strong>ch</strong>t 189 ).<br />

2. Juristis<strong>ch</strong>e Personen<br />

Artikel 19<br />

(1) – (2) ...<br />

(3) Die <strong>Grundre<strong>ch</strong>te</strong> gelten au<strong>ch</strong> für inländis<strong>ch</strong>e juristis<strong>ch</strong>e Personen, soweit<br />

sie ihrem Wesen na<strong>ch</strong> auf diese anwendbar sind.<br />

(4) ...<br />

Wi<strong>ch</strong>tige Ents<strong>ch</strong>eidungen: BVerfGE 10, 89 – (Großer) Erftverband; 46, 73 –<br />

Stiftungen; 50, 290 – Mitbestimmung; 69, 257 – Politis<strong>ch</strong>e Parteien; 91, 262 –<br />

Parteienbegriff I; 91, 276 – Parteienbegriff II; 95, 173 – Warnhinweise für Tabakerzeugnisse;<br />

95, 220 – Aufzei<strong>ch</strong>nungspfli<strong>ch</strong>t; 97, 67 – S<strong>ch</strong>iffbauverträge; 97,<br />

228 – Kurzberi<strong>ch</strong>terstattung; 100, 313 – Telekommunikationsüberwa<strong>ch</strong>ung.<br />

Außer den vollre<strong>ch</strong>tsfähigen juristis<strong>ch</strong>en Person des Privatre<strong>ch</strong>ts (z.B.: Aktiengesells<strong>ch</strong>aft,<br />

GmbH, eingetragener Verein, Genossens<strong>ch</strong>aft, re<strong>ch</strong>tsfähige Stiftung)<br />

erkennt Art. 19 III GG die Grundre<strong>ch</strong>tsbere<strong>ch</strong>tigung au<strong>ch</strong> teilre<strong>ch</strong>tsfähigen Personenmehrheiten<br />

zu, also insbesondere den Gesamthandsgemeins<strong>ch</strong>aften (OHG,<br />

KG, GbR, Erbengemeins<strong>ch</strong>aft, eheli<strong>ch</strong>e Gütergemeins<strong>ch</strong>aft). Die weite Auslegung<br />

war vor allem für Parteien und Gewerks<strong>ch</strong>aften dringend nötig, da diese<br />

si<strong>ch</strong> im Kaiserrei<strong>ch</strong> einer staatli<strong>ch</strong>en Kontrolle nur dur<strong>ch</strong> Eintragungsverzi<strong>ch</strong>t<br />

entziehen konnten und deshalb historis<strong>ch</strong> als ni<strong>ch</strong>tre<strong>ch</strong>tsfähige Vereine gewa<strong>ch</strong>sen<br />

sind. Vom S<strong>ch</strong>utz des Art. 19 III GG ausges<strong>ch</strong>lossen sind ledigli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>te<br />

Personenmehrheiten, die ni<strong>ch</strong>t einmal den Grad organisatoris<strong>ch</strong>er Verfestigung

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