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Examenskurs Grundrechte - servat.unibe.ch

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I. Materielle Prüfung – S<strong>ch</strong>utzpfli<strong>ch</strong>tenprüfung 39<br />

obsolet: die staatli<strong>ch</strong>e Pfli<strong>ch</strong>t zum S<strong>ch</strong>utz des Lebens folgt unmittelbar aus Art. 2<br />

II 1 GG, ni<strong>ch</strong>t aus Art. 2 II 1 i.V.m. Art. 1 I 2 GG.<br />

Ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>utzre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>, sondern allein abwehrre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> geprüft werden diejenigen<br />

Fälle, bei denen die S<strong>ch</strong>utzpfli<strong>ch</strong>t nur zur Re<strong>ch</strong>tfertigung eines staatli<strong>ch</strong>en<br />

Eingriffs herangezogen wird (Auss<strong>ch</strong>eidungsregel). Übrig bleiben dana<strong>ch</strong> drei<br />

originär s<strong>ch</strong>utzre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Prüfungss<strong>ch</strong>emata. Deren erstes gilt für die typis<strong>ch</strong>e<br />

Konstellation einer Verfassungsbes<strong>ch</strong>werde, mit der gegenüber einem konkreten<br />

Übergriff (z.B. Entführung in BVerfGE 46, 160 [164] - S<strong>ch</strong>leyer) ein Mehr an staatli<strong>ch</strong>em<br />

S<strong>ch</strong>utz begehrt wird, wobei zwar ein S<strong>ch</strong>utzgesetz (StGB) besteht, dieses<br />

aber vom Hoheitsträger so angewendet wird, daß im Ergebnis keine wirksame<br />

Abwehr des Übergriffs erfolgt. Analog zur doppelten Verhältnismäßigkeitsprüfung<br />

34 kann es hier zur doppelten Prüfung des Untermaßverbots kommen:<br />

1. S<strong>ch</strong>utzberei<strong>ch</strong> des Lebensre<strong>ch</strong>ts (Art. 2 II 1 GG)<br />

2. Übergriff<br />

3. Verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>tfertigung<br />

a) Vereinbarkeit des S<strong>ch</strong>utzgesetzes mit dem Untermaßverbot<br />

b) Vereinbarkeit des staatli<strong>ch</strong>en Ni<strong>ch</strong>thandelns mit dem Untermaßverbot<br />

Zweitens gibt es, typis<strong>ch</strong>erweise in der Normenkontrolle, die Konstellation, daß<br />

unmittelbar und auss<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> ein unzurei<strong>ch</strong>ender S<strong>ch</strong>utz des Gesetzes gerügt<br />

wird (vgl. z.B. BVerfGE 39, 1 [35] – S<strong>ch</strong>wangers<strong>ch</strong>aftsabbru<strong>ch</strong> I). Au<strong>ch</strong> hier sollte<br />

ein Übergriff festgestellt werden, um die Ri<strong>ch</strong>tung des gebotenen S<strong>ch</strong>utzes zu<br />

spezifizieren – allerdings in abstracto als Form der Beeinträ<strong>ch</strong>tigung des Grundre<strong>ch</strong>tsgutes<br />

dur<strong>ch</strong> eine unbestimmte Vielzahl von Privaten (z.B. Abtreibung<br />

dur<strong>ch</strong> Ärzte auf Veranlassung der S<strong>ch</strong>wangeren):<br />

1. S<strong>ch</strong>utzberei<strong>ch</strong> des Lebensre<strong>ch</strong>ts (Art. 2 II 1 GG)<br />

2. Übergriff<br />

3. Verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>tfertigung – Vereinbarkeit des S<strong>ch</strong>utzgesetzes<br />

mit dem Untermaßverbot<br />

Drittens s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> kann es, wiederum typis<strong>ch</strong>erweise bei einer Verfassungsbes<strong>ch</strong>werde,<br />

zu einer bloßen Re<strong>ch</strong>tsanwendungskontrolle kommen, wenn das eins<strong>ch</strong>lägige<br />

S<strong>ch</strong>utzgesetz (z.B. Aussetzung gem. §§ 30a, 30b, 87 ZVG in BVerfGE 49,<br />

220 [226] – Zwangsversteigerung III) selbst ni<strong>ch</strong>t streitig ist:<br />

1. S<strong>ch</strong>utzberei<strong>ch</strong> des Eigentums (Art. 14 I 1 GG)<br />

2. Übergriff<br />

3. Verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>tfertigung<br />

a) Bestehen eines S<strong>ch</strong>utzgesetzes

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