Examenskurs Grundrechte - servat.unibe.ch
Examenskurs Grundrechte - servat.unibe.ch
Examenskurs Grundrechte - servat.unibe.ch
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
46<br />
2. Kapitel: Die Grundre<strong>ch</strong>tsprüfung<br />
nelle (d.h. sol<strong>ch</strong>e des Bundestags, ni<strong>ch</strong>t des Rei<strong>ch</strong>stags) in Betra<strong>ch</strong>t. Für die ri<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong>e<br />
Überzeugung rei<strong>ch</strong>en anders als bei der abstrakten Normenkontrolle<br />
bloße Zweifel ni<strong>ch</strong>t aus. Die Ents<strong>ch</strong>eidungserhebli<strong>ch</strong>keit, also der Umstand, daß<br />
das Geri<strong>ch</strong>t bei Verfassungswidrigkeit des Gesetzes anders ents<strong>ch</strong>eiden müßte<br />
als bei dessen Anwendbarkeit, muß im Detail belegt werden.<br />
Man<strong>ch</strong>mal ist dana<strong>ch</strong> gefragt, ob das Geri<strong>ch</strong>t eine Vorlagepfli<strong>ch</strong>t hat. Das ist<br />
genau dann der Fall, wenn eine Vorlage zur konkreten Normenkontrolle zulässig<br />
wäre, denn würde das Geri<strong>ch</strong>t ein Gesetz unangewendet lassen, verstieße es damit<br />
gegen das in Art. 100 GG implizierte Verwerfungsmonopol des Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>ts;<br />
würde es ein verfassungswidriges Gesetz anwenden, verstieße<br />
es gegen die Grundre<strong>ch</strong>tsbindung. Der Wortlaut des Art. 100 I GG ma<strong>ch</strong>t dies<br />
deutli<strong>ch</strong> (»... so ist ... auszusetzen«).<br />
V. Abstrakte Normenkontrolle<br />
Die abstrakte Normenkontrolle wird unabhängig von Einzelfällen dur<strong>ch</strong>geführt.<br />
Sie läßt si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> folgendem S<strong>ch</strong>ema prüfen:<br />
Abstrakte Normenkontrolle<br />
(Art. 93 I Nr. 2GG, §§ 13 Nr. 6, 23 I, 76 ff. BVerfGG)<br />
I. Zulässigkeit<br />
1. Antragsbere<strong>ch</strong>tigung (”Antrag der Bundesregierung, einer Landesregierung<br />
oder eines Drittels der Mitglieder des Bundestages”, § 76 I<br />
BVerfGG)<br />
2. Prüfungsgegenstand (”Bundes- oder Landesre<strong>ch</strong>t”, § 76 I BVerfGG)<br />
3. Antragsbefugnis (”bei Meinungsvers<strong>ch</strong>iedenheiten oder Zweifeln”,<br />
Art. 93 I Nr. 2 GG; ”für ni<strong>ch</strong>tig hält”, § 76 I Nr. 1 BVerfGG)<br />
4. Form (s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>e Begründung, § 23 I BVerfGG); keine Frist<br />
[ 5. Prüfungsmaßstab (Grundgesetz, bzw. – bei Landesre<strong>ch</strong>t – Grundgesetz<br />
und Bundesre<strong>ch</strong>t, § 78 BVerfGG) ]<br />
II. Begründetheit<br />
(wie konkrete Normenkontrolle)<br />
Die Zulässigkeitsvoraussetzungen der abstrakten Normenkontrolle bereiten<br />
kaum Probleme. Der einzige Prüfungspunkt, der für das Verständnis der Normenhierar<strong>ch</strong>ie<br />
gern in Klausuren aufgegriffen wird, ist die Antragsbefugnis.