Examenskurs Grundrechte - servat.unibe.ch
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92<br />
4. Kapitel: Einzelne Grundre<strong>ch</strong>tsgewährleistungen<br />
Wi<strong>ch</strong>tige Ents<strong>ch</strong>eidungen: BVerfGE 90, 27 – Parabolantenne I; 92, 126 – Parabolantenne<br />
II.<br />
Beim Informationsgrundre<strong>ch</strong>t bestimmt si<strong>ch</strong> die allgemeine Zugängli<strong>ch</strong>keit von<br />
Informationsquellen na<strong>ch</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Gesi<strong>ch</strong>tspunkten: das Internet ist beispielsweise<br />
grundsätzli<strong>ch</strong> ʹallgemein zugängli<strong>ch</strong>ʹ, kann aber in einzelnen Berei<strong>ch</strong>en<br />
dur<strong>ch</strong> Paßwort kontrolliert werden und insoweit ges<strong>ch</strong>ützten Benutzergruppen<br />
vorbehalten sein. S<strong>ch</strong>on auf S<strong>ch</strong>utzberei<strong>ch</strong>sebene ni<strong>ch</strong>t vom Grundre<strong>ch</strong>t<br />
erfaßt ist folgli<strong>ch</strong> das Eins<strong>ch</strong>lei<strong>ch</strong>en in eigentli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t für die Allgemeinheit geda<strong>ch</strong>te<br />
Datenbestände. Im übrigen s<strong>ch</strong>ützt die Informationsfreiheit das ungehinderte<br />
Bes<strong>ch</strong>affen der Informationen in allen seinen Modalitäten (Einsehen, Herunterladen,<br />
Fotografieren).<br />
Eine allgemeine staatli<strong>ch</strong>e Informationspfli<strong>ch</strong>t wird dur<strong>ch</strong> die Informationsfreiheit<br />
ni<strong>ch</strong>t begründet, au<strong>ch</strong> keine Pfli<strong>ch</strong>t zur Hilfe bei der Bes<strong>ch</strong>affung von Informationen.<br />
Ledigli<strong>ch</strong> ein Mindestmaß an Zugängli<strong>ch</strong>keit wi<strong>ch</strong>tiger Informationen<br />
wird von der Lehre als objektiv-re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Ausfluß der Informationsfreiheit<br />
bejaht. Eine Horizontalwirkung 54 entfaltet die Informationsfreiheit im Mietre<strong>ch</strong>t:<br />
ein Vermieter kann Parabolantennen gegenüber ausländis<strong>ch</strong>en Mietern<br />
ni<strong>ch</strong>t mietvertragli<strong>ch</strong> auss<strong>ch</strong>ließen, solange ein Kabelans<strong>ch</strong>luß fehlt.<br />
Typis<strong>ch</strong>e Themen für Prüfungsfälle: Parabolantennen.<br />
5. Pressefreiheit (Art. 5 I GG)<br />
Artikel 5<br />
(1) ... 2 Die Pressefreiheit ... [ist] gewährleistet. ...<br />
(2) ... – (3) ...<br />
Wi<strong>ch</strong>tige Ents<strong>ch</strong>eidungen: BVerfGE 20, 162 – Spiegel; 25, 256 – Blinkfüer; 66,<br />
116 – Springer/Wallraff; 95, 28 – Werkszeitungen; 97, 125 – Caroline von Monaco<br />
I; 97, 298 – ”extra-radio”; 102, 347 – S<strong>ch</strong>ockwerbung.<br />
Zur Presse im verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Sinne zählen alle für die Allgemeinheit bestimmten<br />
Druckerzeugnisse. Außer Zeitungen und Zeits<strong>ch</strong>riften sind also au<strong>ch</strong><br />
Bü<strong>ch</strong>er, Plakate, Flugblätter und Handzettel als ʹPresseʹ im verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />
Sinn anzusehen. Sogar alte S<strong>ch</strong>allplatten sind wegen ihrer Herstellungsweise<br />
no<strong>ch</strong> Druckerzeugnisse, ni<strong>ch</strong>t hingegen Tonbänder und Videokassetten. Die<br />
Pressefreiheit gilt au<strong>ch</strong> für Anzeigenteile in Zeitungen und sogar für reine Anzeigenblätter,<br />
da es auf den Inhalt des Druckerzeugnisses ni<strong>ch</strong>t ankommt.