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74MB - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

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Jüngeres Jungmoränengebiet in Mecklenburg-Vorpommern – Pedogenetische ProzessfolgeDie in Tabelle 3.7 berechneten Werte besitzen nur einen orientierenden Charakter, da derEntkalkungsgeschwindigkeit dabei ein linearer Verlauf unterstellt wird. Es ist jedoch anzunehmen,dass die Entkalkungsgeschwindigkeit nicht linear, sondern nach Ablagerungdes Sedimentes zunächst schnell verläuft und erst mit zunehmender Zeit immer langsamerwird (CROCKER & MAJOR 1955; OLSON 1958).Auch sind die besonderen hygrischen Verhältnisse nicht berücksichtigt, die in den Stadialendes Weichselspätglazials geherrscht haben dürften. In rezenten Periglazialgebietenliegt in der Auftauzone, selbst unter extrem kontinentalen Bedingungen Ostsibiriens, einestarke sommerliche Bodendurchfeuchtung vor (HAASE 1978: 149). Temperaturmessungenin der active layer in Nord-Alaska ergaben einen Temperaturanstieg um 4°C innerhalbeiner Stunde, wobei die Auftauphase der active layer 1-2 Wochen beträgt (HINKEL et al.1997). Dies ist sowohl für den täglichen und jährlichen Rhythmus, ebenso wie für dasAustauen der Bodengefrornis zu Beginn der Interstadiale entscheidend, da sich dadurchschnell bessere Bedingungen für ein Tiefergreifen der Pedogenese ergeben.Das Vorkommen von gebleichten gelben Permafrostböden (pale yellow permafrost soils) inZentral-Jakutien bestätigt die Möglichkeit der Entkalkung unter hochkontinentalen kalttrockenenklimatischen Bedingungen mit langen strengen schneearmen Wintern und trockenenheißen Sommern. Die sommerliche Auftauzone erreicht dort eine Tiefe von etwa100 cm, von denen etwa die oberen 50 cm entkalkt sind (MOROZOVA 1965).Weiter trägt zur beschleunigten Entkalkung die Produktion von Nitrat durch Cyanobakterien(MARION & MILLER 1982) und von organischen Säuren durch Flechten (DAWSON etal. 1984) bei. An der Untergrenze der Auftauzone findet eine Anreicherung von lebensfähigenMikroorganismen statt, die sich noch bei einer Temperatur von bis zu mindestens –10°C vermehren (GILICHINSKY & WAGENER 1995). Bei Erwärmung oder gar dem Austauendes Permafrostes im Spätglazial ist mit einer mehrere Jahrzehnte andauernden erhöhtenMethan- und CO 2 -Freigabe (AMUNDSON 2001; TRUMBORE et al. 1996) und durch die steigendemikrobielle Aktivität schon vor der Wiederbewaldung eine erhöhte CO 2 -Produktion im Spätglazial zu rechnen gewesen. Auf die aktuelle Problematik der Erhöhungder Treibhausgaskonzentration durch austauenden Permafrost sei hier nur hingewiesen(PEARCE 1989).Die erhöhte Verfügbarkeit und Produktion von CO 2 beim Austauen des Permafrostes undeine dauernde Durchfeuchtung des Sedimentes/Bodens während der Tauphasen lassenein erhöhtes Carbonatlösungsvermögen zumindest in den Wärmephasen des Spätglazialssehr wahrscheinlich erscheinen.Da sich trotz bestehender Korrelations-Unsicherheiten, die im Dekadenbereich liegen, diespätglazialen Stadial-/Interstadial-Übergänge überregional innerhalb weniger Jahrzehntevollzogen haben (BERNER & STREIF 2000; BRAUER et al. 2000, 2001; KAISER 1993; LITT et al.2001; WALKER 2001), ist anzunehmen, dass sich auch die Voraussetzungen für eine weitergehendePedogenese im Übergang zu den Wärmephasen innerhalb weniger Jahre bzw.Jahrzehnte verbesserten.Die Rekonstruktion der spätglazialen Paläoumweltbedingungen an der Lokalität Reinberg(Vorpommern) zeigt den Eintrag carbonatfreien Hangwassers in das Reinberg-Becken (DE KLERK et al. 2001a). Anhand dessen nimmt DE KLERK (2001) an, dass schon im„Meiendorf/Bölling“ im Einzugsbereich dieses Solls Böden vorkamen, deren Sickerwasserbereich(!) entkalkt war.Dies lässt darauf schließen, dass mehrere Dezimeter Entkalkungstiefe auf den erosionsstabilenStandorten der Grundmoränenplatten schon früh im Spätglazial erreicht wurden.Eine Wiederbewaldung durch Birken/Kiefern im Alleröd hat mit Sicherheit die Entkalkungsratenbeschleunigt, da vor allem unter Kiefern Schnee länger liegen bleibt und da-69

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