Internetkompetenz von SchülerInnen - Demokratiezentrum Wien
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Empfehlungen<br />
Gegenwärtig konstatieren viele VermittlerInnen ein distanziertes Verhältnis der Pädagogik zu<br />
den digitalen Medien und geringe Unterstützung beim Erwerb der notwendigen Kompetenzen<br />
im Umgang mit dem Internet. Schachtner, für die das Subjekt seinen medialen Erfahrungen<br />
überlassen wird und keinerlei Unterstützung bei der Reflexion erhält, plädiert dafür, dass die<br />
Pädagogik den ihr zugespielten Ball aufnehmen sollte, anstatt das Feld den TechnikerInnen zu<br />
überlassen. 147 Ihre Vision umfasst die Aneignung <strong>von</strong> Medienkompetenz durch die<br />
pädagogischen AkteurInnen, 148 die nicht nur reagieren, sondern auch aktiv Impulse setzen<br />
sollten.<br />
Gerade Jugendliche mit Migrationshintergrund (insbesondere Mädchen) sind bei der<br />
Aneignung <strong>von</strong> <strong>Internetkompetenz</strong>en aktuell mehr „allein gelassen“ als ihre<br />
AlterskollegInnen. Bei der Planung <strong>von</strong> Projekten im inner- und außerschulischen Kontext ist<br />
diese ungleiche Startposition zu berücksichtigen.<br />
Der Umgang mit dem Internet als Kulturtechnik sollte in die Medienbildung explizit integriert<br />
werden. Andernfalls werden den heranwachsenden NutzerInnen wichtige Qualifikationen<br />
vorenthalten und die soziale Kluft und Geschlechterdifferenzen verstärkt, indem sie sich in<br />
den digitalen Raum fortschreiben. Dabei sollte nicht nur Funktionswissen im Vordergrund<br />
stehen, sondern auch Raum für Reflexion, Bewertung <strong>von</strong> Inhalten und das Handeln nach<br />
eigenen Interessen Platz finden. 149 Neue Kulturtechniken brauchen neue Lernstrategien, die<br />
auf die veränderten Anforderungen (z. B. hinsichtlich der Aufnahme und Bewertung <strong>von</strong><br />
Mikro-Infos) Bezug nehmen müssen.<br />
Zum Schutz und zur Information der <strong>SchülerInnen</strong> müssen Eltern und PädagogInnen<br />
geeignete Mittel zuerst einmal kennen lernen (z. B. Software, aber auch Erfahrungen mit<br />
neuen Anbietern müssen gemacht werden). Insbesondere die Schule darf sich der<br />
Verantwortung zur Ausbildung mündiger MediennutzerInnen und verantwortungsvoller<br />
WeltbürgerInnen nicht entziehen. Gerade der Umgang mit Inhalten und Problemen im Netz<br />
sowie Verhaltensformen und Umgangstöne sollten, das legen die Studienergebnisse nahe,<br />
stärker thematisiert werden. Keine Lösung ist die Sperrung <strong>von</strong> Accounts und Inhalten.<br />
Vielmehr sollten gemeinsam mit den Jugendlichen Werte und Regeln für die<br />
Internetgeneration erarbeitet werden. 150 Dass gegenwärtig die meisten <strong>SchülerInnen</strong> angeben,<br />
hinsichtlicher ihrer Internetnutzung mit keinen Regeln oder Limits konfrontiert zu sein, lässt<br />
vermuten, dass die Gefahrenpotentiale des Internets <strong>von</strong> vielen Eltern noch unterschätzt<br />
werden. Gleichzeitig ist keine totale Kontrolle der Internetaktivität durch Eltern oder<br />
PädagogInnen anzuraten, da aus der Sicht der Jugendlichen das Internet freie Räume der<br />
147 Vgl. Schachtner, Christina: Digitale Medienwelten als neue Lebenswelten. Wie positioniert sich die<br />
Pädagogik? In: Blaschitz, Edith und Martin Seibt (Hg.): Medienbildung in Österreich. Lit Verlag: <strong>Wien</strong> 2008, S.<br />
27 und 38<br />
148 Vgl. ebd. S. 39<br />
149 Vgl. Antes, Wolfgang/Rothfuß, Eva: Web 2.0 für Jugendliche. Jugendbildung und Medienpädagogik am<br />
Beispiel <strong>von</strong> jugendnetz.de. Juventa Verlag: Weinheim/München 2007, S. 43<br />
150 Ein Beispiel für ein Projekt, dass diesen Umgang anspricht und auch Themen wie Cybermobbing etc.<br />
thematisiert, ist die Initiative „Respekt im Netz“: http://www.respekt-im-netz.net. Auch die Informations- und<br />
Koordinierungsstelle Saferinternet.at im Safer-Internet-Netzwerk der EU (Insafe) gibt Tipps und Hilfestellung<br />
für den kompetenten Umgang mit Risiken: http://www.saferinternet.at (31.3.2010)<br />
Internet-Kompetenz <strong>von</strong> <strong>SchülerInnen</strong>. Studienbericht 2010 S. 198