Internetkompetenz von SchülerInnen - Demokratiezentrum Wien
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8. Recherche(in)kompetenz<br />
Heute nennt man die Generation, die nach 1982 geboren wurde „Digital Natives“, also jene,<br />
die in die digitale Informationsgesellschaft hineingeboren wurden. 226 Alle, die vor diesem<br />
Zeitpunkt geboren wurden gelten als „Digital Immigrants“. Somit zählt die gesamte<br />
Lehrerschaft zu den digitalen Einwanderern, währen die <strong>SchülerInnen</strong> allesamt der<br />
Generation der Digital Natives zuzuordnen sind. Mit dieser Einteilung schwingt implizit die<br />
Annahme mit, daß <strong>SchülerInnen</strong> ganz allgemein und sozusagen „<strong>von</strong> Natur aus“ kompetenter<br />
im Umgang mit neuen Medien sind. Wie bereits im Abschnitt über „Peers als Quelle <strong>von</strong><br />
Vertrauen und Kompetenz“ ausgeführt wurde, ist diese Annahme die Grundlage für neue<br />
Rollenzuschreibungen, aber auch für Verunsicherungen seitens der Lehrer- und<br />
Elterngeneration.<br />
Recherchetechniken und Recherchekompetenz sind wesentliche Voraussetzung für die<br />
erfolgreiche Informationssuche im Internet. In der vorliegenden Studie lassen sich innerhalb<br />
der Generation der Digital Natives wesentliche Defizite erkennen, inbesondere im innerhalb<br />
der Studie gewählten thematischen Schwerpunkt der die Informationssuche zu Themen im<br />
Bereich Politik, Staat und Behörden.<br />
Surfverhalten: Keine erfolgreiche Recherche trotz Hilfestellung<br />
Bezüglich des Surfverhaltens wurden <strong>von</strong> 176 <strong>SchülerInnen</strong> die genauen Logfiles<br />
ausgewertet, die Rückschlüsse auf deren Surfwege und Recherchekompetenzen zulassen.<br />
Dabei wird Wikipedia weniger oft angesurft, als dies die Angaben der Befragten zu den bei<br />
einer Rechercheaufgabe angesurften Websites nahelegen würden. Allgemein bestätigt sich<br />
auch hier das große Monopol <strong>von</strong> Google: die überwiegende Mehrheit startete ihre Suche mit<br />
dieser Quelle. Die Mehrzahl der Jugendlichen hatte außerdem Probleme, die gefragten<br />
Informationen aus offiziellen Websites herauszufiltern. Seiten mit politisch relevanten<br />
Informationen konnten häufig nicht als solche erkannt werden. Trotz Hilfestellung (Nennung<br />
<strong>von</strong> help.gv.at) war ein Grossteil der <strong>SchülerInnen</strong> nicht in der Lage die richtigen Antworten<br />
auf eine Aufgabestellung zum Thema Jugendschutz zu finden. Politisch relevante Websites,<br />
demnach auch Websites, die „politische“ Informationen für Jugendliche bieten, konnten nicht<br />
als solche identifiziert werden.<br />
Die fehlende Recherchekompetenz zeigt sich deutlich im Hinblick auf zwei problematische<br />
Aspekte: Zum einen haben die Jugendlichen Probleme, geeignete Suchbegriffe zu finden, zum<br />
anderen können Inhalte aus einmal angesurften Seiten nicht extrahiert werden (vgl. dazu auch<br />
das Kapitel VII Auswertung der Teststellung bzw. des Surfverhaltens). Diese Gründe für das<br />
schlechte Abschneiden der <strong>SchülerInnen</strong> korrespondieren mit Faktoren, die ebenfalls in<br />
Studien zur Usability für TeenagerInnen betont werden: Dazu gehören die im Vergleich zu<br />
Erwachsenen weniger ausgeprägten Recherchestrategien und schlechtere Lesekompetenz<br />
sowie – relativ unbeeinflussbar – der bei Jugendlichen niedrigere Geduldsschwelle. 227<br />
226 Berkman Center<br />
227 Loranger, Hoa/Nielsen, Jakob: Teenagers on the Web. Usability Guidelines for Creating Compelling<br />
Websites for Teens. Nielsen Norman Group 2008. online: http://www.nngroup.com/reports/teens/ (23.02.2010)<br />
Internet-Kompetenz <strong>von</strong> <strong>SchülerInnen</strong>. Studienbericht 2010 S. 225