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Praxishandbuch - bei abif

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<strong>Praxishandbuch</strong>: Methoden in der Berufl ichen Rehabilitation<br />

6 Zukunft der berufl ichen Rehabilitation<br />

6.1 Early Intervention und Prävention<br />

Während in den letzten Jahren die Anzahl der Ar<strong>bei</strong>ts- und Wegunfälle zurückgegangen ist, steigen die chronischen Erkrankungen<br />

stark an. Die Ursachen sind vielfältig und sind eng mit den Ar<strong>bei</strong>ts- und Lebensbedingungen verknüpft. Fest<br />

steht: Chronifi zierte Erkrankungen verursachen für die betroffenen Menschen viel Leid und für die Volkswirtschaft hohe<br />

Kosten.<br />

Präventive Maßnahmen haben daher zum Ziel:<br />

• Gesundheit zu erhalten (primäre Prävention)<br />

Durch Verhaltensänderung sollen gesundheitsgefährdende Einfl üsse reduziert werden (z. B. Sucht, Übergewicht, hoher<br />

Blutdruck). Oft fühlt sich der Mensch gesund und weiß (noch nichts) über die möglichen Auswirkungen seines Verhaltens.<br />

Die Verhaltensprävention <strong>bei</strong>nhaltet daher eine stark sensibilisierende und aufklärende Komponente.<br />

Durch Verhältnisprävention sollen gesundheitsgefährdende Umstände und Bedingungen „korrigiert“ werden (wie z. B.<br />

belastende Faktoren am Ar<strong>bei</strong>tsplatz, Lärm, Feinstaub). Bekannt sind diese Maßnahmen und Programme unter dem<br />

Begriff „Gesundheitsförderung“ und „Vorbeugung“.<br />

• Durch Früherkennung und „rechtzeitig“ gesetzte Maßnahmen, Gesundheit rasch wiederherstellen zu können<br />

(sekundäre Prävention)<br />

Die Chance und der Nutzen dieser Maßnahmen liegen in der Möglichkeit einer rechtzeitigen Behandlung oder Intervention<br />

bevor eine Chronifi zierung oder ein irreversibler Zustand eintritt. Typische Bestandteile der sekundären Prävention<br />

im Allgemeinen sind ein Screening oder Vorsorgeuntersuchungen, die ein Aufzeigen einer z. B. symptomlosen<br />

Erkrankung ermöglichen. Ein Screening wird aufgrund unspezifi scher (d. h. nicht diagnostizierte) Symptome durchgeführt<br />

(z. B. Alkoholkonsum, Schwierigkeiten im Umgang mit Geld, Stimmungsschwankungen), die einer Klärung<br />

zugeführt werden sollten, um bereits im Anfangsstadium von Problemen bzw. Erkrankungen Maßnahmen setzen zu<br />

können.<br />

Exkurs zur sekundären Prävention:<br />

In der Berufl ichen Rehabilitation sind der Nutzen und die Wirksamkeit von sekundärer Prävention von großer Bedeutung,<br />

aber noch wenig bekannt. Die Wiedererlangung bzw. -herstellung der Ar<strong>bei</strong>tsfähigkeit ist eines ihrer zentralen Ziele, vor<br />

allem im Kontext der Invaliditäts- und Berufsunfähigkeitspensionen und der Pensionsreform. Länger ar<strong>bei</strong>ten müssen,<br />

setzt eine Ar<strong>bei</strong>ts- und Leistungsfähigkeit bis zum Pensionsantrittsalter voraus. In Österreich befi nden sich im Jahr 2004<br />

ca. ein Fünftel aller Pensionisten wegen geminderter Erwerbsfähigkeit in einer Invaliditäts / -Berufsunfähigkeitspension.<br />

Das Durchschnittsalter für den Pensionsantritt beträgt 52 Jahre (Männer: 54 Jahre, Frauen: 50 Jahre). 152 Laut OECD ar<strong>bei</strong>tet<br />

in Österreich nur mehr jeder Dritte der 55- bis 64-jährigen Menschen. Damit hat Österreich in dieser Altersgruppe<br />

eine der weltweit niedrigsten Erwerbsquoten. Die Ursache liegt u. a. darin, dass Menschen in belastenden Berufen (wie<br />

z. B. Bauar<strong>bei</strong>terInnen, Pfl egepersonal) nicht rechtzeitig, d. h. in jüngeren Jahren, auf weniger belastende Tätigkeiten umgeschult<br />

werden, um sie länger im Erwerbsleben halten zu können.<br />

Auch junge Menschen sind in ihrer Ar<strong>bei</strong>tsfähigkeit gefährdet, allerdings weniger in ihrer Gesundheit, sondern eher in<br />

lebensbegleitenden Umständen, hier setzt Sucht- oder Schuldenprävention an. Sekundäre Prävention setzt mithin <strong>bei</strong> drohender<br />

Gefahr an – entscheidend ist hier, dass diese Gefahren von ExpertInnen erkannt und behandelt werden.<br />

152 Vgl. Bericht 2004 des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger.<br />

<strong>abif</strong> – analyse beratung und interdisziplinäre forschung • AMS Österreich, ABI / Ar<strong>bei</strong>tsmarktforschung und Berufsinformation • BBRZ Reha GesmbH<br />

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