Praxishandbuch - bei abif
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<strong>Praxishandbuch</strong>: Methoden in der Berufl ichen Rehabilitation<br />
1.8.2 Persönliche Zielsetzungen<br />
Wann und wie eine Rehabilitation als erfolgreich bezeichnet werden kann, hängt wesentlich auch von der individuellen<br />
Beurteilung durch die RehabilitandInnen ab. Ausschlaggebend dafür, was als Erfolg bezeichnet wird, ist außerdem die<br />
jeweilige Ausgangssituation (die individuell verschieden ist), aber auch die Bedürfnislage der RehabilitandInnen.<br />
Bei manchen RehabilitandInnen ist bereits ein Erfolg, wenn sie sich nach der Rehabilitation im Klaren sind, welcher Beruf<br />
für sie der geeignete ist. Für andere ist bereits eine stärkere Motivation als Erfolg zu sehen, d. h. wenn sich jemand<br />
dazu „aufrafft“, ein Praktikum zu absolvieren oder eine Berufstätigkeit zu beginnen. Für viele bedeutet Erfolg aber auch<br />
oftmals schon z. B. einen Therapieplatz zu haben, einen drohenden Wohnungsverlust verhindert zu haben u. v. m.; diese<br />
Teilerfolge führen zwar nicht unmittelbar zu einer vollständigen Integration in den Ar<strong>bei</strong>tsmarkt, haben aber einen wesentlichen<br />
Anteil an einer erfolgreichen Berufl ichen Rehabilitation, indem sie <strong>bei</strong> den RehabilitandInnen die Voraussetzungen<br />
schaffen, wieder neuen Anforderungen „gewachsen“ zu sein. Die RehabilitandInnen nutzen die Zeit, ihr Leben<br />
wieder neu „in den Griff“ zu bekommen.<br />
Zu den allgemein wichtigsten persönlichen Zielen zählen im Einzelnen:<br />
Rehabilitation setzt nicht notwendigerweise voraus, einer 40-Stunden-Beschäftigung nachzugehen.<br />
Für die RehabilitandInnen steht das Gefühl, wieder gesellschaftlich integriert zu sein, im Vordergrund. Dies setzt nicht<br />
notwendigerweise voraus, einer 40-Stunden-Beschäftigung nachzugehen; vielmehr ist es wichtig, irgendeiner Art von Tätigkeit<br />
nachzugehen, um sich selbst als gesellschaftlich integriert wahrzunehmen. 52 Dies kann – den Ergebnissen einer im<br />
Auftrag des AMS Österreich durchgeführten Studie 53 zufolge – eine weiterführende oder berufsbildende Ausbildung sein,<br />
eine geringfügige oder stundenweise Beschäftigung oder aber auch die intensive Verfolgung eines zukünftigen Plans (Planung<br />
einer Ausbildung oder Beschäftigung). Besonders viel Wert wird darauf gelegt, dass die Tätigkeiten auf freiwilliger<br />
Basis geschehen und nicht der Eindruck des „dort hingedrängt werdens“ entsteht.<br />
Wesentlich ist, dass der Wiedereinstieg in den Ar<strong>bei</strong>tsmarkt an die individuellen Bedürfnisse angepasst ist.<br />
Für viele RehabilitandInnen ist zu Beginn eine stundenweise Beschäftigung, Teilzeitar<strong>bei</strong>t oder auch Ar<strong>bei</strong>t von zuhause<br />
aus sinnvoll; dies ist vor allem dann der Fall, wenn das Normalar<strong>bei</strong>tsverhältnis eine zu große Belastung für den / die RehabilitandIn<br />
darstellen würde. Ar<strong>bei</strong>tsverhältnisse, die für die RehabilitandInnen zu belastend sind, werden häufi g – entweder<br />
seitens der Unternehmen oder seitens der RehabilitandInnen – wieder aufgegeben.<br />
Für die RehabilitandInnen muss die Tätigkeit „Sinn“ machen.<br />
Den RehabilitandInnen ist es wichtig, dass sie die Notwendigkeit der verschiedenen Therapien (die auch mit Tätigkeiten<br />
verbunden sind) innerhalb der Rehabilitation, verstehen können. Der Sinngehalt einer Tätigkeit – Therapiebesuch,<br />
Schulbesuch oder Beruf –, nimmt einen zentralen Stellenwert in den Bedürfnissen der RehabilitandInnen ein. Durch die<br />
Vermittlung eines Sinns der Tätigkeit, wird den RehabilitandInnen auch die Teilhabe an der Gesellschaft, die für das Individuum<br />
Sinn macht, vermittelt.<br />
Für die RehabilitandInnen muss ein individuelles „Weiterkommen“ erkennbar sein.<br />
Die RehabilitandInnen wollen Sinn und Zweck ihres Handelns, ihrer Lernschritte, die Inhalte, die Zielrichtungen und<br />
Aussagekraft von Tests, die Bedeutung und Wirklichkeit von praktischen Ar<strong>bei</strong>tserprobungen intensiv im Hinblick auf<br />
die praktische „Verwertbarkeit“ begreifen. Es muss ein „individueller Erfolg“ erkennbar sein. Diese Kriterien verlangen<br />
eine enge Verschränkung von Theorie und Praxis, um dadurch den RehabilitandInnen die Anwendung des wichtigen Instruments<br />
der Erfahrung durch „Sich Einlassen auf den Erfahrungsbereich“ und „Vergleich zwischen Vertrauen und Neuartigem“<br />
zu ermöglichen.<br />
52 Vgl. Steiner / Weber / Egger 2005, Seite 85.<br />
53 Vgl. Steiner, Karin / Weber, Maria Elisabeth: Individuelle Lebenslagen von RehabilitandInnen: Erfolgsaspekte der sozialen und berufl ichen Rehabilitation.<br />
Wien 2005.<br />
<strong>abif</strong> – analyse beratung und interdisziplinäre forschung • AMS Österreich, ABI / Ar<strong>bei</strong>tsmarktforschung und Berufsinformation • BBRZ Reha GesmbH<br />
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System der Berufl ichen Rehabilitation in Österreich