Praxishandbuch - bei abif
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<strong>Praxishandbuch</strong>: Methoden in der Berufl ichen Rehabilitation<br />
Die Inhalte der Rehabilitation müssen daher transparent, verständlich, anschaulich und berufsweltorientiert in ihrer Anwendungspraxis<br />
und Erfahrbarkeit sein; ausschließlich abstrakt-theoretische Merkmale wirken sich <strong>bei</strong> den RehabilitandInnen<br />
oft negativ auf die Motivation aus. Sie wirken passivitätssteigernd, abhängigkeitserzeugend und fördern die Bereitschaft,<br />
fremde Entscheidungen unkritisch zu übernehmen. 54<br />
Berufl iche Rehabilitation bedeutet Wiedergewinnung des Selbstwertes und der Anerkennung durch andere.<br />
Durch eine „berufl iche Auszeit“ sind oft vorhandene Fähigkeiten und Fertigkeiten in Vergessenheit geraten und der damit<br />
in Zusammenhang stehende Selbstwert gesunken. Den RehabilitandInnen ist es ein Anliegen, das Selbstwertgefühl wieder<br />
„aufzuwerten“. Es wird als wesentliches Ziel kommuniziert, in der Rehabilitation Anerkennung durch andere zu erhalten<br />
und damit den Selbstwert zu stärken.<br />
„Ich hab wieder einen Job, nicht? Und ich konnte also auch in dem Umfeld sagen: ich ar<strong>bei</strong>te. Dadurch fühlt man sich<br />
auch schon wieder wesentlich mehr wert und auch selbstbewusster.“ 55<br />
RehabilitandInnen wollen Halt und Unterstützung bekommen.<br />
Für die RehabilitandInnen ist es wichtig, dass die Rehabilitation als unterstützendes soziales Element fungiert. Zu diesem<br />
Zweck soll ein soziales Netz aufgebaut werden, in dessen Rahmen sich die RehabilitandInnen über ihre Probleme und<br />
Neuigkeiten austauschen können. Die Rehabilitation soll den RehabilitandInnen da<strong>bei</strong> helfen, in einer schwierigen Phase<br />
dem Leben wieder Freude abzugewinnen. Es sollen Hilfestellungen <strong>bei</strong> diversen Problemen angeboten und versucht<br />
werden, auftretende Konfl ikte lösen zu helfen; insbesondere <strong>bei</strong> Phasen der Niedergeschlagenheit ist es wichtig, dass den<br />
RehabilitandInnen „motivierend“ zur Seite gestanden wird.<br />
Die Rehabilitation soll in einem „vertraulichen“ Rahmen erfolgen, in dem auch Entscheidungen revidiert werden<br />
können.<br />
Den RehabilitandInnen ist es wichtig, dass die Möglichkeit besteht, eine mögliche Unter- oder Überforderung kommunizieren<br />
zu können, ohne dass dies zu einem Konfl ikt führt. Hierzu ist ein „vertraulicher“ Rahmen von Nöten. Verschiedene<br />
Aspekte der Über- und Unterforderung sollen während der gesamten Rehabilitation ohne Hemmungen angesprochen<br />
werden können. Der Wunsch nach Vertraulichkeit bedeutet aber nicht, dass „Behutsamkeit“ von den Reha-Fachkräften<br />
gewünscht wird; 56 vielmehr wird Ehrlichkeit und gegenseitige Akzeptanz gewünscht. Im Rahmen einer „open-end“-Berufsfi<br />
ndung könnten die RehabilitandInnen, befreit vom Zeitdruck und vom Leistungsdruck stresshafter Prüfungssituationen,<br />
der realitätsgetreuen Praxisabbildung, der persönlichen Eignung für einen Beruf und dem Aspekt des Umgangs mit<br />
der Berufsentscheidung mehr erfahrende, entscheidende Beachtung schenken.<br />
Vermittlung von Schlüsselqualifi kationen<br />
Erfolgreiche Rehabilitation bedeutet für die RehabilitandInnen, dass sie für ihr eigenes Leben wieder die Verantwortung<br />
übernehmen können. Die Fähigkeit, alleine sein Leben zu gestalten, persönliche Ziele zu setzen und mehr Sicherheit auch<br />
bezüglich der eigenen fi nanziellen Zukunft zu haben, wird als wesentliches Ziel der Rehabilitation kommuniziert. „Schlüsselqualifi<br />
kationen“ spielen mithin zunehmend eine zentrale Rolle in der Rehabilitation. Gemeint sind damit Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten von „übergeordneter“ Bedeutung, also nicht spezifi sch für ein bestimmtes Berufs- und Ar<strong>bei</strong>tsfeld. 57<br />
Grampp und Herffurth (1999) fassen die Schlüsselqualifi kationen wie folgt zusammen: 58<br />
• Individualkompetenz als Kompetenz zur Gewinnung von Lebenssinn und Identität durch berufl iches Tätigsein und<br />
ar<strong>bei</strong>tsbegleitendes Lernen sowie zur Refl exion und angemessenen Veränderung eigenen Verhaltens in Ar<strong>bei</strong>ts- und<br />
Lernsituationen.<br />
• Sozialkompetenz als Kompetenz zu Kommunikation und Kooperation mit anderen in Ar<strong>bei</strong>ts- und Lernsituationen<br />
sowie zur Bear<strong>bei</strong>tung von Problemen und Konfl ikten.<br />
54 Vgl. Becking / Katz 1985, Seite 107.<br />
55 Erfahrung eines Rehabilitanden, vgl. Steiner, Karin / Weber, Maria Elisabeth 2005, Seite 98.<br />
56 So werden Reha-Fachkräfte, die oft fordernd sind, durchaus positiv wahrgenommen.<br />
57 Vgl. Lebenshilfe für behinderte Menschen 2003.<br />
58 Vgl. Grampp / Herffurth 1999.<br />
<strong>abif</strong> – analyse beratung und interdisziplinäre forschung • AMS Österreich, ABI / Ar<strong>bei</strong>tsmarktforschung und Berufsinformation • BBRZ Reha GesmbH<br />
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System der Berufl ichen Rehabilitation in Österreich