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Praxishandbuch - bei abif

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<strong>Praxishandbuch</strong>: Methoden in der Berufl ichen Rehabilitation<br />

Die Zielgruppe von sekundärer Prävention im Bereich der berufl ichen Rehabilitation sind Beschäftigte / Selbständige gleichermaßen<br />

wie bereits seit kurzer Zeit ar<strong>bei</strong>tslos gewordene Menschen.<br />

Folgende Symptome sind exemplarisch Indizien für drohende Gesundheitsgefährdung:<br />

• Häufi ge Krankenstände bzw. Langzeitkrankenstände<br />

• Sinkende Leistungsmotivation und Antriebsschwäche<br />

• Häufi ge Arztbesuche<br />

• Verringerte Leistungsmenge<br />

• Sozialer Rückzug bis zur Isolation<br />

Als erschwerende Faktoren können genannt werden:<br />

• Hoher Produktionsdruck in den Betrieben<br />

• Tendenz zu Kündigung von kranken Ar<strong>bei</strong>tnehmerInnen<br />

• Die Armut in Österreich nimmt zu und Armut macht krank<br />

• Zunahme der Teilzeitar<strong>bei</strong>t und geringfügigen Beschäftigungen<br />

• Gesellschaftliche Bilder und Normen (wir sind alle gesund, erfolgreich und leistungsfähig)<br />

• Damit verbunden eine Tabuisierung von belastenden Umständen<br />

• Angst vor Ar<strong>bei</strong>tsplatzverlust, daher krank zur Ar<strong>bei</strong>t gehen<br />

• Mangelnde und / oder inadäquate Kommunikation über die Ursachen von verringerter Ar<strong>bei</strong>tsfähigkeit<br />

• „Privatisierung“ des Themas „Krankheit und Belastungen“<br />

Erste Erfahrungen zur sekundären Prävention können aus dem Pilotprojekt „Service für Ar<strong>bei</strong>t und Gesundheit“, einer<br />

niederschwelligen Anlaufstelle für Beschäftigte in Wien und Graz (seit 2003), berichtet werden: 153<br />

• Am häufi gsten suchen 30–50-jährige Menschen die Servicestelle auf; in dem Bewusstsein, lange ar<strong>bei</strong>ten zu müssen<br />

und mit hoher Motivation, rechtzeitig Maßnahmen mit Unterstützung zu ergreifen.<br />

• Den niederschwelligen Zugang (Hotline, Anonymität <strong>bei</strong>m Erstgespräch, Terminvereinbarung nicht zwingend) schätzen<br />

Beschäftigte mit niedrigem Qualifi kationsniveau und Menschen mit erhöhtem Angstpotenzial am meisten.<br />

• Das Screening zur Erhebung der gesundheits- bzw. ar<strong>bei</strong>tsplatzgefährdenden Faktoren besteht aus einem (ar<strong>bei</strong>ts-)medizinischen<br />

und ar<strong>bei</strong>tspsychologischen Befund und einer ausführlichen Besprechung aller belastenden Faktoren im<br />

Sinne des ganzheitlichen Ansatzes. Ebenso werden alle Ressourcen miteinbezogen.<br />

• Nach dieser Klärungsphase plant der / die KlientIn mit dem / der Case ManagerIn die erforderlichen bzw. gewünschten<br />

Maßnahmen, wie z. B. medizinische Behandlungen, Kuraufenthalte, psychologische Behandlung, Psychotherapie,<br />

Rechtliche Beratung, Anträge auf Leistungen, Gespräche mit Betriebsrat bzw. Ar<strong>bei</strong>tgeber etc. Die Servicestelle vermittelt<br />

Kontaktadressen, gibt Empfehlungen, welche Angebote geeignet sind und interveniert für den / die KlientIn.<br />

• Besonders gut angenommen wird das Empowerment: Der / Die KlientIn entscheidet über jeden Schritt (Wie viel Unterstützung<br />

brauche ich? Was mache ich selbst?) und die zeitlich unbefristete Möglichkeit der Inanspruchnahme der<br />

Begleitung durch das Case Management, da der Prozess der Wiederherstellung der Ar<strong>bei</strong>tsfähigkeit und Gesundheit<br />

Jahre dauern kann oder Rückfälle nicht vorhersehbar sind.<br />

• Abgeschlossen wird der Prozess, wenn mittelfristig die Ar<strong>bei</strong>tsfähigkeit wiederhergestellt ist und / oder der / die Klient-<br />

In im Erwerbsleben bleiben kann oder eine neue Ar<strong>bei</strong>t begonnen hat.<br />

Inwieweit sekundäre Präventionsmaßnahmen in Betrieben möglich sind, ist noch wenig erforscht. Meist ist es Sache der<br />

Personalvertretung bzw. BetriebsrätInnen, krankmachende Ursachen zu erheben und als Vertrauensperson für die Beschäftigten<br />

zu fungieren.<br />

Die Unternehmen selbst tendieren erfahrungsgemäß eher zu Programmen der Gesundheitsförderung (primäre Prävention),<br />

um einen Beitrag zum Thema zu leisten. Das BBRZ Österreich ar<strong>bei</strong>tet derzeit in verschiedenen Pilotprojekten an der<br />

Entwicklung von Modellen zur sekundären betrieblichen Prävention.<br />

153 Vgl.: www.bbrz.at<br />

<strong>abif</strong> – analyse beratung und interdisziplinäre forschung • AMS Österreich, ABI / Ar<strong>bei</strong>tsmarktforschung und Berufsinformation • BBRZ Reha GesmbH<br />

109<br />

Zukunft der berufl ichen Rehabilitation

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