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Praxishandbuch - bei abif

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<strong>Praxishandbuch</strong>: Methoden in der Berufl ichen Rehabilitation<br />

2 Grundlagen der Ar<strong>bei</strong>t in der Rehabilitation<br />

2.1 Menschen mit Behinderung – Menschenbild<br />

Behinderung ist auf emotionaler Ebene schwer fassbar. Die Folge ist, dass Behinderung in der Interaktion mit Menschen<br />

ohne Behinderung <strong>bei</strong> letzteren vielmals diffuse Ängste und Ablehnung erzeugt. Menschen ohne Behinderung werden<br />

durch die Begegnung von Menschen mit Behinderung oft mit der eigenen psychischen bzw. physischen Verletzlichkeit<br />

konfrontiert. Um die Person von Gefühlen wie Unsicherheit und Unbehagen zu entlasten, sind entweder Abwertung, Aggression,<br />

Spott, Vermeiden von Kontakt oder übermäßiges Mitgefühl mögliche Verhaltensweisen. 59 Die häufi gsten Konnotationen,<br />

die mit „Behinderung“ einhergehen, sind „Asexualität“, „Infantilisierung“, „Hilfsbedürftigkeit“, „Armut“ und<br />

„geistige Behinderung“ (auch <strong>bei</strong> Geh-, Sehbehinderung oder psychischer Beeinträchtigung der Fall). Die Folge ist, dass<br />

Prozesse der „Diskriminierung“ und „Ausgrenzung“ in Gang gesetzt werden.<br />

Behinderung und Leistungsgesellschaft<br />

Die Vorurteile, die behinderten Personen entgegengebracht werden, beziehen sich häufi g auf deren Leistungsfähigkeit.<br />

Leistungsfähigkeit wird in der Regel mit einer konkreten Erwerbstätigkeit in Verbindung gesetzt. Nicht nur die Gesellschaft<br />

bewertet einen Menschen über dessen geleistete (Erwerbs-)Ar<strong>bei</strong>t und die damit erbrachte Leistung, auch der Selbstwert<br />

des Individuums wird von diesem Maßstab beeinfl usst.<br />

2.2 Das Konzept der ganzheitlich-integrierten Rehabilitation<br />

Das Konzept der ganzheitlich-integrierten Rehabilitation defi niert die Soziale Rehabilitation als integralen Bestandteil<br />

eines Rehabilitations-Gesamtprozesses. Das Konzept geht davon aus, dass eine dauerhafte berufl iche und soziale Wiedereingliederung<br />

der RehabilitandInnen nur durch eine umfassende Berücksichtigung der Lebens- und Krankheitssituation<br />

erreicht 60 werden kann. Ein wesentliches Merkmal des ganzheitlich-integrierten Rehabilitationsansatzes ist die verstärkte<br />

Betonung und Berücksichtigung der jeweiligen subjektiven Erfahrungs- und Bewertungszusammenhänge, die im Betroffensein<br />

und in der Lebenslage (des konkreten Kontextes und der jeweiligen Biografi e) 61 der RehabilitandInnen zu sehen<br />

sind. Das heißt, dass auch die subjektiven Bewertungszusammenhänge der RehabilitandInnen den Erfolg einer Rehabilitation<br />

defi nieren. 62<br />

Vor diesem Hintergrund wird Rehabilitation als personenbezogene Dienstleistung verstanden. Die wesentliche Umsetzung<br />

der Rehabilitation fi ndet in der individuellen Lebenswelt der RehabilitandInnen statt. Dort fi nden sich jene Anknüpfungspunkte<br />

zur Reintegration in den Alltag, die wesentlich für ein Wiedererlangen einer „autonomen Lebenspraxis“ 63 sind.<br />

„Durch die soziale Rehabilitation (…) soll die Integration in allen Bereichen, – Ar<strong>bei</strong>tsplatz, Familien, Wohnen, Verkehr,<br />

Freizeit, Kultur, Sport, Religion, Politik –, also die umfassende gesellschaftliche Teilhabe erreicht werden.“ 64<br />

59 Vgl. www.ar<strong>bei</strong>tundbehinderung.at/assets/images/content/Diplomar<strong>bei</strong>t.pdf, Seite 17.<br />

60 Vgl. Mühlum / Gödecker-Geenen, 2003, Seite 101f.<br />

61 Auf den Konnex „Biografi e und Rehabilitation / Rehabilitation im Lebenslauf“ soll in der Folge noch ausführlicher eingegangen werden.<br />

62 Anmerkung: Ein ganzheitlich-integrierter Rehabilitationsansatz richtet sich aber nicht gegen die funktionale und institutionelle Unterscheidung von medizinischer<br />

und berufl icher Rehabilitation; vielmehr weist er auf die Bedeutung interdisziplinärer, kooperativer Umsetzungsstrategien hin.<br />

63 Vgl. ebenda, Seite 42.<br />

64 Mühlum / Gödecker-Geenen 2003, Seite 35.<br />

<strong>abif</strong> – analyse beratung und interdisziplinäre forschung • AMS Österreich, ABI / Ar<strong>bei</strong>tsmarktforschung und Berufsinformation • BBRZ Reha GesmbH<br />

29<br />

Grundlagen der Ar<strong>bei</strong>t in der Rehabilitation

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