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Praxishandbuch - bei abif

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<strong>Praxishandbuch</strong>: Methoden in der Berufl ichen Rehabilitation<br />

Den betroffenen Individuen wird in der Rehabilitation durch die Interaktion mit einem anderen Individuum (Reha-Fachkraft)<br />

die Möglichkeit geboten, über die jeweils eigene Lebenswelt hinauszublicken. Es wird ihnen die Chance eingeräumt,<br />

durch gegenseitige Perspektivenübernahme (Hineinversetzen in das „andere Ich“) in eine andere Lebenswelt Einblick<br />

zu erlangen. Dadurch können neue Handlungsstrategien erlernt und erprobt werden, mit deren Hilfe die Krise bewältigt<br />

werden kann.<br />

2.5 Die Fachkraft in der Berufl ichen Rehabilitation<br />

Aufgaben und Tätigkeiten<br />

Reha-Fachkräfte haben die Aufgabe, Maßnahmen der Sozialen und Medizinischen Rehabilitation in den Bereichen Orientierung<br />

und Integration sowie lebenspraktische Fertigkeiten durchzuführen. Da<strong>bei</strong> handelt es sich in der Regel um individuell<br />

abgestimmte Einzelmaßnahmen und um die Vermittlung bedürfnisorientierter Techniken. Diese Maßnahmen zielen<br />

darauf ab, RehabilitandInnen in die Gesellschaft und in den Ar<strong>bei</strong>tsmarkt zu (re-)integrieren.<br />

Berufsbild<br />

Durch spezielle rehabilitative Maßnahmen und Beratung vermitteln Reha-Fachkräfte lebenspraktische Fertigkeiten mit<br />

dem Ziel, die soziale Kommunikation sowie die Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit der RehabilitandInnen zu<br />

fördern. Die Reha-Fachkräfte führen die zu betreuende Person unter Berücksichtigung von Alter, Grad der Behinderung,<br />

Aufnahme- und Lernfähigkeit auf die zu erlernende Aufgabe hin. Sie setzen dazu individuell spezifi sche Techniken ein.<br />

Der Einsatz von Lernparadigmen<br />

Rehabilitation hat das Ziel behinderte Menschen zu (re-)integrieren. In manchen Fällen setzt dies eine Verhaltensänderung<br />

voraus: 81<br />

• Klassisches Konditionieren: Ärger, Frustration oder Angst sind häufi g gelernte Reiz-Reaktionsverbindungen und können<br />

je nach Intensität und Ausprägung den Prozess der Rehabilitation stören. Die Aufgabe der Rehafachkräfte ist in diesem<br />

Zusammenhang herauszufi nden, welcher Reiz dieses negative Gefühl auslöst, das sich häufi g in sozial auffälligen Reaktionen<br />

ausdrückt. Durch entsprechende Veränderungsmaßnahmen können sie für eine Unterbrechung dieser Verbindung<br />

sorgen, indem sie den RehabilitandInnen z. B. andere Tätigkeiten übertragen, mehr Pausen machen lassen etc. 82<br />

• Lernen durch Versuch und Irrtum: Das Erlernen von manchen Fähigkeiten oder Fertigkeiten, insbesondere von komplexen<br />

Fertigkeiten (z. B. Umgang mit PC), ist ein langsamer Prozess, <strong>bei</strong> dem durch kontinuierliches Wiederholen und<br />

Üben die korrekte Reaktion irgendwann „sitzt“ und nicht mehr dem Versuch und Irrtum ausgesetzt ist. Bei Tätigkeiten<br />

während der Rehabilitation kann <strong>bei</strong> einer Ar<strong>bei</strong>tstätigkeit, die mehrere aufeinander aufbauende Schritte umfasst, die<br />

Problemlösefähigkeit der / des RehabilitandIn trainiert werden, indem die / der RehabilitandIn durch Irrtum und Versuch<br />

herausfi ndet, wie der Weg zum gelungenen Erfolgserlebnis aussieht. 83<br />

• Lernen am Erfolg: Verstärkung und Belohnung bzw. negative Sanktion beeinfl ussen Verhaltenshäufi gkeiten. Durch Einsatz<br />

von Belohnungen (Anlächeln, ermutigendes Schulterklopfen, interessiertes Zuhören, Lob etc.) kann die Reha-Fachkraft<br />

gezielt auf das Verhalten der RehabilitandInnen Einfl uss nehmen; dass z. B. die RehabilitandInnen sich an organisatorische<br />

Abmachungen halten, die Zeitplanung eingehalten wird oder die RehabilitandInnen motiviert werden u. a.<br />

Ein herausfordernder Beruf<br />

Lernen fi ndet nicht nur statt durch sprachliche Instruktion, sondern auch durch Nachahmen des Verhaltens einer Modellperson.<br />

In dieser Hinsicht kommt Fachkräften eine bedeutende Rolle zu. Als vorbildliche Modellpersonen rufen sie mit<br />

81 Vgl. Gage / Berliner 1996.<br />

82 Vgl. Theorie von Pawlow (1849–1936).<br />

83 Vgl. Theorie von Thorndike (1874–1949).<br />

<strong>abif</strong> – analyse beratung und interdisziplinäre forschung • AMS Österreich, ABI / Ar<strong>bei</strong>tsmarktforschung und Berufsinformation • BBRZ Reha GesmbH<br />

33<br />

Grundlagen der Ar<strong>bei</strong>t in der Rehabilitation

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