Welchen Weg gehe ich.pdf
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„Das ist ja mal ganz was Neues! Gab sehe <strong>ich</strong> so beschränkt aus? Oder, glaubst du tatsächl<strong>ich</strong> <strong>ich</strong> sei<br />
es?“ wütend wandte <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> um und schaute aus dem Fenster.<br />
„Claire, es gibt auch ruhigere Tage! Muss Raphael denn immer sofort dagegen halten?“<br />
Ich schnaufte empört auf, „Gabriel das wäre so, als ob du d<strong>ich</strong> plötzl<strong>ich</strong> in einen miesepetrigen Muffel<br />
verwandelst. Nein! Das liegt in eurer Natur! Du bist derjenige der alles und jeden liebevoll umarmt.<br />
Raphael dagegen ist der bestimmende! Der der die Fäden in der Hand hält, sie mit Sarkasmus<br />
und ironischen Bemerkungen verteidigt. Zuwiderhandlungen werden sofort geahndet. Gestern<br />
Abend, das war n<strong>ich</strong>t Raphael! N<strong>ich</strong>t der, den <strong>ich</strong> kenne! Hast du ihm etwas in den Kaffee getan?“<br />
Gab lachte laut auf, er schüttelte den Kopf. „Du hast Raphael bisher nur n<strong>ich</strong>t von dieser Seite kennengelernt.“<br />
Er lachte noch immer, als er m<strong>ich</strong> vor der Bibliothek absetzte. „Bis später!“ und wischte<br />
s<strong>ich</strong> die Lachtränen von der Wange.<br />
Grimmig betrat <strong>ich</strong> das Büro. Sue war schon da und Molly saß wie gewohnt an ihrem Schreibtisch.<br />
Sue re<strong>ich</strong>te mir eine Tasse mit Kaffee, dabei sah sie m<strong>ich</strong> entschuldigend an. „Was!“ fragte <strong>ich</strong> unwirsch,<br />
dann sah <strong>ich</strong> ihren erschrockenen Blick. Ich riss m<strong>ich</strong> zusammen schließl<strong>ich</strong> hatte <strong>ich</strong> keinen<br />
Anlass auf Sue sauer zu sein. „Entschuldige Sue, <strong>ich</strong> habe m<strong>ich</strong> gerade über Gabriel geärgert.“<br />
Sie nahm meine Entschuldigung kommentarlos hin. „Ich muss d<strong>ich</strong> um Verzeihung bitten!“ erstaunt<br />
blickte <strong>ich</strong> sie an und nippte an meinen heißen Kaffee. Das nutzte sie aus und fuhr schnell fort, „Ja,<br />
denn jetzt verstehe <strong>ich</strong>, was du an Raphael magst. Er kann ja so …, also <strong>ich</strong> meine.“ Hilfe suchend<br />
schaute sie Molly an, sie fand die r<strong>ich</strong>tigen Worte. „Raphael! Er ist charmant und sehr charismatisch.<br />
Erst gestern ist uns das bewusst geworden. Sonst wirkte er so düster?“<br />
„Düster? Raphael?“ mehr brachte <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t heraus. Wo hatten sie ihre Augen? Raphael war alles andere,<br />
doch niemals düster.<br />
„Ja deshalb verzeih mir! Ich habe ihn einfach nie so gesehen.“ Nickend bestätigte Molly, Sues Worte<br />
und ihr Blick ging hoch zur Uhr. Die Unterhaltung war beendet.<br />
Ich war froh in die Katakomben hinunter zu <strong>gehe</strong>n. Mir wurde so einiges klar. Raphael, seine angebl<strong>ich</strong>e<br />
ruhige Heiterkeit! Von wegen er wollte allen Sand in die Augen streuen. Doch zu welchem<br />
Zweck? Und warum benahm er s<strong>ich</strong> mir gegenüber so artig? Den Vormittag verbrachte <strong>ich</strong> mehr mit<br />
meinen Grübeleien, als das <strong>ich</strong> arbeitete. Es half n<strong>ich</strong>ts <strong>ich</strong> kam n<strong>ich</strong>t dahinter. Na warte, <strong>ich</strong> werde<br />
m<strong>ich</strong> genauso verhalten wie du. Es wäre ja gelacht, wenn ihn das n<strong>ich</strong>t aus der Reserve lockte.<br />
Meine Entscheidung stimmte m<strong>ich</strong> friedl<strong>ich</strong>er. Im Stillen freute <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> schon auf Raphaels erstauntes<br />
Ges<strong>ich</strong>t. Ich fragte m<strong>ich</strong>, wie lange er diese Scharade aufrecht erhalten wollte und konnte.<br />
Gab holte m<strong>ich</strong> zur gewohnten Zeit ab. Er war ungewöhnl<strong>ich</strong> elegant gekleidet. Daneben kam <strong>ich</strong> mir<br />
wie ein Mauerröschen vor. Doch Sue schien anderer Meinung zu sein, „Wo wollt ihr denn hin? So<br />
exquisit gekleidet!“<br />
„Ich habe keine Ahnung, Sue! Das war auch ein Grund, warum <strong>ich</strong> so sauer war. Meinst du <strong>ich</strong> kann<br />
so <strong>gehe</strong>n wenn <strong>ich</strong> Gab so ansehe …“ vertraute <strong>ich</strong> Sue meine Befürchtung an.<br />
„Quatsch n<strong>ich</strong>t! Du siehst gut aus! R<strong>ich</strong>tig vornehm, das wollte <strong>ich</strong> dir am Morgen schon sagen, aber<br />
du warst; ein wenig gereizt.“ Sie trat einen Schritt zurück und wartete auf meine heftige Erwiderung.<br />
Jedoch nickte <strong>ich</strong> nur zustimmend.<br />
„Ist etwas n<strong>ich</strong>t in Ordnung, Claire? Hast du Probleme?“ besorgt kam Sue näher zog m<strong>ich</strong> hinter einem<br />
Regal. „Was ist los? Du bist n<strong>ich</strong>t die Alte! Heraus mit der Sprache.“ Forderte sie fürsorgl<strong>ich</strong>.<br />
„Es ist n<strong>ich</strong>ts. Es macht m<strong>ich</strong> nervös das <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t weiß wohin Gab mit mir will. Das ist alles.“ Beruhigte<br />
<strong>ich</strong> sie. Sue schien damit n<strong>ich</strong>t ganz zufrieden zu sein, ließ es jedoch dabei bewenden.<br />
„Kleines? Bist du soweit?“ rief Gab und schaute um die Ecke, <strong>ich</strong> nickte ihm zu und winkte Sue zum<br />
Abschied zu. „Bis nächste Woche! Und denk an Freitag! Da kann s<strong>ich</strong> dein Raphael auf die Hinterbei-<br />
ne stellen, wie er will, <strong>ich</strong> bestehe darauf.“ Sie warf Gab einen warnenden Blick zu. Dieser grinste nur.<br />
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