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Welchen Weg gehe ich.pdf

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Deshalb meinte <strong>ich</strong>, „Das bedeutet noch lange n<strong>ich</strong>t, das <strong>ich</strong> gle<strong>ich</strong> bei erster Gelegenheit mit dir<br />

schlafe.“<br />

„Wann dann?“ kam die Frage wie aus der Pistole geschossen. Ich schüttelte niedergeschlagen, den<br />

Kopf, „Vielle<strong>ich</strong>t wenn du endl<strong>ich</strong> erkennst, dass <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t nur aus einem Körper bestehe. Wenn du<br />

mir dein Wort gibst, m<strong>ich</strong> niemals mehr mit deinen Andeutungen zu täuschen. Wenn du endl<strong>ich</strong> …<br />

ach was soll es! Das alles wird sowieso nie geschehen.“ Mir war gerade bewusst geworden, das <strong>ich</strong><br />

ihn trotz allem nach wie vor liebte. Meine Wut verrauchte langsam, <strong>ich</strong> konnte inzwischen wieder<br />

logischer denken. „Du meinst, dass du m<strong>ich</strong> trotz allem liebst? Gerade in diesem Punkt sah <strong>ich</strong> Hoffnung,<br />

dass du endl<strong>ich</strong> einsiehst …“ <strong>ich</strong> lachte hart auf, „das <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t für d<strong>ich</strong> so empfinde? Was willst<br />

du mir damit sagen. Meinst du wirkl<strong>ich</strong>, <strong>ich</strong> könnte das n<strong>ich</strong>t selbst beurteilen?“<br />

„Ja, das kann <strong>ich</strong> besser! Denn <strong>ich</strong> habe die entsprechende Erfahrung!“ wieder lachte <strong>ich</strong>, „Von welcher<br />

spr<strong>ich</strong>st du? Berufst du d<strong>ich</strong> als Begleiter?“<br />

Er nickte, „Dann will <strong>ich</strong> dir eines sagen, <strong>ich</strong> bin weder ein kleines Kind, das du mit großgezogen hast.<br />

Noch ein verliebter Teenager! Denke darüber einmal nach!“ <strong>ich</strong> war es leid, wer seine Einstellungen<br />

n<strong>ich</strong>t ändern wollte, mit dem konnte man auch n<strong>ich</strong>t reden. „Einen schönen Tag noch, Raphael.“ und<br />

ging.<br />

Doch <strong>ich</strong> wandte m<strong>ich</strong> dem <strong>Weg</strong> zu, es wurde Zeit m<strong>ich</strong> mit M<strong>ich</strong>ael auseinanderzusetzen. In diesem<br />

Bezug musste <strong>ich</strong> Raphael zustimmen. Die Zeit des <strong>Weg</strong>laufens war vorüber. Bald darauf stand <strong>ich</strong> an<br />

einem hübschen Häuschen, mit kleinem gepflegten Vorgarten. Nun ja jeder nach seinem Geschmack.<br />

Viele hielten s<strong>ich</strong>erl<strong>ich</strong> meine Vorliebe zum Meer auch absurd.<br />

Bevor <strong>ich</strong> anklopfen konnte, öffnete mir M<strong>ich</strong>ael schon die Tür. Vor mir stand ganz der alte, keinerlei<br />

Spuren seiner Erkrankung, zierten sein Äußeres. N<strong>ich</strong>ts erinnerte mehr an den abgezehrten Engel.<br />

„Wie schön, Claire. Ich freue m<strong>ich</strong> wirkl<strong>ich</strong> über deinen Besuch.“ Geniert ließ <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> von ihm umarmen.<br />

Das war neu, bisher scheute M<strong>ich</strong>ael vor allzu herzigen Umarmungen. Das war eher Gabriels<br />

Metier. Er führte m<strong>ich</strong> ins Haus, Alexa brachte uns einen Kaffee auf die Terrasse.<br />

Obwohl es M<strong>ich</strong>ael keineswegs passte, blieb Alexa sitzen. Ohne Umschweife kam er auf das Thema,<br />

das ihn beschäftigte. Ich war ehrl<strong>ich</strong> gesagt erstaunt. Vielmehr hatte <strong>ich</strong> erwartet, wir würden über<br />

seine Vaterschaft reden. Nein er sprach von Raphael und mir! Dass diese Verbindung ein scherwiegender<br />

Fehler sei, Raphael sei keineswegs der r<strong>ich</strong>tige Partner für m<strong>ich</strong>. Es gäbe gewiss Engel, die<br />

besser mit mir harmonierten. Er sagte es n<strong>ich</strong>t ausdrückl<strong>ich</strong>, doch schien M<strong>ich</strong>ael seine Fühler bereits<br />

ausgestreckt zu haben. Das wurde mir dann doch zu Bunt, schon wollte <strong>ich</strong> aufstehen und <strong>gehe</strong>n.<br />

Da fielen mir Raphaels Worte ein. <strong>Weg</strong>laufen, anstatt s<strong>ich</strong> einem Problem zu stellen. In diesem Moment<br />

hasste <strong>ich</strong> Raphael regelrecht.<br />

Kurz und bündig erklärte <strong>ich</strong> M<strong>ich</strong>ael, dass <strong>ich</strong> seine Freundschaft schätze. Sollte <strong>ich</strong> einen Rat benötigen,<br />

würde <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> vertrauensvoll an Alexa und ihn wenden. Je nachdem von wem <strong>ich</strong> einen Ratschlag<br />

wollte. „Aber Claire, <strong>ich</strong> bin doch verantwortl<strong>ich</strong>. Muss <strong>ich</strong> denn n<strong>ich</strong>t auf meine Tochter achten?<br />

Jahrzehnte durfte <strong>ich</strong> nur zusehen, niemals direkt eingreifen. Bitte <strong>ich</strong> will doch nur ein Bestes.“<br />

Er meinte es gut, das sah <strong>ich</strong> ja ein. Aber bevormunden ließ <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t mehr. Wie sollte <strong>ich</strong> ihm<br />

das begreifl<strong>ich</strong> machen. Alexa sah m<strong>ich</strong> aufmunternd an, so wagte <strong>ich</strong> den Vorstoß. Erklärte ihm meinen<br />

Standpunkt. Zu meiner Verwunderung verstand er m<strong>ich</strong>, zumindest respektierte er meine Ans<strong>ich</strong>ten.<br />

Das war für m<strong>ich</strong> ein ganz neues Gefühl, kein Abwinken - du hast ja sowieso keine Ahnung; schließl<strong>ich</strong><br />

weiß <strong>ich</strong> besser, was gut für d<strong>ich</strong> ist. Nein M<strong>ich</strong>ael vertraute mir, lächelnd sah er zu Alexa hinüber,<br />

„Du hast sie ganz schön umerzogen und <strong>ich</strong> nehme an auch Raphael. Denn diesen Ausdruck in<br />

deinen Augen kenne <strong>ich</strong> noch zur Genüge. Du liebst ihn also?“<br />

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