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Welchen Weg gehe ich.pdf

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dir eine Chance. Noch einen Rat verwechsle Verlangen n<strong>ich</strong>t mit Liebe. So jetzt bringe <strong>ich</strong> d<strong>ich</strong> zurück<br />

zu deinem Zimmer.“<br />

So einfach war es für Raphael also. Mir kam das bekannt vor, immer wieder versuchte er mir einzureden<br />

<strong>ich</strong> verlange nur nach ihm. Aber das war n<strong>ich</strong>t alles. Ich war gern mit ihm zusammen, <strong>ich</strong> fühlte<br />

m<strong>ich</strong> s<strong>ich</strong>er in seiner Gegenwart. Lebendig, im Einklang mit mir, er war nach wie vor der fehlende Teil<br />

von mir.<br />

Wie sollte <strong>ich</strong> Raphael davon überzeugen? Mir wurde klar, das es außerhalb meiner Mögl<strong>ich</strong>keit war.<br />

Solange er selbst überzeugt war, konnte <strong>ich</strong> erzählen, was <strong>ich</strong> wollte.<br />

Vor meiner Tür verabschiedete Raphael s<strong>ich</strong> schnell, als habe er Angst noch eine Sekunde länger mit<br />

mir zusammen zu sein. Leise fragte <strong>ich</strong> nach, „Kommst du morgen mit zu den Weinbergen?“<br />

„Natürl<strong>ich</strong> sind wir mit dabei!“<br />

Das ließ m<strong>ich</strong> wenigstens hoffen, vielle<strong>ich</strong>t gab es doch einen <strong>Weg</strong>. Das ließ m<strong>ich</strong> hoffen.<br />

Jedoch stand mir am Nächsten Morgen eine Überraschung ins Haus. Raphael war wieder in den höfl<strong>ich</strong>en<br />

ruhigen Gesellen verwandelt. N<strong>ich</strong>ts erinnerte an den Raphael von gestern Nacht.<br />

Colin freute s<strong>ich</strong> über mein reges Interesse. Den ganzen Vormittag bekam <strong>ich</strong> eine Lektion über Trauben,<br />

das Keltern und Lagern und noch vieles mehr. Mir schwirrte der Kopf, gegen Mittag, bat <strong>ich</strong> Colin<br />

m<strong>ich</strong> zu schonen.<br />

Wir kehrten zurück, die Haushälterin bereitete uns einen Imbiss zu. Colin entschuldigte s<strong>ich</strong> er müsse<br />

ein paar Stunden arbeiten und Raphael folgte ihm. Al war den ganzen Tag n<strong>ich</strong>t aufgetaucht, auf<br />

meine Frage, wo er denn sei. Bekam <strong>ich</strong> eine unzure<strong>ich</strong>ende Antwort von Colin und Raphael.<br />

Da <strong>ich</strong> auf m<strong>ich</strong> selbst angewiesen war, erkundete <strong>ich</strong> die Burg. Ich fand heraus das man vom Hauptturm<br />

in die dahinterliegenden Gebäude kam. Die seitl<strong>ich</strong>en Türme waren für die seitl<strong>ich</strong>en Anbauten<br />

zugängl<strong>ich</strong>. Schloss man einen Turm waren die anderen hermetisch abgeriegelt.<br />

Durch Zufall kam <strong>ich</strong> in die Küche, ein Heer aus Angestellten aß gerade. Lächelnd entschuldigte <strong>ich</strong><br />

m<strong>ich</strong>. Ich hoffte sie verstanden m<strong>ich</strong> und <strong>ich</strong> sah n<strong>ich</strong>t wie eine Idiotin aus. Von der Küche ging ein<br />

langer Gang aus, auf jeder Seite waren sieben Türen.<br />

Die <strong>ich</strong> aber ohne zu öffnen passierte. Dann ging <strong>ich</strong> vom mittleren Turm ein Stockwerk höher und<br />

entdeckte einen Saal. Das musste ein Ballsaal sein. Zwar blätterte der Putz ab, der Boden war staubig<br />

und die Fenster blind. Doch die einstige Schönheit war noch zu erkennen. Ich stellte mir den Raum<br />

festl<strong>ich</strong> geschmückt vor. Die Wände und der Boden erstrahlten im Kerzenschein. Überall standen<br />

Blumen, kleine Tischgruppen luden zum Verweilen ein. Ein Orchester spielte Musik, die Paare tanzten<br />

in festl<strong>ich</strong>en Kleidern danach. Vollkommen in meiner Fantasie gefangen, wiegte <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> mit meinem<br />

imaginären Partner, über die Tanzfläche.<br />

„Du würdest ins Mittelalter passen!“ Al stand an der Wand gelehnt. Ich verzog mein Ges<strong>ich</strong>t. „Findest<br />

du n<strong>ich</strong>t?“ fragte er m<strong>ich</strong>.<br />

„Lieber n<strong>ich</strong>t, dafür dusche <strong>ich</strong> zu gern und diverse Untermieter mag <strong>ich</strong> auch n<strong>ich</strong>t. Aber die Vorstellung<br />

wie es war in dieser Zeit zuleben finde <strong>ich</strong> interessant.“<br />

„Dazu kann <strong>ich</strong> dir einiges erzählen.“<br />

„Lieber n<strong>ich</strong>t <strong>ich</strong> habe heute genug gehört, meine Ohren klingen immer noch.“<br />

„Wenn Colin das hört, wird er bestimmt enttäuscht sein. Er nimmt das mit dem Weinanbau sehr<br />

ernst.“<br />

„Das verstehst du falsch, <strong>ich</strong> meinte <strong>ich</strong> habe nur eine beschränkte Aufnahmefähigkeit.“<br />

Er schmunzelte vor s<strong>ich</strong> hin. Irgendetwas irritierte m<strong>ich</strong> an Al, wieder sah <strong>ich</strong> ihn fasziniert an. „Ich<br />

habe auch weniger an eine trockene Erzählung gedacht.“<br />

„An was dann?“<br />

Al sah s<strong>ich</strong> um, „Später, wir haben Zuhörer!“<br />

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