Welchen Weg gehe ich.pdf
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Sprachlos hörte <strong>ich</strong> zu, wieder einmal hatte Raphael mit seiner Art, die Wahrheit verdreht. „Mom<br />
beruhige d<strong>ich</strong>, wir werden sehen, wie s<strong>ich</strong> die Sache entwickelt!“ beschw<strong>ich</strong>tigend redete <strong>ich</strong> auf sie<br />
ein. Dabei durchbohrte <strong>ich</strong> Raphael mit meinen Blicken, der aber schien n<strong>ich</strong>t besonders beeindruckt<br />
zu sein.<br />
„Ach Claire, werde glückl<strong>ich</strong>. Ich bin gespannt, wie er ist. Wir sehen uns in zwei Wochen. Ich liebe<br />
d<strong>ich</strong>.“ Die Verbindung war unterbrochen.<br />
Versteinert sah <strong>ich</strong> auf das Telefon, dann zu Raphael, „Was hast du ihr gesagt? Habe <strong>ich</strong> das r<strong>ich</strong>tig<br />
verstanden, sie kommt hierher?“<br />
„Unter den gegebenen Umständen das einzig R<strong>ich</strong>tige. Du vergisst, dass wir keine Anverwandten<br />
ausschließen! Deine Eltern und Freunde haben ein Recht darauf an deinem Leben teilzunehmen. Wir<br />
gehören nun dazu!“ erläuterte Raphael zurückhaltend, seine Vor<strong>gehe</strong>nsweise.<br />
„Wie konntest du behaupten, <strong>ich</strong> ziehe mit dir zusammen! Wenn meine Mutter uns zusammen sieht,<br />
braucht sie keine fünf Minuten um diese Lüge zu durchschauen.“<br />
„Wir werden sehen, eins nach dem anderen.“<br />
„Da bin <strong>ich</strong> aber gespannt! Wie du d<strong>ich</strong> daraus windest.“<br />
„Deshalb bin <strong>ich</strong> eigentl<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t gekommen. Mike unterr<strong>ich</strong>tete m<strong>ich</strong>, du wirst bis auf Weiteres in<br />
seinem Zimmer wohnen. Ich wollte euch abholen, hast du deine Sachen gepackt? Wenn ja, können<br />
wir alles in den meinen Wagen einräumen, ansonsten helfen wir dir.“<br />
„Das wird n<strong>ich</strong>t nötig sein! Du kannst wieder fahren, wir bleiben hier, <strong>ich</strong> muss schließl<strong>ich</strong> morgen zur<br />
Arbeit!“ wand <strong>ich</strong> ein.<br />
„Da <strong>ich</strong> hier bin, werden wir die Nacht entweder hier verbringen oder bei uns zu Haus. Du hast die<br />
Wahl. Übrigens kannst du morgen mit mir fahren. Ich habe sowieso in der Stadt zu tun.“ Weiterhin in<br />
kühler distanzierter Stimme, erwartete er meine Entscheidung. Die <strong>ich</strong> keineswegs hatte. Wo sollten<br />
die Engel schlafen?<br />
„Bitte Claire, lass uns zur Hütte fahren.“ Bat Gab, als <strong>ich</strong> seine zerknirschte Miene sah, willigte <strong>ich</strong> ein.<br />
Dankbar sprang er auf, wuselte mir durch das Haar.<br />
„Wo fangen wir an, viel brauchst du ja n<strong>ich</strong>t. Nur das Nötigste für die nächsten Tage.“ Hände reibend,<br />
freute er s<strong>ich</strong> anscheinend, mit mir shoppen zu <strong>gehe</strong>n. Da mir keine anderen Ausreden einfielen,<br />
saßen wir ein paar Minuten später im Auto. Mit gemischten Gefühlen fuhr <strong>ich</strong> in eine unbekannte<br />
Zukunft.<br />
In M<strong>ich</strong>aels Zimmer fühlte <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> heimisch. Es war geräumig, zwar n<strong>ich</strong>t so groß wie Raphaels<br />
Re<strong>ich</strong>. Aber trotzdem größer als mein Wohnzimmer. Außerdem nannte <strong>ich</strong> ein eigenes Bad mein<br />
Eigen. Mike hinterließ mir einen Willkommensgruß und meinen Stammbaum. Der letzte Eintrag war<br />
meine Geburt.<br />
Von vielen Vorfahren waren Bilder vorhanden, kleine Miniaturgemälde, Skizzen und zuletzt Fotos. Ich<br />
glaube kein Mensch außer meiner Familie konnte einen so detaillierten Nachweis seiner Ahnen erbringen.<br />
Viele Stunden studierte <strong>ich</strong> die Bücher, denn M<strong>ich</strong>ael erschien es w<strong>ich</strong>tig, auch persönl<strong>ich</strong>e<br />
Anmerkungen von meinen Ahnen, festzuhalten.<br />
Dies war meine Lieblingsbeschäftigung, wenn die beiden mir eine Ruhepause gönnten. Denn Gab war<br />
der Meinung das <strong>ich</strong> in meinen bisherigen Leben zu wenig erlebt habe. Gerade jetzt, da <strong>ich</strong> im Augenblick<br />
auf mehrere Pulverfässer zu sitzen, schien.<br />
Am Montag fuhr Raphael m<strong>ich</strong> zur Bücherei, wie anders konnte es kommen Sue stand vor der Tür.<br />
Mit unbewegter Miene schaute sie zu, wie <strong>ich</strong> aus Raphaels Auto steigen wollte. Raphael rief m<strong>ich</strong><br />
zurück, und als <strong>ich</strong> nachfragte, küsste er m<strong>ich</strong>. „Denk daran, wir leben zusammen, das erspart dir<br />
neue Ausflüchte.“<br />
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