Welchen Weg gehe ich.pdf
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Verblüfft starrte <strong>ich</strong> in grüne Augen, die m<strong>ich</strong> fixierten. Das konnte n<strong>ich</strong>t wahr sein, dieser eingebildete<br />
Kerl! Saß wie selbstverständl<strong>ich</strong> hier an meinen Tisch. Amüsiert betrachtete dieser … dieser; das<br />
passende Wort fiel mir einfach n<strong>ich</strong>t ein, m<strong>ich</strong> ungeniert.<br />
Schockiert und aufgebracht setzte <strong>ich</strong> zu einer Schimpftirade an, brachte aber kein Wort heraus. Lächelnd<br />
musterte Raphael mein Ges<strong>ich</strong>t und mein Hirn war wie leer gefegt. Indessen beobachtete Sue,<br />
uns mit Argusaugen. Unbekümmert bestellte, Raphael bei dem zutiefst verstimmten Toni, ein Glas<br />
Rotwein, für s<strong>ich</strong>.<br />
Sue ließ uns keinen Augenblick aus den Augen sie versuchte etwas zu ergründen, das sie n<strong>ich</strong>t zu<br />
fassen bekam. Raphael warf mir einen unergründl<strong>ich</strong>en Seitenblick zu, den <strong>ich</strong> ärgerl<strong>ich</strong> erwiderte.<br />
Glaubte er, mein Gedächtnis hätte einen Schaden? Und vergessen, wie er m<strong>ich</strong> angefaucht, sowie<br />
anschließend ausgelacht hat.<br />
„Ihr kennt euch! Anders ist Claires Reaktion n<strong>ich</strong>t zu erklären.“ Platzte Sue heraus, einen triumphierenden<br />
Ausdruck im Antlitz. Verneinend schüttelte <strong>ich</strong> den Kopf. Doch mein Nachbar ergriff das<br />
Wort, „Wir sind uns schon mal näher gekommen. Aber du kennst ja Claire …“ wandte s<strong>ich</strong> dieses<br />
Scheusal von Sue ab, den Blick gebannt auf m<strong>ich</strong> <strong>gehe</strong>ftet.<br />
Er hielt m<strong>ich</strong> gefangen, mit einem Blick zu keiner Reaktion mehr fähig.<br />
Toni stellte das Glas mit einem überlauten „Hier! Bitte!“ auf den Tisch. Sue schnappte nach Luft, sie<br />
fächelte s<strong>ich</strong> zu, als ob es ihr auf einmal zu heiß, war.<br />
Raphael erhob sein Glas, „Auf neue und alte Bekanntschaften!“ prostete er Sue und dann mir zu.<br />
Außerstande mein Glas zu nehmen. Vor allem wollte <strong>ich</strong> keinesfalls auf so etwas absurdes Anstoßen.<br />
Das tat dann dieser Flegel, er hielt es mir mit hochgezogener Braue entgegen. Wie in Trance nahm<br />
<strong>ich</strong> es Raphael ab, abermals gekettet an dieses Grün.<br />
„Jetzt bin <strong>ich</strong> neugierig, extrem neugierig! Wo habt ihr euch kennengelernt? Wann? Ich will einfach<br />
alles wissen!“ sprudelte es aus Sue heraus.<br />
Zögernd wandte Raphael s<strong>ich</strong> Sue zu. Dabei drehte er s<strong>ich</strong> mir entgegen und legte ganz selbstverständl<strong>ich</strong><br />
seinen Arm auf meine Stuhllehne. Sein Oberarm berührte meine Schulter. „Nun <strong>ich</strong> will<br />
Claire n<strong>ich</strong>t vorgreifen. Denn, wenn sie bisher über uns geschwiegen hat, respektiere <strong>ich</strong> das.“ Entschuldigend<br />
sah er Sue an, da sein Blick von mir gelöst war. Arbeitete mein Hirn in gewohnter Weise,<br />
so konnte <strong>ich</strong> wieder wie ein rationaler Mensch denken. Sue sollte erfahren, dass es kein Geheimnis<br />
gab. Dass es gar n<strong>ich</strong>ts gab, was man hätte verschweigen müssen.<br />
In diesem Moment, als <strong>ich</strong> gerade ansetzte, fuhr seine warme Hand meinen Nacken entlang. Dann<br />
zärtl<strong>ich</strong> an meinen Hals entlang. Als wäre das für ihn das selbstverständl<strong>ich</strong>ste der Welt, m<strong>ich</strong> so zu<br />
berühren. In meinen Eingeweiden brannte plötzl<strong>ich</strong> ein Feuer, zuckend schlugen die Flammen in<br />
meinen Leib empor. Verwirrt über diese ungewohnte Reaktion, blieben mir die Worte im Hals stecken.<br />
Sue registrierte die Zärtl<strong>ich</strong>keiten mit einem spitzbübischen Lächeln.<br />
„Aber eines kann <strong>ich</strong> dir sagen, <strong>ich</strong> bin vor ein paar Tagen hierher gezogen und somit werden wir uns<br />
des Öfteren sehen. Denn <strong>ich</strong> habe keineswegs die Abs<strong>ich</strong>t Claire wieder aus den Augen zu verlieren.“<br />
Bei den letzten Silben sah Raphael m<strong>ich</strong> an, in seinen Augen brannte das gle<strong>ich</strong>e intensive Feuer wie<br />
in meinen Leib.<br />
Sprachlos geradewegs verzückt sah Sue, Raphael an. „Aber Claire hat mir noch nie …“<br />
„Ja, das dachte <strong>ich</strong> mir schon! Aber bitte lassen wir einfach die Vergangenheit ruhen und in die Zukunft<br />
schauen, was sie uns bringt.“ Strahlend erwiderte Raphael Sues entrücktem Blick. Anhand ihres<br />
Ges<strong>ich</strong>tsausdrucks konnte man s<strong>ich</strong> direkt ausmalen, was sie dachte.<br />
„Ich freu m<strong>ich</strong> ja so für d<strong>ich</strong> Claire, für euch beide – natürl<strong>ich</strong>.“<br />
Sie schauten m<strong>ich</strong> an, Sue überglückl<strong>ich</strong> und Raphael einen undurchschaubaren Ausdruck im Ges<strong>ich</strong>t.<br />
Um n<strong>ich</strong>t wieder in den Bann seiner Augen zugeraten, konzentrierte <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> auf Sue. Fragend sah<br />
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