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Welchen Weg gehe ich.pdf

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Nachdem er kurz auf seine Uhr sah. „Bis später.“ und ging hinüber ins Wohnzimmer, um darauf<br />

gle<strong>ich</strong> wieder umzukehren. Streckte die Hand nach mir aus und zog m<strong>ich</strong> hoch. „Schlaf jetzt und <strong>ich</strong><br />

freue m<strong>ich</strong>.“ Vers<strong>ich</strong>erte er mir, damit verschwand Raphael. Kurz darauf hörte <strong>ich</strong> wie die Tür zuschlug.<br />

Jetzt da Raphael gegangen war, überließ <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> meinem Dilemma. Ruhelos ging <strong>ich</strong> auf und ab.<br />

Verzweifelt versuchte <strong>ich</strong> eine Lösung, zu finden. Wie sollte <strong>ich</strong> meine Gefühle vor ihm verbergen.<br />

Das war ein ernst zu nehmendes Problem.<br />

Niemals hatte <strong>ich</strong> Schwierigkeiten, mit dem männl<strong>ich</strong>en Geschlecht umzu<strong>gehe</strong>n. Es war ganz einfach.<br />

Sie sahen in mir keine mögl<strong>ich</strong>e Beute und <strong>ich</strong> keinen künftigen Bewerber. Keine Koketterie oder<br />

falsche Scham. Nur freundschaftl<strong>ich</strong>e Intimität und brüderl<strong>ich</strong>e Liebkosung. Nun musste <strong>ich</strong> Raphael<br />

genauso gegenübertreten. Na dann viel Spaß Claire! Missgelaunt ging <strong>ich</strong> zu Bett. Mein letzter Gedanke<br />

galt Raphael gemurmelte Worte `schlaf schön´ im Sinn. Natürl<strong>ich</strong> rein freundschaftl<strong>ich</strong>!<br />

Das summen hörte n<strong>ich</strong>t auf, irgendjemand musste das doch abstellen! Langsam wach werdend begriff<br />

<strong>ich</strong>, was m<strong>ich</strong> störte. Halb schlafend meinen Bademantel anziehend, ging <strong>ich</strong> zur Tür nahm den<br />

Hörer der Gegensprechanlage und meldete m<strong>ich</strong>. Keine Antwort. Mist! Schlurfend ging <strong>ich</strong> in R<strong>ich</strong>tung<br />

meines warmen Bettes.<br />

Es klopfte, konnte man m<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t in Ruhe lassen! Erst neun Uhr, noch viel Zeit bis Raphael kam.<br />

Gähnend die Tür öffnend hatte <strong>ich</strong> schon einen Fluch auf den Lippen. Fassungslos starrte <strong>ich</strong> Raphael<br />

an. Der schlüpfte durch die Tür, während er meine Sprachlosigkeit ausnutzte und in die Küche ging.<br />

„Guten Morgen habe <strong>ich</strong> d<strong>ich</strong> geweckt?“ Was für eine Frage! Unterdessen stellte er irgendetwas dort<br />

ab, kam wieder zurück schloss die Tür und musterte m<strong>ich</strong> von Kopf bis Fuß. Einstweilen stand <strong>ich</strong> nur<br />

da, vergebl<strong>ich</strong> versuchte <strong>ich</strong>, meinen Denkapparat anzuschmeißen.<br />

„So habe <strong>ich</strong> mir d<strong>ich</strong> vorgestellt zerzauste Haare, verknittertes Ges<strong>ich</strong>t …“ grinsend legte er den Kopf<br />

schief. „Ja genauso, oder n<strong>ich</strong>t, etwas fehlt!“ nachdenkl<strong>ich</strong> legte er die Stirn in Falten einen Finger an<br />

den Mund, der zu einem sardonischen Lachen verzogen war.<br />

„Ah, <strong>ich</strong> weiß … ein warmes Lächeln.“<br />

Das konnte er haben, wenn er so weitermachte! Von einem Mund mit ungeputzten Zähnen und<br />

schlechtem Atem. Ob er dann immer noch so frohlockte? Ohne Worte ging <strong>ich</strong> ins Bad und erledigte<br />

die Notdürfte eines jeden Menschen. Indessen hörte <strong>ich</strong> wie Raphael mit Geschirr klapperte. Was<br />

machte er denn? Möbel rücken? Ich beeilte m<strong>ich</strong>!<br />

„Die Brötchen sind warm, der Kaffee heiß und der Frühstückstisch gedeckt.“ Empfing Raphael m<strong>ich</strong>.<br />

„Tisch?“, soviel <strong>ich</strong> wusste, besaß <strong>ich</strong> zwar ein Tischchen, auf dem gerade mal eine Tasse und ein<br />

Teller passte, wie wollte er darauf ein Frühstück servieren. Ungläubig sah <strong>ich</strong> ihn an und ging in die<br />

Küche.<br />

„Auch in der kleinsten Ecke findet s<strong>ich</strong> ein gemütl<strong>ich</strong>es Plätzchen!“ grinste Raphael.<br />

„N<strong>ich</strong>t schlecht!“ lobte <strong>ich</strong> ihn. Zwei Tassen, einen Teller mit belegten Brötchen.<br />

Raphael schob mir meinen wackligen Stuhl zu. Er selbst begnügte s<strong>ich</strong> mit einem umgedrehten Kasten.<br />

Ich verzieh ihm seinen Überfall und schlürfte den heißen Kaffee. Sogar ein Brötchen mit etwas<br />

Süßem war vorhanden. Einfach perfekt! Woher wusste er nur, was <strong>ich</strong> am liebsten aß? Die inzw ischen<br />

bekannte Skepsis brandete erneut auf. Auf meine Frage hin meinte er nur alle Frauen mögen<br />

etwas Süßes am Morgen. War das so? Raphael lenkte m<strong>ich</strong> ab, indem wir Pläne für den Vormittag<br />

machten.<br />

Nachdem wir meine Wohnung verließen, gingen wir einkaufen und anschließend shoppen. Dort erstand<br />

<strong>ich</strong> einen Pullover, Raphael war zwar der Meinung <strong>ich</strong> solle mir etwas Schöneres zulegen, aber<br />

<strong>ich</strong> fand ihn für m<strong>ich</strong> passend. Darauf sagte er keinen Ton mehr zu meiner Garderobe. Viel Spaß hatten<br />

wir an einem Hutstand. Der arme Verkäufer war einem Nervenzusammenbruch nahe und Ra-<br />

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