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Welchen Weg gehe ich.pdf

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Bepackt ging <strong>ich</strong> in die Kammer. Es war mollig warm, Nebelschwaden drängten s<strong>ich</strong> an der Decke.<br />

Zum Glück besaß der Bott<strong>ich</strong> einen Auslauf, nur war das Wasser inzwischen so heiß das <strong>ich</strong> kaltes<br />

benötigte. Seufzend holte <strong>ich</strong> kaltes Wasser. „Warte <strong>ich</strong> mach das schon!“ bot Raphael an, was <strong>ich</strong><br />

nur zu gern annahm.<br />

„Wenn du Hilfe brauchst, <strong>ich</strong> steh dir zur Verfügung.“ Meinte er, setzte den halb vollen Eimer ab.<br />

„Damit kannst du dein Haar ausspülen.“ Kaum war er zur Tür hinaus schlüpfte <strong>ich</strong> auch schon aus<br />

meinen Klamotten. Toll! Einfach genial! Wie immer vor einem Bad musste <strong>ich</strong> dringend wohin. Doch<br />

wo? Noch mal streifte <strong>ich</strong> mir das Hemd über zurück in den Wohnraum. Raphael grinste, „Raus, links<br />

um die Ecke findest du das Örtchen.“<br />

Na super! Mit nacktem Arsch und barfuß jumpte <strong>ich</strong> dorthin. Na das war echt ein highlight, ein<br />

Plumpsklo. Jedenfalls besser als irgendwo im Wald. Nun hielt m<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>ts mehr auf, Wanne <strong>ich</strong> komme.<br />

Was für ein Vergnügen <strong>ich</strong> ließ m<strong>ich</strong> ordentl<strong>ich</strong> aufwe<strong>ich</strong>en, pickte noch immer Ameisen aus dem<br />

Wasser. Wusch mir das Haar immer wieder durch. Als <strong>ich</strong> nach dem Handtuch schnappte, sah <strong>ich</strong> es.<br />

Ein Rasierer! Hat Raphael s<strong>ich</strong> rasiert, so genau habe <strong>ich</strong> ihn n<strong>ich</strong>t angesehen. Jedenfalls war er gebraucht.<br />

Sollte <strong>ich</strong>? Rasiergel stand ebenfalls dort. Was soll`s, wenn schon denn schon. Mir machte es<br />

keineswegs etwas aus seinen Rasierer zu benutzen.<br />

Da das Wasser langsam kalt wurde, nahm <strong>ich</strong> den Rest des warmen in den Eimer. Nur den kopfüber<br />

zu stemmen, war kein Le<strong>ich</strong>tes. Viel mehr unmögl<strong>ich</strong>, an meiner Lippe knabbernd überlegte <strong>ich</strong>, ob<br />

<strong>ich</strong> Raphaels Angebot annehmen sollte. Warum auch n<strong>ich</strong>t, schließl<strong>ich</strong> habe <strong>ich</strong> vor ein paar Stunden<br />

nackt mitten im Wald gestanden. Also rief <strong>ich</strong> ihn, er kam sofort. „Kannst du mir helfen?“ fragte <strong>ich</strong><br />

nach. „Selbstverständl<strong>ich</strong>, wir sind hier draußen aufeinander angewiesen, falsche Scham ist unangebracht.<br />

Stell d<strong>ich</strong> hin dann wirst du ganz abgespült. Ist das Wasser gut so?“ er fühlte die Temperatur.<br />

„Ja, schütte bitte langsam, dann kann <strong>ich</strong> mein Haar vernünftig ausspülen.“<br />

„Wie Madame befehlen.“ Grinste er, er hat s<strong>ich</strong> wirkl<strong>ich</strong> rasiert, der Vollbart war verschwunden. Wie<br />

<strong>gehe</strong>ißen goss Raphael den Eimer langsam über meinen Kopf aus. „Danke!“ prustete <strong>ich</strong> und wischte<br />

mir die Augen aus.<br />

„Du hast d<strong>ich</strong> rasiert?“ kam es leise aus seinem Mund. Mir schwante Übles. „Ja!“ meinte <strong>ich</strong> keck und<br />

nahm herzklopfend das Handtuch als Schutzschild. Seine Augen wanderten zu seinem Rasierer, „Mit<br />

meinem …“ er deutete auf das Corpus Delicti, <strong>ich</strong> nickte und trocknete m<strong>ich</strong> ab. „Damit <strong>gehe</strong> <strong>ich</strong> mir<br />

durchs Ges<strong>ich</strong>t und du rasierst d<strong>ich</strong> …“<br />

„Was soll´s! Ob <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> nun deinen Rasierer nehme oder du …“ errötend stockte <strong>ich</strong>. Er wusste auch<br />

so was <strong>ich</strong> meinte.<br />

„Claire!“ donnerte er m<strong>ich</strong> an, „Das sind zwei verschiedene paar Schuhe! Du kannst doch n<strong>ich</strong>t den<br />

Rasierer eines Mannes nehmen, das ist ein Sakrileg!“ er war wirkl<strong>ich</strong> entrüstet.<br />

„Aber <strong>ich</strong> will m<strong>ich</strong> auch wie ein Mensch fühlen!“ entgegnete <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t minder laut. „Das ist ja so als<br />

würde <strong>ich</strong> deine Zahnbürste benutzen!“ steigerte er s<strong>ich</strong> in seine Empörung hinein. „Wenns n<strong>ich</strong>t<br />

anders geht.“ Zuckte <strong>ich</strong> die Achseln, vor allem wenn ein Engel sie nahm. Die hatten weder Karies<br />

noch sonstige Krankheiten oder Viren. Im Grunde klinisch rein.<br />

„Wechsle wenigstens die Klinge aus! Und spüle in gründl<strong>ich</strong> ab.“ Gab er resigniert nach. „Mein Rasierer!<br />

Sie nimmt meinen Rasierer!“ kopfschüttelnd verschwand er aus der Kammer. Was er s<strong>ich</strong> anstellen<br />

konnte. Als hätte <strong>ich</strong> die Krätze am Balg.<br />

Inzwischen war es Mittag, nach Stand der Sonne und Raphaels kundigen Blick. Bei den paar Strahlen,<br />

die s<strong>ich</strong> verirrten, konnte es auch abends sein. So geschlaucht war <strong>ich</strong>. Aber auf Raphaels Rat hin<br />

legte <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t hin und hielt es aus. Nur brauchte <strong>ich</strong> dringend eine Beschäftigung. „Sollen wir<br />

ein Brot backen?“ ein genialer Einfall davon habe <strong>ich</strong> schon tausende gebacken. „Keine Sorge, wir<br />

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