10.02.2013 Aufrufe

Welchen Weg gehe ich.pdf

Welchen Weg gehe ich.pdf

Welchen Weg gehe ich.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

In New York erwies s<strong>ich</strong> Azael als kundiger Führer. Er kannte jede Ecke, die Gesch<strong>ich</strong>te der Stadt, er<br />

hätte er sie selbst miterlebt.<br />

„Das hat er tatsächl<strong>ich</strong>!“ erzählte mir Gab, „Bis auf ein paar Jahre lebt er ständig in New York.“<br />

„Aber <strong>ich</strong> dachte <strong>ich</strong> zieht regelmäßig um!“<br />

„Das macht Azael auch von einem Ende, zum anderen! Die Stadt ist so groß; es funktioniert.“<br />

Am Montag kehrten wir zur Hütte zurück. Ich mochte die Stadt aber hier in der Nähe des Waldes<br />

fühlte <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> einfach wohler. Alles war ruhiger gemächl<strong>ich</strong>er. Das hektische Treiben abschüttelnd<br />

ging <strong>ich</strong> auf den Wald zu. Es wurde schon dunkel, als <strong>ich</strong> schließl<strong>ich</strong> zurückkehrte.<br />

Wie <strong>ich</strong> erstaunt bemerkte, brannte in Raphaels Zimmer L<strong>ich</strong>t. Also war er da. Die Frage war nur wem<br />

<strong>ich</strong> gle<strong>ich</strong> gegenüberstehen würde, Raphael oder den se<strong>ich</strong>ten neuen Typen.<br />

Wie es s<strong>ich</strong> herausstellte, bekam <strong>ich</strong> Raphael in den nächsten Wochen so gut wie nie zu Ges<strong>ich</strong>t.<br />

Entweder glänzte er durch Abwesenheit oder er zog die Abgeschiedenheit seines Zimmers vor. N<strong>ich</strong>t<br />

das <strong>ich</strong> oft zu Hause; in der Hütte war. Gab verplante meine gesamte Zeit. Ab Donnerstag füllte der<br />

Heiratsmarkt das Wochenende aus. Wie Raphael zuvor erwähnte, lernte <strong>ich</strong> die Engel in ihrem Umfeld<br />

kennen. Das hieß <strong>ich</strong> reiste mit Gab in die verschiedenen Länder und Städte nach Paris, London<br />

und Rom dort blieben wir bis Montags. An einigen kleineren Orten, ein bis zwei Tage. Ich verlor langsam<br />

den Überblick, wenn <strong>ich</strong> des Nachts aufwachte, musste <strong>ich</strong> inzwischen genau überlegen. Wo <strong>ich</strong><br />

m<strong>ich</strong> gerade befand.<br />

Gabriel war ständig an meiner Seite. Er stellte mir die Kandidaten vor. Er war derjenige, der die Aufgabe<br />

des Begleiters übernahm. Außerdem befolgte er die Reiseroute penibel, die Raphael aufgestellte.<br />

Nie wusste <strong>ich</strong>, wohin es ging.<br />

Die Nase gestr<strong>ich</strong>en voll. Meine Garderobe nahm Ausmaße an, die <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t mehr bewältigen konnte.<br />

Ich sehnte m<strong>ich</strong> nach meinem Schrank zurück. Übers<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> und zweckmäßig! Inzwischen war Mikes<br />

Zimmer die reinste Boutique. Vielle<strong>ich</strong>t lag es auch an Sues Bemerkung, heute Mittag, als sie meinte,<br />

dass <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> verändert habe.<br />

„Wie meinst du das?“ fragte <strong>ich</strong> nach.<br />

„Nun Claire, sieh d<strong>ich</strong> an. Du läufst mit einer Selbstverständl<strong>ich</strong>keit in diesen Designerkleidern herum.<br />

Deine Schuhe haben Absätze, in denen du bis vor Kurzem einen Bogen gemacht hast. Geschweige<br />

das du darin laufen konntest, nun trägst du sie den ganzen Tag.“ Sie nahm meine ganze Erscheinung<br />

ins Visier. „N<strong>ich</strong>t das <strong>ich</strong> deine frühere Garderobe befürworte. Du weißt, wie <strong>ich</strong> darüber dachte.“<br />

Grinste sie, „aber du selbst, hast d<strong>ich</strong> verändert. Dein Auftreten, dein … ach <strong>ich</strong> weiß auch n<strong>ich</strong>t,<br />

du bist halt irgendwie verändert.“<br />

„Sue! Hallo! Ich bin noch immer die Gle<strong>ich</strong>e!“ versuchte <strong>ich</strong> sie zu überzeugen.<br />

„Nein Claire! Du passt n<strong>ich</strong>t mehr in die Bücherei. Du solltest dir einen anspruchsvolleren Job suchen.“<br />

„Du hörst d<strong>ich</strong> an wie meine Mutter!“ warf <strong>ich</strong> ihr vor. Sue lachte auf und gab mir ausnahmsweise<br />

Recht.<br />

„Es ist aber wahr! Wann hast du zuletzt ein Buch gelesen? Wann deine Schlumperklamotten getragen?“<br />

<strong>ich</strong> wusste es n<strong>ich</strong>t! „Siehst du, was <strong>ich</strong> meine! Du hast d<strong>ich</strong> verändert zu deinem Vorteil verändert,<br />

wie <strong>ich</strong> hinzufüge, möchte. Und du solltest das auch n<strong>ich</strong>t aufgeben. Ich denke nur du solltest<br />

d<strong>ich</strong> weiterentwickeln.“ Sue sah m<strong>ich</strong> beschwörend an, „Die Bücherei hemmt d<strong>ich</strong>, du bist unterfordert.“<br />

„Quatsch n<strong>ich</strong>t. Ich arbeite gern dort. Willst du m<strong>ich</strong> loswerden?“<br />

„Nein Claire!“ rief sie erschrocken aus, „glaub mir du bist meine Freundin. Gerade deshalb rate <strong>ich</strong> dir<br />

ja, diesen Hemmschuh abzulegen und d<strong>ich</strong> weiterzuentwickeln.“<br />

152

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!