Die Seele Chinas - Chinaseiten
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Interesse merklich; denn die Bank war unter japanischer Bewachung und vor <strong>Die</strong>ben<br />
geschützt. Sie hielten sich nun nicht länger auf, sondern verschwanden im Dunkeln.<br />
In diesem Moment kam von allen Seiten Hilfe. Mein Hund, der sich die ganze Zeit über<br />
mäuschenstill hinter dem Ofen gehalten hatte, kam laut bellend hervor, als die Räuber<br />
sich entfernt hatten (es war natürlich ein Dachshund). Mein <strong>Die</strong>ner band mir geschäftig<br />
die Fesseln auf, als ich ihn in seinem Zimmer aufgesucht. Es waren wundervoll feste,<br />
seidene Schnüre in den japanischen Landesfarben, weiß und rot, solide zusammengezwirnt.<br />
Ein Bekannter, der mich abends zu besuchen pflegte, kam herbei. Er hatte sich<br />
zufällig diesen Abend um eine halbe Stunde verspätet. Ich mußte ihm die ganze<br />
Geschichte erzählen. Unterdessen sandte ich einen <strong>Die</strong>ner nach der japanischen Polizei,<br />
um Anzeige zu erstatten. <strong>Die</strong> Polizei kam in starkem Aufgebot herbei und nahm<br />
gewissenhaft ein Protokoll auf: wie ich heiße, wann ich geboren sei, Name, Rufname,<br />
Geburtstag und Geburtsort, sowie Sterbetag der Eltern, ferner die Namen und die übrigen<br />
Daten von meiner Frau und meinen vier Kindern. Dann sollte ich die Gründe angeben,<br />
weshalb meine Familie nicht in Tsingtau anwesend sei (ich hatte sie vor der Belagerung,<br />
die doch immerhin lebensgefährlich war, in Sicherheit gebracht). Ferner mußte<br />
ich angeben, was gestohlen war. Ich mußte genaue Rechenschaft darüber ablegen,<br />
weshalb ich eine weniger wertvolle Uhr an einer wertvolleren Kette getragen. <strong>Die</strong> Fesseln<br />
mußten beigeschafft werden und wurden trotz meiner instandigen Bitten, sie als<br />
Andenken behalten zu dürfen, als Corpus delicti rigoros mit fortgenommen. Darauf entfernte<br />
sich die Polizei wieder.<br />
Am anderen Morgen sollten meine sämtlichen <strong>Die</strong>ner verhaftet und mit Petroleum vollgepumpt<br />
werden, um den <strong>Die</strong>bstahl zu gestehen. Mit vieler Mühe bekam ich sie wieder<br />
frei, da ich überzeugt war, daß sie nicht beteiligt waren.<br />
Ein chinesischer Geheimpolizist, der aus der Mandschurei mit den Japanern nach<br />
Tsingtau gekommen war, verpflichtete sich, der Sache auf die Spur zu kommen, wurde<br />
aber entlassen, als seine Nachforschungen auf Spuren wiesen, die sich nicht auf chinesische<br />
Räuber beschränkten. Es lebten nämlich damals in Tsingtau zweifelhafte Elemente,<br />
die im Anschluß an die japanische Armee aus der Mandschurei, der Heimat der<br />
Hunghutsen, herbeigekommen waren, und eine Aktiengesellschaft zur Beraubung der<br />
wohlhabenden Chinesen der Umgebung bildeten. In Tsingtau selbst durften sie später<br />
nicht mehr rauben, aber in der Umgebung haben sie die ganze Zeit über ihr Handwerk<br />
ausgeübt, wobei es leider nicht immer so glimpflich zuging wie bei mir. Gar manche<br />
Mordtaten bezeichnen die Spuren dieser grauenvollen Aktiengesellschaft.<br />
Unterdessen erfuhr auch die japanische Regierung von der Sache. Man bestellte mich<br />
auf die Militärverwaltung. Ich wurde sehr entgegenkommend behandelt, und der Gouverneur<br />
verfügte, daß ich eine militärische Wache vor das Grundstück erhalten solle.<br />
Chinesische Freunde haben ferner ein paar handfeste Wächter für mich gemietet, die<br />
die ganzen Nächte das Haus umkreisten und dabei mit derben Prügeln auf den Boden<br />
schlugen, um üble Elemente abzuschrecken. Als ich aber eines Abends ausgegangen<br />
war und bei meiner Rückkehr mein Grundstück wieder betreten wollte, da stürmte mit<br />
lautem Schrei die Wache aus ihrem Schilderhaus hervor und setzte mir das Bajonett auf<br />
die Brust. Nur mit Mühe gelang es mir, den Mann zu überzeugen, daß ich der Bewohner<br />
des Hauses sei und kein Räuber. Er schien mir endlich Vertrauen zu schenken und ließ<br />
mich passieren. Aber nun sprangen die beiden Wächter vom Lande mit ihren Prügeln<br />
auf mich zu und hätten mich beinahe zu Boden geschlagen, wenn es mir nicht eben<br />
noch gelungen wäre, auch sie von ihrem Irrtum zu überzeugen.<br />
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