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Die Seele Chinas - Chinaseiten

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aufrichtigen Entsetzens und eines prophetischen Warnrufs, um zu retten, was sich retten<br />

läßt. Es werden sechzehn Maßregeln angegeben, um dem Unheil zu entgehen, die<br />

alle darauf hinauslaufen, einerseits sich mit Getränken zu versehen gegen den mit dem<br />

Erdbeben einsetzenden Wassermangel, andererseits mit Nahrung und warmer Kleidung<br />

gegen die Folgen der Kälte und des Hungers. <strong>Die</strong>se Ratschläge sind kein unmittelbarer<br />

Teil der Weissagung mehr, sondern entspringen vernünftigen Überlegungen angesichts<br />

der bevorstehenden Ereignisse. <strong>Die</strong> Weissagung in ihrer Mischung von ekstatischem<br />

Prophetenruf und freundlichem Rat hat ungeheuren Eindruck gemacht. Allenthalben<br />

wurden die gedruckten Blätter verteilt, und wie eine Epidemie verbreitete sich die Angst.<br />

Als nun vollends am 1. September das Erdbeben in Japan hereinbrach mit seinen<br />

unerhörten Schrecken, da schien es mit Händen zu greifen, daß das Weltende nahe.<br />

Andere religiöse Vereinigungen benützten die herrschende Stimmung, und so jagten<br />

sich die Prophezeiungen. Ein Blatt wurde verbreitet, auf dem eine Weissagung stand,<br />

die am 1. Neujahrstage in Schansi auf einem Stein gefunden worden sei. Darin werden<br />

außer großen Nöten in den letzten drei Monaten des gegenwärtigen Jahres auch noch<br />

zehn Plagen genannt, die über die Welt kommen sollen: die erste Plage ist, daß Wirren<br />

kommen werden über die ganze Welt. <strong>Die</strong> zweite Plage ist, daß im Osten und Westen<br />

Menschen Hungers sterben. <strong>Die</strong> dritte Plage ist, daß im Yangtsetal eine große Not<br />

entsteht. <strong>Die</strong> vierte Plage ist, daß in allen Provinzen sich Räuber erheben. <strong>Die</strong> fünfte<br />

Plage ist, daß den Menschen der Friede genommen wird. <strong>Die</strong> sechste Plage ist, daß<br />

Armut und Krankheit die Menschen bedrängen. <strong>Die</strong> siebente Plage ist, daß Speise<br />

vorhanden ist, aber keine Menschen mehr, sie zu essen. <strong>Die</strong> achte Plage ist, daß<br />

Kleider vorhanden sind, aber keine Menschen mehr, um sie anzuziehen. <strong>Die</strong> neunte<br />

Plage ist, daß Totengebeine umherliegen, aber keine Menschen mehr da sind, um sie<br />

zu beerdigen. <strong>Die</strong> zehnte Plage ist, daß es schwer sein wird, das Jahr des Schweins<br />

und der Ratte zu überstehen. (Das Jahr des Schweins und der Ratte war das Jahr 1923<br />

und 1924.) Es wird dann weiter erwähnt, daß der dreiundzwanzigste des zehnten<br />

Monats (30. November) ein Unglückstag sein werde, und daß wilde Tiere auf Erden<br />

erscheinen werden, die die Menschen bedrängen. Wenn aber das neue Jahr komme,<br />

dann werden alle Menschen lachen, und wenn man sie fragt, warum sie lachen, so<br />

werden sie sagen: »Der neue Herr ist da, wir gehen ihm entgegen.« Dann kommt die<br />

große Zeit des Heils, und die Gläubigen werden sie erleben. <strong>Die</strong> Ungläubigen aber und<br />

die da übel tun, werden in große Not kommen. Wer Gutes tut, wird sein Leben erretten.<br />

Eine andere Weissagung, die verbreitet wurde, sprach davon, daß in Nanking unter<br />

großem Donnern ein Stein zur Erde gefallen sei, auf dem die Weissagung von einer<br />

großen Not gestanden habe. <strong>Die</strong>se Weissagung sei ein Wort Buddhas. Sie enthält<br />

ebenfalls die Ankündigung von zehn großen Plagen, die von den oben erwähnten in<br />

manchen Punkten abweichen. Zauberzeichen werden angegeben, von denen man drei<br />

an die Tür des Hauses und drei an den Weihrauchkessel anbringen solle, während die<br />

drei letzten auf dem Leibe getragen werden sollen.<br />

Eine ältere Weissagung aus dem Jahre 1890 ist beigefügt, die ebenfalls aus Setschuan<br />

stammt und eine Warnung des Kriegsgottes Kuanti enthält, der zu diesem Zweck persönlich<br />

auf die Erde herabgestiegen sei.<br />

Auf den Straßen von Peking wurden diese Blätter offen in großen Mengen verteilt. In<br />

den Tempeln brannte den ganzen Tag der Weihrauch, und Gläubige eilten herbei, um<br />

durch ihre Gebete die Hilfe der Götter zu erlangen. Besonders wohlhabende ältere<br />

Damen gaben ziemlich viel Geld aus für den Druck und die Verbreitung dieser Weissagungen.<br />

Lebensmittel wurden eingekauft, und es geht die Sage, daß es selbst Europäer<br />

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