Die Seele Chinas - Chinaseiten
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che ist, daß man sich während der Revolution, weil die eigene Kraft des Volkes noch<br />
nicht stark genug war, genötigt sah, äußere Macht * zu Hilfe zu nehmen. <strong>Die</strong> Machtpolitik<br />
ist ein Gespenst der alten Zeit. Da dieses Gespenst eine zweitausendjährige Geschichte<br />
hinter sich hat und sehr klug ist in der Anwendung seiner Mittel, so konnte man nicht<br />
verhindern, daß es noch ein paar Jahrzehnte weiterspukte, aber seine Zeit ist zum<br />
größten Teil abgelaufen, und in kurzem wird es zu Ende mit ihm sein. Wenn erst diese<br />
Zeit vorüber ist, wird ganz von selbst eine neue politische Atmosphäre sich bilden.<br />
<strong>Die</strong> zweite Ursache liegt in den naturgemäßen Vorgängen bei der Ausdehnung einer<br />
Bewegung. <strong>Die</strong> einzelnen Etappen der Umwandlung wurden von einer Reihe von wirklichen<br />
Helden unter Einsetzung ihrer ganzen Kraft erreicht. Da ist es nur natürlich, daß im<br />
Lauf der Zeit ein vorübergehender Ermattungszustand eintritt, und außerdem sind leider<br />
eine ganze Anzahl der entschlossenen Kämpfer als Opfer der Zeit gefallen. <strong>Die</strong> Nachfolger<br />
fanden nicht sofort den Anschluß an ihre Höhe, so entstand ein Zwischenraum von<br />
einer gewissen Leere. Aber ich denke, daß diese Zeit nun auch vorüber ist. <strong>Die</strong> alten<br />
Führer haben ein wenig ausgeruht und können aufs neue erwachen zu neuem<br />
Kampfeseifer. Und da auch die neu in die Reihen Einrückenden von Tag zu Tag<br />
zahlreicher werden, so ist die Lage so, daß eine neue Zeit erwartet werden kann.«<br />
Alle die drei genannten Führerpersönlichkeiten stehen wie gesagt irgendwie dem Buddhismus<br />
nahe, denn auch K'ang Yu We erwähnt ihn gelegentlich in seinen Schriften. Daß<br />
der Buddhismus, der eine Zeitlang daniederlag und in Aberglauben niedriger Art versunken<br />
war, wieder hochkam und heute in China wieder regelrecht unter den Gebildeten<br />
Mode zu werden beginnt, hängt natürlich mit den historischen Verhältnissen zusammen.<br />
Ein Sekretär des bekannten Staatsmannes Tsong Kuo Fan, namens Yang Wen Hui, der<br />
später auch mit dem Sohn von Tsong Kuo Fan, dem bekannten Marquis Tsong, als dieser<br />
Gesandter in London wurde, nach Europa ging, war es, der in dieser Hinsicht<br />
großen Einfluß auf die Gelehrten der neuen Schule ausübte. Er hatte eine überaus<br />
gründliche und tiefe Bildung und ließ sich in späteren Jahren in Nanking nieder, wo er<br />
sich der Erforschung des Buddhismus und dem Unterricht von Jüngern in den<br />
Geheimnissen der buddhistischen Gedankenwelt widmete. Er starb einen Tag vor dem<br />
Ausbruch der Revolution. Der von ihm gegründete Kreis ist noch heute in seinen<br />
Ausläufern in Nanking vorhanden.<br />
Sicher hat der Buddhismus Gefahren für manche der oberflächlicheren seiner Anhänger<br />
gehabt. Manche wurden aus einem gewissen Weltüberdruß in seine Arme geführt, um<br />
sich zu retten vor dem Getriebe des Lebens. <strong>Die</strong>se pessimistische Stimmung, die jedoch<br />
nicht mit Notwendigkeit im Mahayana-Buddhismus begründet ist, bedeutet natürlich eine<br />
Senkung des Niveaus, ähnlich wie das im Christentum der Fall war in den Zeiten, da<br />
man sich durch Weltflucht aus diesem irdischen Jammertal zu retten suchte. Aber die<br />
sehr verbreitete Sekte vom »Reinen Land«, die in mancher Hinsicht an den Protestantismus<br />
erinnert, indem sie Erlösung nicht aus Werken, sondern allein durch den Glauben<br />
erhofft, hat fast noch mehr geschadet. <strong>Die</strong>se Sekte verzichtet von vornherein auf die<br />
Möglichkeit, in diesem Leben schon Vollendung zu erreichen. Man vertraut auf Amida<br />
und ruft ihn an (Chinesisch: »Amit'ofo«), dadurch erlangt man die Kraft seiner stellvertretenden<br />
Verdienste, durch die man nach dem Tod in das »Reine Land«, das Paradies,<br />
eingeht, wo man noch einmal wiedergeboren wird, um das Nirwana zu erlangen. <strong>Die</strong>ser<br />
Glaube bedeutet eine starke Erleichterung. Man kann ihn unter Menschen von recht<br />
* <strong>Die</strong>ser Passus bezieht sich auf die Truppenführer, die als Erben Yüan Schï K'ais, den man bei Beginn<br />
der Revolution nicht entbehren konnte, mit ihren Söldnerheeren nun eine große Verlegenheit bilden.<br />
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