Die Seele Chinas - Chinaseiten
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Das war auch der Grund, warum dieses Gebiet sehr wenig Aufmerksamkeit<br />
chinesischer Altertumskenner auf sich gezogen hat.<br />
<strong>Die</strong> Figuren und Grotten sind gebildet aus einem grobkörnigen Sandstein, der auf einer<br />
Schicht von Tonschiefer ruht. Beides sind sehr leicht verwitternde Gesteine, daher<br />
haben die Figuren schon sehr stark Schaden genommen. Vor den Höhlen waren früher<br />
offenbar überall Tempel außen an die Bergwand angebaut, durch die die Höhlen, die z.<br />
T. hoch über dem Boden liegen, zugänglich waren. Noch sind Spuren von Löchern da<br />
zur Anbringung der Dachsparren im Gestein. <strong>Die</strong>se Tempel sind später zerfallen oder<br />
zerstört worden.<br />
In der Mingzeit spielte die Gegend dann wieder eine große Rolle als Grenzgebiet gegen<br />
die Überfälle der Mongolen. Aus dieser Zeit stammt auch die Mauer, die über den Felsgrotten<br />
auf der Hochebene in ihren Resten noch erhalten ist und die in ihrer Art ganz an<br />
ein römisches Kastell erinnert. Es war wohl ein befestigtes Lager, das da oben lag. Im<br />
Dorf selbst sind auch noch zwei Tore, die in ihrer Form fast an ägyptische Pylonen erinnern.<br />
Das Innere des Lagers ist seit einigen Jahren mit üppig gedeihenden Kartoffeln<br />
angepflanzt. Zwischen den Feldern führen die alten gepflasterten Lagerwege. In der<br />
Erde findet man allenthalben Scherben von altem Porzellan.<br />
Der Tempel, der aus zwei großen, mehrstöckigen Halbgebäuden besteht, die den inneren,<br />
ausgehöhlten Fels bedecken, stammt nach einer Inschrift aus der Zeit des Mingkaisers<br />
Wanli (1573-1619) und zeichnet sich besonders durch die wundervollen pfauenblauen<br />
Dächer aus. Er ist dann später noch verschiedene Male repariert worden, das<br />
letzte Mal von einem Mongolenfürsten, der auch einige mongolische Inschriften hat<br />
anbringen lassen. Da der Stein sehr weich ist, verwittert er fortwährend, selbst innerhalb<br />
der Höhlen, wo er dem Wind nicht ausgesetzt ist. Bei den Reparaturen wird verschieden<br />
verfahren. Wo es möglich ist, wird einfach die Bemalung erneuert und die schadhaften<br />
Stellen mit Lehm verstrichen. Weitergehende Schäden werden dadurch gebessert, daß<br />
die ganze Statue mit einer Lehm- und Papierschicht überzogen wird, auf der mehr oder<br />
weniger geschmackvoll die Vergoldung und sonstige Farben aufgetragen werden. Wenn<br />
die Verwitterung schon weiter geschritten ist, so werden Löcher in den Stein gebohrt,<br />
um darin Pflöcke zu befestigen, die die neue Lehmschicht halten. Fällt eine solche<br />
ergänzte Lehmschicht mit der Zeit doch ab, so greift natürlich von den Löchern aus die<br />
Verwitterung besonders schnell um sich. Wo endlich die Formen schon ganz verwischt<br />
sind, da wird einfach ein Lehmgrund hergestellt, auf den die Bilder in Farben gemalt<br />
werden. <strong>Die</strong>se Malereien, ebenso wie einige sonstigen, zeigen, trotz verhältnismäßig<br />
späten Ursprungs, eine recht gute Technik und auch der geistige Gehalt ist stärker, als<br />
es gemeinhin bei derartigen Tempelbildern der Fall zu sein pflegt.<br />
Von den beiden Tempeln führen Galerien und Brücken, oft recht halsbrecherischer Art,<br />
nach einigen kleinen Grotten hoch oben im Felsen. Manche sind, wenn auch mit Vorsicht,<br />
noch zugänglich. Bei anderen ist die Baufälligkeit schon so weit vorgeschritten,<br />
daß sie nicht mehr betretbar sind.<br />
Nach Osten und Westen schließt sich eine ganze Stadt von weiteren Grotten an, die<br />
aber in noch stärkerem Verfall begriffen sind als die Tempelgrotten. <strong>Die</strong> östlichen<br />
Grotten dienen großenteils zum Nachtaufenthalt für Tiere und Menschen, die des Wegs<br />
kommen. <strong>Die</strong> Wände sind verraucht, Spuren von Feuerstellen sind auf dem Boden<br />
zerstreut. <strong>Die</strong> westlichen Höhlen sind teilweise vorne zugemauert und als regelrechte<br />
Wohnungen für die Bauern des Dorfes eingerichtet. So werden die Leute geboren,<br />
wachsen auf und sterben angesichts der großen Reste der Vergangenheit, die still und<br />
heilig dem kleinen Treiben der Menschen mit derselben Gelassenheit zusehen, wie dem<br />
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