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Die Seele Chinas - Chinaseiten

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Das literarische Haupt der Gegner der neuen Bewegung war eine Zeitlang Lin Schu, der<br />

durch seine Übersetzungstätigkeit eine gute Stellung gehabt hatte, die durch die neue<br />

Sprache in Frage gestellt war. Zudem war er auch in politischer Verbindung mit der<br />

Anfupartei, die er gegen die radikale Jugend zu verteidigen suchte.<br />

Inzwischen hat die neue Bewegung sich abgeklärt und ist zur festbegründeten Tatsache<br />

geworden. Nicht nur die aufstrebende Jugend wie Hu Schi und Liang Schu Ming oder<br />

der moderne Dichter Hsu Tschi Mou und viele andere haben wertvolle Werke in der<br />

neuen Sprache geschaffen; auch Liang K'i Tsch'ao und Ts'ai Yüan P'e haben sich der<br />

Bewegung angeschlossen und haben sie dadurch auf eine unbestreitbare Ebene<br />

emporgehoben.<br />

Mit dieser literarischen Bewegung hängt eine große Lebendigkeit des ganzen geistigen<br />

Lebens zusammen. <strong>Die</strong> Schranken gegen das Ausland sind gefallen. Offene und rückhaltslose<br />

Auseinandersetzung mit allen Gedanken des Westens hat begonnen. Man hat<br />

kein sonderchinesisches Reservat mehr, an das man sich zu klammern sucht, wie<br />

Tschang Tschi Tung das noch getan hatte. Eine philosophische Gesellschaft wurde<br />

begründet unter dem Vorsitz von Liang K'i Tsch'ao, Tsiang Po Li und dem besonders<br />

auch in Deutschland bekannten Dr. Carsun Chang, die fremde Professoren nach China<br />

einlud.<br />

Bertrand Russell von England, Dewey von Amerika, Hans Driesch von Deutschland und<br />

Rabindranath Tagore aus Indien haben dem Ruf bis jetzt Folge geleistet. Andere<br />

werden folgen.<br />

Eine Zeitlang schien es, als ob die kulturelle Selbständigkeit <strong>Chinas</strong> im Zustrom der<br />

neuen Gedanken rettungslos verloren sein wurde. Der Krieg hat da Wandel geschaffen.<br />

<strong>Die</strong> westlichen, eurpäisch-amerikanischen Staaten zeigten doch zu deutlich in diesem<br />

Krieg die furchtbar gefährlichen Seiten ihrer Kultur. China erwachte aus dem Kosmopolitismus,<br />

in den es schwärmend eingetreten war und der sich in den Schriften K'ang Yu<br />

We's und anderer Zeitgenossen zeigte, zu einem bewußten Nationalgefühl. In dieser<br />

Richtung wirkten dann auch ganz besonders die neu sich zeigenden russischen Einflüsse.<br />

Das neue Rußland, das von Europa vielfach mit dem gedankenlosen Schlagwort<br />

„Bolschewismus“ erledigt werden möchte, ist eine viel mehr zusammengesetzte Erscheinung,<br />

als wir hier sehen. Außer dem Prinzip des Kommunismus ist der Sowjetgedanke<br />

sehr mächtig, der die freie Zusammenarbeit vollkommen selbständiger,<br />

gesellschaftlicher oder nationaler Bildungen bedeutet. <strong>Die</strong>ser Sowjetgedanke stärkt in<br />

Asien überall das nationale Element. So auch in China. Keine »gelbe Gefahr«, das<br />

inhaltsleere Gespensterphantom des europäischen schlechten Gewissens, kein blutiger<br />

Agrar-Kommunismus, kein »Bolschewismus« in diesem Sinne ist von China zu<br />

erwarten, wohl aber die feste Entschlossenheit, Herr im eigenen Hause zu werden, die<br />

jahrhundertelange Knechtung durch europäische Anmaßung zurückzuweisen, eine<br />

gleichberechtigte Nation unter anderen zu sein und gemeinsam mit ihnen an der großen<br />

Menschheitssache mitzuarbeiten. Das sind die Ziele von Jung-China. Deutschland und<br />

Rußland haben China dieses Recht freiwillig zugestanden. <strong>Die</strong> anderen Nationen, die<br />

von den Chinesen als Unterdrücker empfunden werden, sehen sich einem sehr starken<br />

passiven Widerstand gegenüber, der die ganze chinesische Nation einigt. Sie kämpfen<br />

mit Tanks und Maschinengewehren und reden in ihrer Presse von chinesischen<br />

Aufständen, wenn sie wieder einige hundert Chinesen niedergeschossen haben - ohne<br />

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